In den letzten Jahren haben sich die klimatischen Bedingungen in den Alpen spürbar verändert. Ein bemerkenswertes Phänomen, das immer häufiger beobachtet wird, sind sogenannte „trockene Hochwasser“. Dies geschieht, wenn große Schneemengen auf hohe Temperaturen treffen und die Schmelze einsetzt, ohne dass es in der Region zusätzlich regnet. Diese plötzliche Veränderung kann zu regionalen Überflutungen führen, selbst wenn der Himmel weitgehend klar bleibt.
Die Gletscherforscherin Andrea Fischer erläutert, dass die beobachtbaren Trends der „trockenen Hochwasser“ auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Eigentlich ist es wenig bekannt, dass die Schneeschmelze an sich schon genug Wasser erzeugen kann, um Flüsse wie den Inn in den Alpen anschwellen zu lassen. Ein Beispiel dafür war das Hochwasser im Juni 2019, das durch die massive Schneeschmelze in Kombination mit Gewittern in der Umgebung zu einem Ereignis führte, das statistisch einmal in 50 Jahren vorkommt. Diese Veränderungen sind dennoch Teil eines größeren Musters klimatischer Turbulenzen in den Alpenregionen.
Rückblick auf dramatische Hochwasserereignisse
Der Inn erlebte auch in diesem Sommer eine ähnliche, wenn auch weniger drastische, Situation. Auch hier führte die Schneeschmelze zu einem vorübergehenden Hochwasser, das allerdings die Pegel an der Donau nicht nennenswert ansteigen ließ. Der Grund dafür liegt in den geographischen Gegebenheiten, da das Gebiet der Donau viele tief liegende Flächen umfasst, in denen kein Schnee vorhanden ist. Daher kann das zusätzliche Wasser aus dem Inn-Hochwasser in der Gesamtmenge schnell untergehen.
Für Fischer heißt das, dass spezifische Wetterbedingungen notwendig sind, damit die Schmelzwassermengen aus den Alpen signifikante Veränderungen im weiteren Flussverlauf bewirken. Viel eher spielen diese Phänomene in den Städten Innsbruck, Salzburg oder Kufstein eine Rolle. Die Bevölkerung in diesen Gebieten sollte sich der Risiken bewusst sein, die solche Hochwasser mit sich bringen können, hinsichtlich einer möglichen Überschwemmung, die wenig Vorwarnzeit bietet.
Gefahren durch Gletscherseen
Ein weiteres besorgniserregendes Risiko sind die sogenannten „Glacier Outlet Floods“. Diese stellen vor allem für Talorte eine große Gefahr dar, da sie aus neu entstandenen Gletscherseen resultieren können. Wenn sich über das Jahr große Mengen Schmelzwasser in solchen Seen ansammeln und dann plötzlich ausbrechen, können gewaltige Wellen durch die Täler rasen und dabei Schotter und Geröll mitreißen. Solche Ereignisse wurden beispielsweise in der Schweiz und besonders häufig im Himalaya dokumentiert, wo sie verheerende Schäden angerichtet haben.
Die Gletscherforscherin warnt, dass solche Fluten aufgrund der natürlichen Gegebenheiten und der globalen Erwärmung auftreten können. Die schnelle Entstehung dieser Hochwasser erfordert gezielte Überwachungsmaßnahmen, um die Sicherheit der dort Lebenden zu gewährleisten.
Ungeachtet der Gefahren durch Hochwasser und Schnelzschmelze gibt es auch positive Aspekte der Niederschläge in den letzten Tagen. Diese konnten für die stark geschädigten heimischen Gletscher eine Art Verschnaufpause darstellen. Dichte Schneedecken könnten in bestimmten Regionen die früheren Schmelzperioden unterbrechen und dazu beitragen, dass die Gletscher bis in den Oktober nicht weiter schmelzen mussten. Im Westen Österreichs hingegen wird eine erneute Erhöhung der Temperaturen erwartet, sodass das Eis bald wieder zu schmelzen beginnen könnte.