Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) hat eine facettenreiche Geschichte, die nicht genug thematisiert werden kann. Ursprünglich wollte die Partei in den 1970er Jahren eine liberale Bewegung sein, doch diese Vision wurde von der Realität schnell eingeholt. Der „Atterseekreis“, ein von der Parteispitze gegründeter Denkfabrik, strebte an, die belastete Vergangenheit der FPÖ hinter sich zu lassen und eine moderne, wirtschaftsfreundliche Partei zu schaffen.
Trotz dieser ambitionierten Pläne war die Resonanz der Wähler:innen auf den liberalen Kurs unter dem damaligen Parteichef Norbert Steger enttäuschend. Die Ablehnung des liberalen Anliegens führte zu einer schwindenden Zustimmung, sodass die FPÖ 1983 nur knapp die Fünf-Prozent-Marke verfehlte. Als die Wähler:innen den Kontakt zur politischen Führung als verloren empfanden, musste die Parteiführung ihre Strategie überdenken. Die FPÖ verwandelte sich von einer liberale Bewegung in eine rechtspopulistische Partei.
Der Wendepunkt im Jahr 1986
Ein entscheidendes Ereignis nahm seinen Lauf, als Jörg Haider im September 1986 die Macht innerhalb der FPÖ ergriff. Dieses Jahr stellte einen Bruch in der Parteigeschichte dar, infolgedessen die FPÖ von einer politischen Randerscheinung zur Massenpartei aufstieg. Haider transformierte die FPÖ von einer Partei für sozial hochstehende Gruppen zu einer Protestbewegung, die gegen die „Altparteien“ ÖVP und SPÖ opponierte und sich durch schwerwiegende Angriffe auf Ausländer:innen hervortat.
Die Übernahme durch Haider brachte jedoch auch eine ambivalente Haltung zur NS-Vergangenheit mit sich. Seine Aussagen waren häufig unklar, und öffentliche Verurteilungen von Nazi-Verbrechen waren eher die Ausnahme. Beispielsweise sorgten seine umstrittenen Äußerungen zur „ordentlichen Beschäftigungspolitik“ im Dritten Reich für einen Verlust an Glaubwürdigkeit, der ihn als Kärntner Landeshauptmann kostete. Dennoch erlebte er ein Comeback und behielt seine Position bis zu seinem Tod im Jahr 2008.
Kontroversen und Skandale prägen die Ära
Während der Haider-Ära kam es häufig zu rechtsradikalen Vorfällen. Skandalös waren insbesondere die Jahre der SS-Gedenktreffen am Ulrichsberg, an denen Haider regelmäßig teilnahm und versuchte, die Verbrechen der Vergangenheit zu relativieren. Hierbei suchte er stets einen Ausweg, um der Verantwortung seiner Generation zu entkommen. Bemerkenswert sind auch die Worte eines FPÖ-Ortschefs, der witzelte, dass „schon wieder Öfen gebaut werden“. Solche Äußerungen zeigen den tiefen Graben, der zwischen der Parteiführung und den gesellschaftlichen Normen des Anstands klaffte.
Die historischen Wurzeln der FPÖ sind jedoch nicht nur in der NS-Zeit zu suchen; ihre Vorgängerpartei, der Verein der Unabhängigen (VdU), war ein Sammelbecken für viele nach dem Zweiten Weltkrieg politisch heimatlose Nationalsozialist:innen. Politische Strömungen, die auf das 19. Jahrhundert zurückgehen, prägten die Ideologie der FPÖ seit ihren Anfängen. Georg Ritter von Schönerer, ein radikaler Deutschnationaler und Vorbild Adolf Hitlers, war eine zentrale Figur, die solche Ideale vertrat. Diese ideologischen Verstrickungen sind tief verwurzelt und bilden das Fundament für die beiden politischen Strömungen der FPÖ.
Vor dem Hintergrund dieser Geschichte kann man sich den internen Kämpfen innerhalb der FPÖ kaum entziehen. Diese Spannungen manifestierten sich deutlich während des legendären Sonderparteitags 2002 in Knittelfeld, als die FPÖ kurz nach der Koalition mit der ÖVP implodierte. Es kam zu einer Abspaltung durch Haider, die zur Gründung des BZÖ führte. Auch heute ist die FPÖ geprägt von internen Rivalitäten, die jederzeit an die Oberfläche treten können.
Nach vielen Wendungen und dem Verlust der Wählergunst versuchte die FPÖ immer wieder, ihr Profil zu schärfen. Wie ein Phoenix aus der Asche erhebt sich die Partei jetzt unter der Führung von Herbert Kickl und scheint sich strategisch neu auszurichten. Umfragen deuten darauf hin, dass es der FPÖ gelingen könnte, bei den Nationalratswahlen 2024 zur stimmenstärksten Kraft zu avancieren. Die jüngsten Entwicklungen zeigen, dass die FPÖ weiterhin eine Schlüsselposition in der österreichischen Politik einnehmen möchte, während sich das Land auf eine neue politische Landschaft zubewegt.