Die Herausforderung, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, ist für viele Eltern ein täglicher Balanceakt. Eine Mutter aus der Schweiz hat dies in einem bemerkenswerten persönlichen Bericht geteilt. Katja Rost, eine 47-jährige Soziologieprofessorin an der Universität Zürich, lebte diese Dualität – ganz im Zeichen einer erfüllten Karriere und dem Wunsch, ein Kind großzuziehen.
Rost und ihr Mann, der in einer Führungsposition tätig ist und häufig im Ausland arbeitet, haben sich bewusst für ein Leben mit Vollzeitjobs und einem Kind entschieden. Diese Entscheidung brachte jedoch viele praktische Herausforderungen mit sich. Sie schildert ihre Erfahrungen, die sowohl Höhen als auch Tiefen umfassten. Für Rost war es entscheidend, gleich nach der Geburt ihres Sohnes wieder in den Beruf zurückzukehren, da sie sich in ihrer akademischen Laufbahn nicht ablenken lassen wollte.
Der Werdegang einer Mutter in der Wissenschaft
Kaum zu glauben, dass Rost vor der Geburt ihres Sohnes nur eine Karrierefrau ohne familiäre Pläne war. „Ich wollte unbedingt unabhängig sein, und Kinder waren für mich kein Thema. Sie hätten lediglich meine Karriere behindert“, erklärt sie. Doch das Schicksal wendete sich mit der Beziehung zu ihrem Mann, der bereits eine Tochter hatte. Dies weckte in ihr den Wunsch nach einem eigenen Kind.
Mit einem Job als Professorin an einer renommierten Universität stand Rost in einem stabilen beruflichen Umfeld. Sie genoss es, in der akademischen Welt tätig zu sein, was sie als erfüllend erlebte. Also ergriff sie die Gelegenheit, nach der Mutterschaftspause ihre Karriere fortzusetzen, jedoch nicht ohne Herausforderungen. Die ersten Monate als Mutter waren für sie überwältigend, und sie musste sich an das neue Leben gewöhnen, in dem sie nicht nur für sich, sondern auch für ihr Kind Verantwortung trug.
„Es war eine Umstellung. Ich habe viel geschlafen, während mein Sohn tagsüber in der Krippe war“, berichtet sie. Die Kinderbetreuung war zwar teuer – nahezu 4000 Franken pro Monat – doch der Komfort, dass sie und ihr Mann weiterhin ihren Karrieren nachgehen konnten, überwiegt. „So konnten wir beide arbeiten und damit war unsere Karriere nicht beeinträchtigt“, fügt sie hinzu.
Die Realität der Kinderbetreuung
Die Entscheidung, den Sohn in eine Krippe zu geben, war für Rost nicht einfach. Sie erlebte jedoch eine vorbildliche Kinderbetreuung in der Schweiz. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern bietet die Schweiz eine flexible Betreuung von 7 bis 19 Uhr, was für berufstätige Eltern eine große Erleichterung darstellt. „Ich habe nie das Gefühl gehabt, eine Rabenmutter zu sein“, meint Rost und fügt hinzu, dass es für ihren Sohn wichtig war, von klein auf mit anderen Kindern zu interagieren.
Im Laufe der Zeit stellte sie auch fest, dass ihre Karriere und das Mutterdasein ein wertvolles Gleichgewicht schaffen können. Wichtig sei es, proaktiv zu sein und sich nicht von gängigen Erwartungen leiten zu lassen. Während sie mit den Herausforderungen einer Alleinerziehenden konfrontiert war, war sie dankbar für die Unterstützung, die sie in der Schweiz erhalten konnte.
Mit der Zeit passte sie ihre Lebensweise an, und die Dynamik innerhalb der Familie entwickelte sich weiter. In einem innovativen Ansatz für die Kinderbetreuung übernachtete ihr Sohn bei einer anderen Familie, wenn Rost und ihr Mann auf Geschäftsreise waren. So konnten sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren, während ihr Sohn weiterhin eine liebevolle und stabile Umgebung erlebte.
Rost ist sich bewusst, dass viele Frauen nach der Geburt ihren Karriereweg unterbrechen. Sie jedoch fühlte sich erfüllt davon, ihre Leidenschaft für die Wissenschaft zu verfolgen, während sie gleichzeitig Mutter war. „Ich habe nie bereut, in der Forschung aktiv zu bleiben“, erklärt sie, „obwohl es herausfordernd war.“
Die Frage stellt sich: Was rät Rost jenen, die sowohl Karriere als auch Kinder haben wollen? Ihre Antwort darauf ist klar: „Kriegt die Kinder! Macht es einfach. Die perfekten Bedingungen gibt es nicht.“ Die Erfüllung, die sie aus ihrer Rolle als Mutter zieht, spricht Bände darüber, wie man die richtige Balance im Leben finden kann.
Persönliche Reflexionen einer bemerkenswerten Frau
Rost blickt auf ihre Entscheidung, zu spät eine Familie zu gründen, zurück und sieht mittlerweile vieles anders. „Hätte ich die Chance, würde ich im Studium Kinder bekommen“, sagt sie und erkennt, dass der Zeitpunkt nicht perfekt sein muss. Es geht darum, die Möglichkeiten zu nutzen und das Beste aus seiner Situation zu machen.
Kinder bereichern das Leben, und während viele den Fokus auf beruflichen Erfolg legen, hat sie gelernt, dass Fülle und Glück auch in der Familie zu finden sind. „Egal wie herausfordernd es war, die Freude an meinem Sohn und der Erfahrung des Elternseins hat mir eine neue Perspektive geschenkt“, schließt sie mit einem Lächeln.
Hintergrundinformationen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Schweiz
In der Schweiz ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein zentrales Thema in der Gesellschaft. Das Land zeichnet sich durch eine hohe Erwerbstätigenquote von Frauen aus, wobei über 80 Prozent der Mütter in den Arbeitsmarkt integriert sind. Dennoch arbeitet nur ein kleiner Prozentsatz in Vollzeit, was die Herausforderungen unterstreicht, die mit der Betreuung von Kindern verbunden sind. Diese erhöhte Arbeitsaufnahme von Müttern ist nicht nur ein Trend, sondern oft eine Notwendigkeit, um finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Soziologen und Wirtschaftspsychologen befassen sich intensiv mit der Frage, wie berufstätige Eltern die Balance zwischen Karriere und Familie herstellen können. Ein relevanter Aspekt ist die Kinderbetreuung: In der Schweiz sind die Kosten für Kinderkrippen und Tagesstätten im Vergleich zu anderen Ländern relativ hoch, was Familien vor finanzielle Herausforderungen stellt. Diese Kosten sind jedoch als Investition in die Zukunftsgesundheit der Kinder sowie in die berufliche Entwicklung der Eltern zu betrachten.
Statistiken zur Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit von Müttern
Die aktuellen Statistiken zeigen die immense Bedeutung von Kinderbetreuungseinrichtungen für berufstätige Mütter in der Schweiz. Laut einer Studie von Hochschule für Soziale Arbeit Zürich ist der Anteil der Mütter, die in einem Jahr nach der Geburt ihrer Kinder in den Arbeitsmarkt zurückkehren, oder sogar Vollzeit arbeiten, in den letzten Jahren gestiegen. Etwa 29 Prozent der Mütter, die ein Kind im Jahr 2022 gebaren, kehrten innerhalb der ersten 12 Monate nach der Geburt in eine Vollzeitbeschäftigung zurück.
Zusätzlich verlangen über 70 Prozent der Eltern nach flexiblen Betreuungsmodellen, um den sich ständig ändernden Anforderungen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden. Eine Umfrage zeigt, dass viele Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf als Herausforderung empfinden, wobei die Kinderbetreuung oft als eine der größten Hürden identifiziert wird. Die Unterschiede zwischen der Stadt und den ländlichen Gebieten sind signifikant, da städtische Gebiete eine größere Auswahl an Betreuungsoptionen bieten.
Historische Parallelen zur Familienplanung und Berufstätigkeit
Der Anstieg der erwerbstätigen Mütter und die damit verbundenen Herausforderungen lassen sich mit den gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahrzehnten vergleichen. In den 1970er Jahren, während der feministischen Bewegung, begannen Frauen zunehmend, in den Arbeitsmarkt einzutreten, was zu einem kulturellen Umbruch führte. Diese Veränderungen haben die Erwartungen an das Familienleben und die Rollenverteilung in Haushalten innerhalb der Schweiz beeinflusst.
Ein historisches Beispiel ist die Wende in der ehemaligen DDR, wo Frauen oft sowohl beruflich gefordert als auch für die Familie verantwortlich waren. Ähnlich wie Katja Rost erlebten viele Frauen, die in der DDR aufwuchsen, dass Kinderbetreuungseinrichtungen von frühester Kindheit an stark integriert waren, der Rückhalt durch die Gesellschaft war stärker ausgeprägt. Heute stehen viele Eltern vor den gleichen Herausforderungen, jedoch in einem anderen sozialen und wirtschaftlichen Kontext, in dem vor allem familienpolitische Strukturen und die wirtschaftliche Realität eine Rolle spielen.