Innsbruck

Plastische Chirurgie in Brixen: Ein Kompetenzzentrum auf der Kippe

Das Krankenhaus Brixen wirbt mit einem Plastischen Chirurgie-Zentrum, das längst nicht mehr existiert – Patienten müssen nach Innsbruck oder ins Ausland.

Am Krankenhaus Brixen, das einst für seine umfassenden Leistungen in der Plastischen Chirurgie bekannt war, gibt es besorgniserregende Entwicklungen. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb bewirbt weiterhin ein Kompetenzzentrum für Plastische Chirurgie, obwohl die entsprechenden Behandlungen längst nicht mehr vor Ort angeboten werden. Dies lässt viele Patienten, die auf solche Eingriffe angewiesen sind, mit Fragen und Ungewissheiten zurück.

Die Plastische Chirurgie ist ein wichtiger Bereich der Medizin, der nicht nur ästhetische, sondern auch rekonstruktive Eingriffe umfasst. Insbesondere bieten sich Eingriffe zur Wiederherstellung nach gesundheitlichen Herausforderungen wie Tumoren oder Unfällen sowie die Behandlung von Fehlbildungen an. Am Krankenhaus Brixen wurde vor Jahren ein Kompetenzzentrum geschaffen, das vor allem durch die damalige Leitung von Alexander Gardetto maßgeblich geprägt wurde.

Vom Aufbruch zur Enttäuschung

Die Anfänge der Plastischen Chirurgie in Brixen reichen bis zur Jahrtausendwende zurück, als die Südtiroler Krankenhäuser in einem Sanitätsbetrieb vereint wurden. In diesem Kontext wurde eine Abteilung in Brixen gegründet, die durch Alexander Gardetto entwickelt wurde. „Und wir haben fast alle Behandlungen angeboten“, erinnert sich Gardetto an die Zeit, als die Abteilung noch florierte und enge Verbindungen zur Klinik in Innsbruck pflegte, die eine umfassende Betreuung gewährte.

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Allerdings verließ Gardetto 2015 enttäuscht den Sanitätsbetrieb und eröffnete eine Privatklinik in Brixen. „Mir fehlte die Wertschätzung“, sagt er und berichtet von der fehlenden Unterstützung der Verantwortlichen für die Plastische Chirurgie. Sein Abgang war nicht nur für ihn persönlich eine Neuausrichtung, sondern auch für die Abteilung ein Tiefpunkt, dem ein schrittweiser Rückgang der angebotenen Leistungen folgte..

Eingeschränkte Leistungen und Auslagerungen

Aktuell sind die Möglichkeiten in der Plastischen Chirurgie am Krankenhaus Brixen stark eingeschränkt. Laut Informationen aus dem Krankenhaus werden nur noch die notwendigsten Behandlungen angeboten, während umfassendere chirurgische Eingriffe wie Trauma- und Tumorchirurgie kaum mehr durchgeführt werden. Patienten, die solche Behandlungen benötigen, müssen nun oft nach Innsbruck oder zu Universitätskliniken in Norditalien reisen, was einen erheblichen Aufwand bedeutet.

Diese Situation stellt die einheimischen Patienten vor große Herausforderungen und Unannehmlichkeiten. Statt lokal behandelt zu werden, ist es für sie erforderlich, sich in weit entfernte Kliniken zu begeben. „Für viele ist das eine große Belastung“, so Gardetto, der trotz seines Weggangs weiterhin besorgt über die Lage ist.

Die aktuelle Praxis, Verbrennungsnarben in der Dermatologie in Bozen oder Fehlbildungen bei Kindern in Kliniken wie Innsbruck und Salzburg zu behandeln, wirft Fragen zur nachhaltigen Gesundheitsversorgung in Südtirol auf. Bei einer maßgeschneiderten medizinischen Versorgung ist es entscheidend, dass alle Behandlungen vor Ort stattfinden können, um für die Patienten eine umfassende Betreuung zu gewährleisten.

Gardetto äußert sich besorgt über die aktuelle Situation: „Mir tut es sehr leid, wie es derzeit um die Plastische Chirurgie im Krankenhaus Brixen bestellt ist.“ Trotz seines Engagements und der Investitionen in die Abteilung scheinen die Ergebnisse in der gegenwärtigen Realität weit hinter den Erwartungen zurückzubleiben.

Die Ungewissheit für viele Patienten, die auf plastisch-chirurgische Eingriffe angewiesen sind, bleibt groß. Hoffnung auf Veränderung könnte jedoch bestehen, wenn rechtzeitig entschlossene Maßnahmen ergriffen werden, um die Abteilung wieder zu stärken und so eine angemessene Versorgung auf dem heimischen Boden zu ermöglichen.

Die Vergangenheit der Plastischen Chirurgie in Brixen ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie schnell sich die Situation in der Gesundheitsversorgung ändern kann und welche Herausforderungen sowohl für die Fachkräfte als auch für die Patientinnen und Patienten damit verbunden sind. Es bleibt zu hoffen, dass baldige Lösungen gefunden werden, um die Abteilung wieder auf die Beine zu bringen und damit den Menschen in Südtirol die Versorgung zu bieten, die sie verdienen.

Der Zustand der Plastischen Chirurgie in Südtirol

Die gegenwärtige Situation der plastischen Chirurgie in Südtirol, insbesondere am Krankenhaus Brixen, wirft ernsthafte Fragen zur Patientenversorgung und den verfügbaren medizinischen Ressourcen auf. Der Rückgang der angebotenen Leistungen und die Abwanderung spezialisierter Ärzte haben zu einem Zustand geführt, in dem viele Patienten aus der Region auf externe Einrichtungen angewiesen sind. Dies führt nicht nur zu längeren Wartezeiten, sondern belastet auch die Patienten emotional und finanziell.

Die Schließung oder Abwanderung von Experten hat zur Reduzierung der angebotenen Dienstleistungen geführt. Laut Berichten müssen Patienten für grundlegende Behandlungen in andere Länder reisen, was in einem Gebirgskanton mit eingeschränkten Transportmöglichkeiten eine Herausforderung darstellt. Diese Entwicklung ist besonders bedauerlich, da eine effektive Behandlung in der Nähe sowohl die Versorgung als auch den Heilprozess der Patienten unterstützt.

Kritik an der Gesundheitsorganisation in Südtirol

Die Probleme im Bereich der plastischen Chirurgie werfen auch Fragen zur Effizienz des Südtiroler Sanitätsbetriebes auf. Kritiker weisen darauf hin, dass die zentrale Verwaltung der Gesundheitsdienste nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Patienten reagiert. Aufgrund der Schließung von spezialisierten Abteilungen und der Konzentration auf einige wenige Kompetenzzentren haben viele Menschen den Eindruck, dass die Gesundheitsversorgung nicht mehr dem Bedarf der Bevölkerung entspricht.

Die öffentliche Gesundheitspolitik und das Management innerhalb der sanitären Strukturen stehen zunehmend in der Kritik. Es wird gefordert, dass die Verantwortlichen ihre Strategie überdenken, um eine effektivere und effizientere Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Die Anbindung an multiprofessionelle Teams und die Schaffung von Netzwerken zwischen den Einrichtungen könnten ein Weg sein, um der wachsenden Anzahl an Patienten gerecht zu werden und den Herausforderungen der modernen Medizin zu begegnen.

Perspektiven und mögliche Lösungen

Um den Herausforderungen in der plastischen Chirurgie in Südtirol zu begegnen, könnten verschiedene Lösungsansätze erwogen werden. Eine Verbesserung der internen Kommunikation zwischen den verschiedenen Gesundheitsdiensten sowie eine bessere Koordination könnten dazu beitragen, dass Patienten adäquater behandelt werden. Es könnte auch sinnvoll sein, Spezialisten aus anderen Regionen zu gewinnen, um die Lücke in der Versorgung zu schließen.

Darüber hinaus könnten Investitionen in die Wiederherstellung und den Ausbau der plastischen Chirurgie in den örtlichen Krankenhäusern langfristig die Patientenversorgung in Südtirol verbessern. Es wäre wichtig, den Dialog zwischen der Bevölkerung, den Medizinern und den Entscheidungsträgern zu fördern, um gemeinsam Lösungen zu finden, die den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht werden. Der Rückhalt der Patienten und der Ärzte in diesem Prozess könnte entscheidend sein, um die Weichen für eine positive Entwicklung zu stellen.

Quelle/Referenz
tageszeitung.it

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