Am Freitag wurde an der Villa Schindler am Rennweg in Innsbruck eine bedeutende Erinnerungstafel eingeweiht. Diese Tafel ist mehr als ein einfaches Schild; sie erzählt die bewegte Geschichte eines Hauses, das früher der jüdischen Familie Schindler gehörte und nach dem Anschluss 1938 als Wohnsitz des Gauleiters Franz Hofer diente.
Meriel Schindler, die Enkelin des ersten Besitzers, äußerte sich zur Enthüllung der Tafel und erklärte, dass ihr Großvater die Villa 1927 in Auftrag gegeben und damit einen architektonischen Schatz im englischen Landhausstil geschaffen hatte. „Mein Vater nannte diese Villa immer die beste Adresse in Innsbruck“, so Meriel Schindler. Doch durch den Anschluss 1938 und die damit verbundene „Arisierung“ ihres Großvaters, der das Haus unter Druck verkaufen musste, hätte die Villa eine dramatische Wende genommen.
Die Schicksalsgeschichte der Villa
Hugo Schindler, ein jüdischer Cafetier und Branntweinfabrikant, musste sein Anwesen an die Sparkasse verkaufen – und das zu einem viel zu niedrigen Preis. Während der NSDAP-Herrschaft zog Gauleiter Hofer ein und machte das Gebäude zu seinem Privatdomizil. Dies konnte Hugo Schindler, der den Holocaust in England überlebte, nicht mehr verhindern. Nach dem Krieg wurde das Haus von den US-Amerikanern beschlagnahmt, später kam es an die französische Militärregierung.
Schindler verlangte die Rückgabe seines Eigentums, und 1949 erhielt er die Villa tatsächlich zurück. Doch das Schicksal des Hauses war damit noch nicht beendet. Nach dem Tod von Hugo Schindler im Jahr 1952 wurde es 1956 von seiner Witwe und seinem Sohn verkauft. 1990 erwarb die Österreichische Akademie der Wissenschaften die Villa und etablierte sie als Forschungsinstitut.
Im Jahr 2002 erhielt die Villa eine grundlegende Sanierung, bevor sie 2013 an die Universität Innsbruck übergeben wurde. Jetzt trägt die Erinnerungstafel dazu bei, die Geschichte dieses bemerkenswerten Gebäudes am Rennweg zu bewahren und sichtbar zu machen. „Es ist wichtig, dass wir unsere Geschichte kennen und nicht vergessen“, so die Rektorin der Universität Innsbruck, Veronika Sexl, bei der Enthüllung der Tafel, die jetzt stolz an der Fassade prangt.
Die neue Tafel ist ein starkes Symbol, das den Zeitraum von Anfang des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart dokumentiert. Sie hilft, die Erinnerung an die jüdische Geschichte Innsbrucks lebendig zu halten und gibt den Anwohnern und Besuchern die Möglichkeit, mehr über die historische Bedeutung des Gebäudes zu erfahren. Diese Initiative bietet nicht nur einen Blick in die Vergangenheit, sondern fördert auch das Bewusstsein für die komplexe Geschichte der Region, die von verschiedenen Einflüssen geprägt wurde, einschließlich der dunklen Kapitel des Nationalsozialismus.
Die Enthüllung ist nicht nur eine Hommage an die Familie Schindler, sondern auch ein Teil der breiteren Anstrengungen zur Aufarbeitung der Geschichte in Innsbruck. Für weitere Informationen und Details zu diesem Thema finden Sie mehr im Artikel von tirol.orf.at.