Der renommierte Infektiologe und Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin in Innsbruck, Günter Weiss, hat in einem Interview seine Besorgnis über eine mögliche künftige Epidemie geäußert. Diese könnte durch eine Kombination des „humanen Influenzavirus“ mit dem Vogelgrippevirus ausgelöst werden, was ernsthafte gesundheitliche Risiken birgt.
Weiss erklärt, dass diese Situation zwar nicht die gleichen verheerenden Effekte wie die Coronavirus-Pandemie haben müsse, jedoch sei die Möglichkeit einer neuen, schwerwiegenden Epidemie mit „pandemischem Potenzial“ gegeben. „Das Virus verändert sich ständig und könnte neue Erkrankungen auslösen“, betont er weiter. Sein Ziel ist es nicht, Panik zu verbreiten, sondern informative Vorbereitungen zu treffen, falls die Situation eintritt.
Vielseitige Viren und ihre Gefahren
Influenza-Viren sind in der Lage, verschiedene Arten zu infizieren – von Vögeln und Schweinen bis hin zum Menschen. Weiss spricht von einer „stillen Pandemie“, die in Europa grassiert. Obwohl die Vogelgrippe vor allem Vögel betrifft, sind auch vereinzelte Fälle bei Menschen bekannt, die in engem Kontakt mit den infizierten Tieren standen. Statistiken zeigen, dass etwa 50 Prozent dieser menschlichen Fälle tödlich endeten, jedoch gab es bisher keine nachgewiesene Mensch-zu-Mensch-Übertragung.
Ein alarmierendes Beispiel nennt Weiss die Übertragung des Vogelgrippevirus auf Kühe in den USA. Hier erkrankten Farmern nicht schwer, was die Gefahr aufzeigt, dass sich die Viren verändern und mutieren könnten. “Das zeigt das Potenzial, dass sich das Virus verändert”, erklärt Weiss und untermauert damit seine Prognosen über Epidemien der Zukunft.
Risikofaktoren durch Umweltveränderungen
Laut Weiss sind Globalisierung, Abholzung und Klimawandel entscheidende Faktoren, die die Ausbreitung von Infektionskrankheiten in Europa begünstigen. Er warnt, dass aufgrund von steigender Mobilität, Veränderungen in den Lebensräumen von Tieren und den dadurch vermehrten Interaktionen neue Erreger auch hierzulande vorkommen könnten. 53
Die Zunahme von Krankheiten könnte im Sommer noch sichtbarer werden, da sich beispielsweise Zecken und Stechmücken nördlich ausdehnen und alte sowie neue Krankheitserreger übertragen. „Das Spektrum der Erkrankungen wird breiter“, so Weiss.
Eine sorgfältige Betrachtung des Antibiotikaeinsatzes ist von wesentlicher Bedeutung. Während bakterielle Infektionen in Österreich durch Antibiotika behandelt werden können, sind multiresistente Erreger ein wachsendes Problem. Diese Resistenzen entstehen teilweise durch den Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht weltweit. Weiss betont die Notwendigkeit eines zielgerichteten Antibiotikaeinsatzes, um die Entwicklung neuer Resistenzen zu verhindern.
Individuen müssen die Zusammenhänge von Mensch, Tier und Umwelt beachten, um die gesundheitlichen Risiken zu minimieren. Weiss, der auch beim „One Health-Symposium“ in Innsbruck spricht, hebt hervor, wie unerlässlich ein Austausch zwischen Human- und Veterinärmedizin ist. In dieser vernetzten Welt ist es wichtig, vorbereitet zu sein und sachlich, faktenbasiert zu diskutieren, um die Herausforderungen, die vor uns liegen, aktiv anzugehen.
Für mehr Informationen zu diesem Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.vienna.at.