In einer überraschenden Wendung hat der designierte Generalmusikdirektor von Kassel, Ainars Rubikis, nicht nur seine neue Position in Deutschland angenommen, sondern auch einen Vertrag als Chefdirigent des Tiroler Symphonieorchesters Innsbruck (TSOI) unterschrieben. Dies wurde in einer Pressemitteilung am 5. September 2024 bekannt gegeben. Rubikis, der bereits als Gastdirigent in Innsbruck bekannt ist, wird seine neuen Verpflichtungen im Staatstheater Kassel und in Innsbruck ab der Spielzeit 2025/26 antreten.
Der lettische Dirigent, der zuletzt die musikalische Leitung der Komischen Oper Berlin innehatte, ist im weltweiten Musikszene anerkannt und hat in den letzten Jahren häufig mit dem Tiroler Orchester zusammengearbeitet. In einer Erklärung äußerte Rubikis seine Begeisterung für die bevorstehende Herausforderung: „Es war mir bereits in den letzten Jahren eine Freude, mit diesem großartigen Orchester zusammenzuarbeiten. Die Hingabe und das Können der Musikerinnen und Musiker beeindrucken mich sehr.“ Bei den anstehenden Konzerten in Innsbruck wird er jedoch nur wenige Auftritte leiten, da sein „künstlerischer Schwerpunkt“ eindeutig in Kassel liegen wird, wie das hessische Kunstministerium bestätigte.
Ainars Rubikis: Der Weg zum Generalmusikdirektor
Die Entscheidung, Rubikis als Kasseler GMD zu ernennen, fiel nicht leicht. Das Kunstministerium in Hessen, unter der Leitung von Minister Timon Gremmels, war mit einer schwierigen Wahl konfrontiert, nachdem die Findungskommission in einem Patt gefangen war. Rubikis setzte sich schließlich als der „erfahrenere Kandidat“ durch gegenüber dem Londoner Dirigenten Kerem Hasan. Ein Votum des Orchesters ergab eine eindeutige Mehrheit von 91,5 Prozent für Hasan, Rubikis erhielt 12,5 Prozent der Stimmen. Für eine letztliche Entscheidung war daher das Ministerium gefordert.
Das Ministerium hat erkannt, dass es in der internationalen Musikszene weit verbreitet ist, dass Generalmusikdirektoren zusätzliche Engagements annehmen. Solche Gelegenheiten fördern nicht nur die künstlerische Arbeit, sondern auch die internationalen Beziehungen und Netzwerke. „Solche Engagements bereichern die künstlerische Arbeit und ermöglichen wertvolle internationale Vernetzungen“, sagte Jascha Habeck, Sprecher des Kunstministeriums.
Der Blick in die Zukunft
Ainars Rubikis wird nicht nur die musikalische Leitung in Kassel übernehmen, sondern auch in Innsbruck aktiv sein. Diese duale Rolle könnte neue Perspektiven und Synergien schaffen, die sich sowohl auf das Staatstheater Kassel als auch auf das Tiroler Symphonieorchester positiv auswirken. Künstlerische Herausforderungen und die Leitung von Orchestern in unterschiedlichen kulturellen Kontexten bieten für Dirigenten oftmals eine spannende Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern. Rubikis hat bereits angekündigt, dass er die künstlerische Arbeit in Kassel als seine Hauptverantwortung betrachtet, während er gleichzeitig offen bleibt für die projektbasierten Verpflichtungen in Tirol.
Diese Entwicklungen um Rubikis unterstreichen die Dynamik in der Klassikszene, wo renommierte Dirigenten oft mehrere Positionen gleichzeitig einnehmen. Dadurch wird die Frage aufgeworfen, wie sich solche dualen Verpflichtungen in der Praxis gestalten lassen, ohne dass eine der beiden Institutionen leidet. Mit den anstehenden Herausforderungen, die Rubikis erwarten, dürfen sich sowohl die Musiker in Kassel als auch die in Innsbruck auf spannende Konzerte freuen.