Innsbruck

Pflegekräfte in Innsbruck fordern bessere Arbeitsbedingungen und mehr Anerkennung

„In Innsbruck protestieren Pflegekräfte lautstark für bessere Bedingungen und fordern einen fairen Pflegezuschuss – Zeit für Veränderungen im Gesundheitswesen!“

Am Donnerstag versammelten sich zahlreiche Pflegekräfte in Innsbruck vor der Olympiaworld, um ihren Frust über die bestehenden Bedingungen in der Pflegebranche lautstark zum Ausdruck zu bringen. Die Demonstranten forderten dringend einen besseren Pflegezuschuss, die Einstufung ihrer Arbeitskräfte als Schwerarbeit und die Einführung einer Entlastungswoche. Diese Forderungen spiegeln die anhaltenden Missstände wider, die in der Gesellschaft viel zu oft ignoriert werden.

Die Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol, Sonja Föger-Kalchschmied, äußerte scharfe Kritik an der selektiven Regelung des Pflegezuschusses. So betonte sie, dass nur etwa die Hälfte der Beschäftigten in der Branche Anspruch auf diesen Zuschuss hat, während die andere Hälfte trotz gleicher Tätigkeit leer ausgeht. Diese Ungleichheit führt zu einer spürbaren Frustration und Unverständnis, spiegelt sie doch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft wider, die absolut nicht akzeptabel ist. Föger-Kalchschmied machte zudem deutlich, dass besonders im Behindertenbereich die notwendige Aufmerksamkeit fehlt, was die ohnehin schon schwierigen Arbeitsbedingungen zusätzlich belastet.

Schwerarbeit? Ein dringend benötigter Schutz

Die Forderung nach einer generellen Einstufung in die Kategorie „Schwerarbeit“ ist ein weiterer zentraler Punkt, der von den Pflegekräften immer wieder angesprochen wird. Föger-Kalchschmied weist darauf hin, dass es für die Beschäftigten kaum möglich sei, die erforderlichen 15 Schwerarbeitstage pro Monat zu erreichen, insbesondere wenn man die häufigen Zwölf-Stunden-Schichten in Betracht zieht. Diese Einstufung würde nicht nur zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen führen, sondern auch einen wichtigen Schritt zur Anerkennung der immensen Belastungen darstellen, die Pflegekräfte täglich bewältigen.

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Der Betriebsratsvorsitzende der Innsbrucker sozialen Dienste, Robert Senn, schloss sich diesen Bedenken an. Er stellte klar, dass die ungleiche Behandlung beim Pflegezuschuss für viele eine erhebliche Belastung darstellt. „Einige Leute erhalten den Zuschuss von etwa 135 Euro im Monat, während andere leer ausgehen“, führte Senn aus. Die fehlende Transparenz über die Fortsetzung dieser Regelung über das erste Jahr hinaus macht die Situation noch schwieriger. Außerdem betonte er, dass eine Regelung für Schwerarbeiter den Pflegeberuf insgesamt attraktiverer machen könnte. „Der Pflegeberuf ist an sich schön, doch wenn die Belastungen überhandnehmen, wird es schwer, die positiven Aspekte zu sehen“, so Senn.

Die Sorge um die Zukunft der Pflege

Der stellvertretende Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol, Ralf Wiestner, verwies auf alarmierende Prognosen. Bis 2030 wird in Österreich ein Mangel von rund 100.000 Pflegekräften erwartet, wenn sich die Bedingungen nicht schnell verbessern. Er betonte die Dringlichkeit guter Arbeitsbedingungen für die Angestellten, um den großen Mangel an Fachkräften abzuwenden. Eine Online-Befragung der Arbeiterkammer zeigt alarmierende Ergebnisse: Zwei Drittel der Beschäftigten im sozialen Bereich ziehen einen Jobwechsel in Betracht. Darüber hinaus gaben 60 Prozent an, mehr arbeiten zu müssen, als im Vertrag vorgesehen ist.

Ein weiteres zentrales Anliegen der Pflegekräfte ist die Einführung einer Entlastungswoche. Diese Forderung wurde bereits 2022 im Rahmen einer von der Bundesregierung angekündigten Pflegereform lautstark erhoben. „Die Entlastungswoche war ein großes Versprechen, das jedoch einige Beschäftigte ausschloss“, so Senn weiter. Vor allem Heimhilfen und solche, die aufgrund bestehender Kollektivverträge bereits eine sechste Urlaubswoche erhalten, können in diesen Genuss nicht kommen.

Mit der Demonstration in Innsbruck haben die Pflegekräfte ein deutliches Zeichen gesetzt. Sie fordern grundlegende Veränderungen, um ihrem Beruf die Anerkennung und Unterstützung zukommen zu lassen, die er dringend benötigt. Die lautstarken Stimmen der Pflegekräfte sollen nicht ungehört verhallen, sondern eine Welle der Veränderungen in Gang setzen, die für alle Beteiligten von Vorteil sind.

Quelle/Referenz
tirol.orf.at

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