Am Freitag, den 8. November 2023, wurde eine neue Informationstafel vor der historischen „Villa Schindler“ am Rennweg 10 in Innsbruck enthüllt. Diese Tafel soll die Geschichte des Gebäudes einem breiten Publikum näherbringen und somit an die dunklen Kapitel der Vergangenheit erinnern. Die Veranstaltung zog nicht nur lokale Historiker an; Meriel Schindler, die Enkelin von Hugo Schindler, reiste aus London an, um gemeinsam mit Veronika Sexl, der Rektorin der Universität Innsbruck, dieses bedeutende Ereignis zu begehen.
Eine weitere familienangehörige Meriels, ihre Schwester, kam extra aus Paris, um an diesem besonderen Moment teilzuhaben. Die Tafel wurde direkt am Zaun installiert, sodass sie für alle Passanten sofort sichtbar ist. Dies soll helfen, Wissen und Bewusstsein über diese wichtige historische Stätte zu fördern.
Von der Gründung zur Arisierung
Die Geschichte der Villa reicht bis ins Jahr 1927 zurück, als der jüdische Unternehmer Hugo Schindler die Villa im englischen Landhausstil von dem Architekten Hermann Muthesius erbauen ließ. Allerdings nahm die Geschichte eine dramatische Wendung, als 1938 der Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland stattfand. Unter Druck und auf Geheiß der NSDAP musste Schindler sein Anwesen an die Stadt Innsbruck zu einem viel zu niedrigen Preis verkaufen.
Nicht lange nach dem Verkauf zog der NSDAP-Gauleiter für Tirol-Vorarlberg, Franz Hofer, in die Villa ein, die er für private Zwecke nutzte und ein Jahr später sogar erwarb. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Villa von US-amerikanischen Besatzungstruppen beschlagnahmt und später der französischen Militärregierung übergeben. Obwohl Hugo Schindler den Holocaust in England überlebte, setzte er sich nach dem Krieg mit einem Restitutionsverfahren dafür ein, sein ehemaliges Heim zurückzuerhalten, was ihm 1940 auch gelang. Nach Schindlers Tod 1952 wurde die Villa 1956 von seiner Witwe und seinem Sohn verkauft und gelangte schließlich zur Universität Innsbruck, wo sie als Institut für Alternsforschung genutzt wird.
Wünsche für die Zukunft der Villa
Mit Blick auf die Zukunft hat Meriel Schindler ihre Vision für die Villa geäußert. Sie betont die Notwendigkeit eines Museums in Innsbruck, das sich mit der breiteren Zeitgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts auseinandersetzt: „Die jüdische Bevölkerung steht sehr viel für Wissen und Bildung“, so Schindler. Ein Museum hier könnte eine signifikante Bildungseinrichtung sein, die einen Raum für die Auseinandersetzung mit der Geschichte bietet.
Ein weiterer Kontext, der diesen Zeitpunkt besonders macht, ist das Gedenken an die Novemberpogrome von 1938. Am 9. November – dem Jahrestag dieser schrecklichen Ereignisse – wird in Innsbruck an die zahlreichen Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung erinnert, während NS-Kommandos gewaltsam gegen jüdische Bürger vorgingen. Ein Teil dieser Erinnerungsarbeit geschieht auch durch Gedenkveranstaltungen, die in der Stadt stattfinden, um an die Opfer und die Unrechtmäßigkeiten dieser Zeit zu erinnern.
Zu den geplanten Veranstaltungen zählen die traditionelle Gedenkveranstaltung der sozialdemokratischen Freiheitskämpfer:innen Tirol sowie das Gedenken der Israelitischen Kultusgemeinde, das am Landhausplatz beginnt. Diese Zeremonien erinnern nicht nur an die Toten, sondern auch an das kollektive Gedächtnis der Stadt Innsbruck in Bezug auf ihre jüdische Geschichte.
Details zu den aktuellen Gedenkaktivitäten und den Plänen für die Villa Schindler sind online zu finden, unter anderem auf www.novemberpogrom1938.at.