Innsbruck

Skandal um Kasseler Staatsorchester: Neue Chefdirigent mit Doppelspiel

Skandal im Staatstheater Kassel: Der neue Chefdirigent Ainārs Rubiķis übernimmt heimlich auch das Tiroler Landestheater – für Aufregung sorgt Kunstminister Gremmels!

Bis vor Kurzem war die Regel klar: Der Generalmusikdirektor am Staatstheater Kassel galt als der exklusive Maestro, der kaum Platz für andere Orchester ließ. Diese Tradition reicht mehr als 500 Jahre zurück und spiegelt den Stolz eines Orchesters wider, das als das älteste seiner Art gilt, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1502 zurückreichen. Doch das könnte sich nun ändern, und die Situation wirft Fragen auf.

Der hessische Minister für Kunst und Kultur, Timon Gremmels, sorgt erneut für Aufregung innerhalb der Musikszene. Berichten zufolge wusste er bereits beim Vertragsschluss mit dem neuen Chefdirigenten Ainārs Rubiķis, dass dieser auch bei einem anderen Orchester in Österreich, dem Tiroler Landestheater, eine Stelle angestrebt hatte. Die Mitglieder des Orchesters in Kassel sowie das Publikum blieben völlig ahnungslos, bis die österreichische Presse die Informationen verbreitete. Dies zeigt nicht nur eine Ungeschicklichkeit in der Kommunikation, sondern auch, dass es ernste Bedenken in Bezug auf Transparenz und Exklusivität gibt.

Neue Regeln für ein modernes Dirigat

In der heutigen Zeit ist es zwar üblich, dass Dirigenten mehrere Orchester weltweit leiten, wie beispielsweise die prominenten Andris Nelsons oder Gianandrea Noseda. Warum wird aber nicht offen über solche Mehrfachengagements gesprochen? Hier scheint ein Missverständnis seitens der Verantwortlichen zu bestehen, denn erwarte man nicht, dass gute Politik sich von selbst erklärt? Der Zustand der Unsicherheit fördert Spekulationen und sorgt für Unruhe unter den Musikern.

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Der Kontrast zwischen den beiden Engagements ist erheblich. Während Rubiķis in Innsbruck als „Wunschkandidat“ gehandelt wird, wurde er in Kassel mehrheitlich abgelehnt. Trotz seiner „geringfügigen Nebenbeschäftigung“ am Tiroler Landestheater, die theoretisch nur maximal vier Wochen Arbeit pro Jahr verlangen sollte, scheint seine Rolle dort weitreichender zu sein. In Innsbruck wird er nicht nur bei Sinfoniekonzerten auftreten, sondern hat auch organisatorische Aufgaben, die die Anwesenheit bei Probespielen einschließen.

Der Kasseler Intendant Florian Lutz sieht zwar keine Probleme in der Kollision der Aufgaben, da die Verpflichtungen in Kassel nur einen geringfügigen Teil der gesamten Arbeit ausmachen würden. Doch diese Einschätzung wird in Frage gestellt, besonders angesichts der bereits jahrelang angestauten Herausforderungen am Staatstheater. Eine solche „branchenübliche“ Regelung könnte durch fehlendes Fingerspitzengefühl und mangelnde Kommunikation erheblichen Schaden anrichten.

In der Vergangenheit gab es mit Gremmels bereits Konflikte, wo die traditionellen Normen des Staatstheaters infrage gestellt wurden. Der designierte GMD, Rubiķis, steht nun in der Verantwortung, die Situation zu managen, und es wird als unklug angesehen, ein Engagement in Innsbruck anzunehmen. In Anbetracht der Umstände hätte er vielleicht besser auf das zusätzliche Angebot verzichten und stattdessen für Stabilität im Kulturellen in Kassel eintreten sollen.

Wie sich die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Rubiķis und dem Kasseler Staatsorchester gestalten wird, bleibt abzuwarten. Unzweifelhaft ist jedoch, dass die Künste nicht nur von großen Namen und Talenten abhängen, sondern auch von der Fähigkeit der Führungskräfte, diese Ressourcen sinnvoll zu managen und Transparenz zu fördern. Es könnte an der Zeit sein, die traditionellen Strukturen zu überdenken und eine klarere Kommunikationskultur zu etablieren, die die Bedürfnisse der Künstler respektiert und die Zusammenarbeit vorantreibt.

Quelle/Referenz
faz.net

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