Der italienische Dirigent Ottavio Dantone hat die musikalische Leitung der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik übernommen und wird am 7. August mit der Wiederentdeckung von Giacomelli’s „Cesare“ sein Debüt geben. Dieses Event setzt einen besonderen Akzent in der aktuellen Sommersaison des renommierten Festivals, das für seine historische Aufführungspraxis bekannt ist. Dantone bringt frische Impulse in den traditionsreichen Rahmen, der auf eine lange Geschichte zurückblickt.
Die Herausforderung der Tradition
Die Rolle des künstlerischen Leiters eines Festivals bringt stets eine Herausforderung mit sich. Auf der einen Seite möchten die Besucher neue, aufregende Passionen erleben, während gleichzeitig die Identität einer langjährigen kulturellen Institution gewahrt werden muss. Dantone ist sich dieser Balance bewusst und strebt danach, eine lebendige Verbindung zwischen der Vergangenheit der Barockmusik und der Gegenwart herzustellen. „Die Barockmusik sollte nicht nur als Teil der Geschichte betrachtet werden. Sie muss im Moment der Aufführung lebendig und relevant sein“, erklärt er.
Öffentliche Proben und Publikumsdialog
Einen besonderen Wert legt Dantone auf den Austausch mit dem Publikum. In einer öffentlichen Probe von „Cesare“ bot er den Innsbruckern die Gelegenheit, hinter die Kulissen der historischen Aufführung zu blicken. „Es war spannend zu zeigen, dass in einer Partitur aus dem 17. Jahrhundert kaum Spielanweisungen zu finden sind. Man muss sich im Stil der Zeit genau auskennen, um die Noten zum Leben zu erwecken“, sagt Dantone. Durch diese Interaktion mit den Zuhörern möchte Dantone die Zuschauer nicht nur als passive Zuhörer, sondern als aktive Mitgestalter der musikalischen Erfahrung einbeziehen.
Ein Dialog zwischen den Zeiten
Diese neuartige Herangehensweise beschreibt Dantone als einen „Dialog zwischen der Vergangenheit und dem Heute“. In Zusammenarbeit mit der Accademia Bizantina, einem Ensemble für historische Aufführungspraxis, verfolgt er das Ziel, eine lebendige musikalische Sprache zu entwickeln, die die Wurzeln der Barockmusik respektiert und gleichzeitig in die heutige Zeit übersetzt. Ein besonderer Fokus liegt auf der dramaturgischen Tiefe und der charakterlichen Ausgestaltung der Figuren in Giacomellis Werk. „Giacomelli hat ein bemerkenswertes Gespür für Dramaturgie. Seine Figuren sind vielschichtig und bieten neue Blickwinkel. Ich bin überzeugt, dass dieses Werk mindestens genauso bedeutend ist wie die bekannteren Stücke von Händel“, so Dantone.
Ein Blick voraus
Dantones Vision geht jedoch über die erste Premiere hinaus. In der neu ins Leben gerufenen Reihe „Ottavio plus“ wird er auch als Kammermusiker auftreten und damit neue Formate anbieten. Diese Zusammenarbeit zielt darauf ab, die Vielfältigkeit der Alten Musik noch weiter zu erkunden und ins Rampenlicht zu rücken. „Es gibt noch so viel mehr zu entdecken, und ich freue mich darauf, mit dem Publikum diese spannenden musikalischen Erlebnisse zu teilen“, verspricht der Dirigent.
Die Rolle der Innsbrucker Festwochen
Die Innsbrucker Festwochen stellen einen wesentlichen Bestandteil der Wiener Kulturszene dar und ziehe sowohl lokale als auch internationale Besucher an. Dantones Engagement bringt nicht nur frischen Wind in das Programm, sondern unterstreicht auch die Bedeutung der kulturellen Identität der Stadt Innsbruck. „Wir möchten die Stadt weiterhin mit einer Reihe von kostenlosen Konzerten bespielen und die Musik in all ihren Facetten erlebbar machen“, fügt Dantone hinzu.
Die Erwartungen sind hoch, sowohl von Seiten des Publikums als auch von der Musikgemeinschaft. Dantone ist entschlossen, dieser Herausforderung gerecht zu werden und sowohl vertraute als auch innovative Klangwelten zu präsentieren, die das Publikum in ihren Bann ziehen werden. Mit einem klaren Fokus auf Interaktion und saisonale Neuheiten wird die Sommersaison der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik unter seiner Leitung mit Spannung erwartet.
Erschließung des Italienischen Barock
Durch die Wiederbelebung von weniger bekannten Meisterwerken wie Giacomellis „Cesare“ öffnet Dantone die Tür zu einer Reihe von unentdeckten musikalischen Schätzen des italienischen Barock, die ein wichtiges Kapitel der Musikgeschichte darstellen. Diese Entdeckungen könnten nicht nur das Repertoire modernisieren, sondern auch eine neue Generation von Musikbegeisterten inspirieren und für die Schönheit der Alten Musik sensibilisieren.