Im beschaulichen Mechernich-Lorbach trennt sich eine Legende vom Leistungssport. Dr. Michael Oversberg, ein 81-jähriger pensionierter Sonderpädagoge und ehemaliger Schulleiter, zieht nach jahrzehntelangen Erfolgen im Badminton eine beeindruckende Bilanz. „Ich spiele nicht nur, um fit zu bleiben, ich spiele um zu gewinnen“, erklärt er mit einem Funkeln in den Augen, während er auf seine Reise durch die Welt des Badmintons zurückblickt. Er beschreibt den Gewinn als eine Bestätigung seiner Fähigkeiten und des unermüdlichen Trainings, das hinter jedem Erfolg steht.
Als Deutscher in Breda geboren – seine Mutter ist Holländerin und sein Vater Deutscher – kam Oversberg nach dem Zweiten Weltkrieg nach Düren. Diese Umstände führten ihn 1950 dazu, das Badmintonspiel zu erlernen, und er begann seine Reise mit einem Federball auf der Straße. Der Weg zum ersten Badmintonschläger war der Sprungbrett für seine spätere Karriere. Im September 1957 trat er dem 1. Badminton-Club Düren e.V. bei und meldete sich nur drei Monate später zu seinem ersten Turnier an.
Der Weg zum Meister
Ein entscheidender Einfluss in Oversbergs Karriere war sein Mentor Elmar Gerhards, der damals die besten Fähigkeiten im Club verkörperte. „Er gab mir anfänglich einen Vorsprung von zwölf Punkten und reduzierte diesen im Laufe der Zeit“, erzählt Oversberg, während er sich an die intensiven Trainingssessions erinnert. Es war ein harter Weg, doch nach zwei Jahren war Oversberg bereit, Gerhards herauszufordern und gewann schließlich. Dieser Erfolg katapultierte ihn an die Spitze des Vereins, wo er über 23 Jahre hinweg die Vereinsmeisterschaft im Herreneinzel für sich entschied.
Seine Dominanz wird besonders eindrücklich, wenn man bedenkt, dass er bei internen Handikap-Turnieren seine Gegner oft mit 14 Punkten Rückstand begrüßte – und trotzdem siegte. Noch heute bleibt er seinem Sport treu und reist mehrmals die Woche nach Düren, auch wenn seine internationale Karriere mit den Weltmeisterschaften 2019 in Kattowitz endete. Dort sicherte er sich mit seinem langjährigen Partner Heiner Hanrath die Bronzemedaille.
Ein Lebenswerk in Zahlen
Die Medaillensammlung von Dr. Oversberg ist eindrucksvoll. So zählt er allein 50 Medaillen aus seinen Teilnahmen an Westdeutschen Meisterschaften, davon 20 in Gold, 15 in Silber und wiederum 15 in Bronze. Auf nationaler Ebene führte er auch die Medaillenbilanz bei Deutschen Meisterschaften an, wo er insgesamt zehn Podestplätze verzeichnen kann. Seine Siege im Doppel, insbesondere mit Heinz Gehrke, und im Mixed mit seiner Frau, sind kaum zu zählen.
Besonders stolz ist Oversberg auf seine Erfolge bei den Westdeutschen Badminton-Meisterschaften 2015 in Solingen, wo er gleich drei Titel holte – im Einzel, Doppel und Mixed. Er erinnert sich auch an die Europameisterschaften 1999 in Innsbruck, wo sein Name auf der Siegerliste prangte. Bei den World Masters 2009 in Sydney feierte er ebenfalls triumphale Erfolge und erlangte einen ersten Platz im Herrendoppel.
Und selbst jetzt, mit 81 Jahren, betrachtet Oversberg seine sportliche Laufbahn nicht nur als Quelle des Ruhms, sondern auch als eine Art Therapie: „Sport ist für mich Entspannung. In der Zeit, in der ich spielte, konnte ich alle anderen Gedanken ausblenden und mich voll und ganz auf das Spiel konzentrieren.” In einer Welt voller Ablenkungen bot ihm Badminton einen Raum der Ruhe und Fokussierung.
Mit jedem Wettkampf hat sich Oversberg ein Stück Geschichte in die Herzen seiner Mitspieler und in die Annalen des Badmintonsports geschrieben. Er teilt seine Geheimnisse des Erfolgs gerne weiter, wobei er auf die richtige Strategie, das Training und den Willen zum Sieg hinweist. „Man muss nur einmal ein Turnier gewinnen, dann sinkt die Zahl der stärkeren Gegner, und der Weg zu weiteren Siegen wird erleichtert“, bringt er seine Philosophie auf den Punkt.
Während die aktive Karriere zu Ende geht, bleibt die Erinnerung an eine der erfolgreichsten Phasen in Dürens Badmintongeschichte lebendig. Dr. Michael Oversberg, ein Kämpfer und Gewinner, wird in der Welt des Sports niemals vergessen werden.
