Horst Schreiber, ein renommierter Zeithistoriker und Lehrer, hat sich in der Geschichtsforschung einen festen Platz erarbeitet, sowohl in Tirol als auch außerhalb der Region. Eine Lesung, die am 6. November in der Wagner´schen Buchhandlung stattfand, bot den Zuhörern einen tiefen Einblick in seine bewegende Arbeit, die sich stark mit der nationalsozialistischen Geschichte Tirols beschäftigt. Neben Schreiber waren auch Dorothea Zanon, Christoph W. Bauer und Markus Hatzer anwesend, um seine Erfolge und Projekte zu beleuchten.
Das Interesse von Schreiber, die oft unerhörten Geschichten der Betroffenen der NS-Zeit zu dokumentieren, zeigt sich in seinen Werken, darunter Titel wie „Jüdische Geschäfte in Innsbruck“ oder „Schule in Tirol und Vorarlberg 1938-1948“. Hierbei legt er nicht nur den Fokus auf große historische Ereignisse, sondern hebt die persönlichen Schicksale hervor, die oft im Schatten der Geschichtsschreibung stehen.
Die Bedeutung des Zuhörens
Ein zentrales Element in Schreibers Arbeit ist das Zuhören. Die Gespräche, die er mit Zeitzeugen führt, sind nicht nur informative Interviews, sondern auch ein heilsamer Prozess für die Erzählenden. Oft öffnen sich alte Wunden, die nach dem Gespräch allein gelassen werden. Schreiber versteht es, den Menschen eine Plattform zu bieten, auf der sie gehört und verstanden werden.
„Es geht darum, richtig zuzuhören und in eine fremde soziale Welt einzutauchen. Das Ziel ist es, die Zeit und Umstände zu verstehen, auch wenn man selbst nicht dabei war“, erklärt Schreiber und hebt hervor, wie entscheidend Geduld in diesem Prozess ist. Seine unermüdlichen Bemühungen haben ihn auf Reisen nach Israel und England geführt, um mit Zeitzeugen aus verschiedenen Perspektiven deren Erlebnisse festzuhalten.
Sein persönliches Engagement und seine Fähigkeit, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Zeitzeugen aufzubauen, sind die wesentlichen Faktoren für seinen Erfolg als Historiker. Durch die Erzählungen dieser „normalen Menschen“ erhält er Einblicke in eine oft wenig beleuchtete Vergangenheit. „Mir ist es wichtig, das persönliche Erleben zu erzählen“, so Schreiber weiter. Diese Botschaft ist für ihn von entscheidender Bedeutung.
Kooperation und Gemeinschaft
Die Zusammenarbeit mit anderen Historikern und Autoren ist ein weiterer Aspekt, der Schreibers Arbeit prägt. Er ist für viele Menschen im Fachbereich ein Mentor und eine Inspirationsquelle. Gerlinde Tamerl, die ihn schon lange begleitet, beschreibt ihn als einen Menschen, der immer ein offenes Ohr hat. Ihre Zusammenarbeit ist fruchtbar und geprägt von Respekt und gegenseitigem Lernen.
Schreiber hat die Geschichtsforschung im Land Tirol maßgeblich beeinflusst. Beispielsweise hat er bei der Umgestaltung des Landhausplatzes einen entscheidenden Beitrag geleistet und wird als wichtiger Anlaufpunkt angesehen, wenn es um die Aufarbeitung der städtischen Geschichte geht.
Doch trotz all seiner Errungenschaften und der Anerkennung, die er erhalten hat, bleibt ihm das Lehren und die Weitergabe seines Wissens eine Herzensangelegenheit. Am Abendgymnasium engagiert er sich nicht nur für die historische Bildung, sondern fördert auch die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Er ermutigt seine Schüler, die Fragen zu stellen: „Was hat die Vergangenheit mit mir zu tun? Was bedeutet die Geschichte heute für uns?“
Horst Schreibers Engagement für die Erinnerungskultur ist eine inspirierende Aufforderung an die Gesellschaft, die Lehren der Geschichte ernst zu nehmen und die Stimmen derer zu bewahren, die sie erlebt haben. Sein Wirken ist von menschlicher Wärme und dem tiefen Wunsch geprägt, die Wahrheit über eine dunkle Zeit zu erzählen. Sein Schaffen fördert nicht nur das Verständnis für unsere Geschichte, sondern ermutigt auch zukünftige Generationen, aktiv an der Aufarbeitung teilzunehmen.
Für weitere Informationen und einen tieferen Einblick in seine Werke, sehen Sie den Bericht auf www.meinbezirk.at.