In Innsbruck wird die ehemalige Brauerei Adambräu zum Schauplatz einer faszinierenden Sommerausstellung, die Kreativität und Architektur vereint. Arno Ritter, der Leiter des aut. architektur und tirol, hat den Auftrag erteilt, das Sudhaus des historischen Gebäudes mit neuen, unkonventionellen Interpretationen zu beleben. Das Architektur-Atelier SelgasCano aus Spanien hat mit seiner Ausstellung „Unstable Zones“ einen besonderen Beitrag dazu geleistet, der noch bis zum 25. Oktober 2024 zu sehen ist.
Das Konzept von José Selgas und Lucía Cano, den kreativen Köpfen hinter SelgasCano, spielt mit dem Gedanken des „Perpetuum mobile“. Dieses Konzept ist nicht nur ein technisches Wunderwerk, sondern auch eine poetische Betrachtung der Raumgestaltung. „Der Blick zurück zeigt, wie man einen Raum umgestalten kann, der all seine historischen Essenzen und Vorexistenzen aufnimmt und lebendig werden lässt“, erklären die Architekten. Sie diskutieren, wie wichtig die Vergangenheit für die Entwicklung zukünftiger Ideen ist und wie historische Elemente in modernen Räumen neu interpretiert werden können.
Eine lebendige Raumgestaltung
In den ehemaligen Braukesseln des Sudhauses haben die Architekten ihre Ausstellung durch das gezielte Öffnen der Decke inadäquat mittige Löcher erweitert. In jedes dieser Öffnungen haben sie zwei Zylinder aus unterschiedlichen Materialien und in verschiedenen Farben eingesetzt, die sich bewegend gegensätzlich verhalten. Diese Bewegung schafft ein Umgebung, die den Besuchern ein Gefühl von Wandel und Veränderung vermittelt. „Die Besucher sollen die Veränderung des Raumes spüren und begreifen, welche Möglichkeiten die Architektur bietet, um Umgebungen – und damit ihr Leben – mit einfachen Maßnahmen, Materialien und Farben zu gestalten“, so das Duo weiter.
Der Name „Unstable Zones“ setzt sich aus geografischen und architektonischen Aspekten zusammen. Auf der geografischen Ebene beziehen sich die Architekten auf die Wechselwirkungen von Gesteinsplatten, die durch natürliche Gegebenheiten wie Erdbeben und Vulkanausbrüche instabil sind. Diese Metapher wird auch auf dekorative und funktionelle Aspekte von Architektur angewendet, die durch einfache Designmethoden transformative Räume schaffen können. „Wir suchen mit den geringstmöglichen Mitteln nach widersprüchlichen Ergebnissen“, erklären Selgas und Cano, „Wir wollen einen Raum schaffen, der gleichzeitig stabil und dynamisch ist, der sich ausdehnt und zusammenzieht.“
Ein Spiel mit Formen und Farben
Die Farben und Materialien, die in der Ausstellung verwendet werden, spiegeln diese Philosophie wider und lassen Raum für Interpretation. Der Besucher wird eingeladen, die Dynamik der Zylinder im Raum zu erleben und hat gleichzeitig die Freiheit, eigene Gedanken und Erinnerungen in die Installation einfließen zu lassen. „Es sollen sich Blickwinkel auftun, die zur gleichen Zeit offen und begrenzt sind, und am Ende in der Erinnerung der Menschen haften bleiben“, so Linda Pezzei vom Architekturbüro.
Information | Details |
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Ort | Ehemalige Brauerei Adambräu |
Ausstellung | „Unstable Zones“ |
Architekten | SelgasCano |
Enddatum der Ausstellung | 25. Oktober 2024 |
Diese lebendigen räumlichen Erlebnisse und die innovative Herangehensweise, die SelgasCano bei der Gestaltung von „Unstable Zones“ einnehmen, heben den Dialog zwischen Geschichte und Gegenwart hervor. Durch ihre Arbeit wird die Bedeutung des Raums als lebensbejahender und sich ständig verändernder Ort unterstrichen, der sowohl durch Materialität als auch durch die Erfahrungen der Besucher neu definiert wird.
Architektonische Einflüsse und Ansätze
Die Arbeit von SelgasCano ist stark beeinflusst von der Philosophie des „biophilic design“, bei dem der Bezug zur Natur in den Vordergrund gestellt wird. Diese Herangehensweise zielt darauf ab, wie Menschen mit ihrer Umgebung interagieren, indem sie natürliche Elemente in die Architektur integrieren. Diese Verbindung trägt zur Verbesserung des Wohlbefindens der Nutzer bei und fördert ein Gefühl der Zugehörigkeit zu ihrem Umfeld. Die Verwendung von unterschiedlichen Materialien und Farben, wie in der Sommerausstellung „Unstable Zones“ in Innsbruck, ist ein Beispiel für diese Philosophie, die versucht, eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Raum zu schaffen.
In der Ausstellung werden nicht nur innovative Materialien verwendet, sondern auch die Rhetorik der Bewegung und der Veränderung wird in die Gestaltung integriert. Diese Ansätze erinnern an die Arbeiten von Architekten wie Frank Lloyd Wright, der ebenfalls den Dialog zwischen Innenräumen und der Natur suchte. Wrights Philosophie basierte auf der Idee, dass Architektur die natürliche Umgebung widerspiegeln und gleichzeitig respektieren sollte. Das grundlegend ähnliche Ziel, die Wechselwirkungen zwischen der Architektur und dem Nutzer zu verbessern, verbindet die beiden Ansätze über die Jahrzehnte hinweg.
Die Rolle von Kunst und Architektur in urbanen Räumen
Die Verbindung zwischen Kunst und Architektur wird immer relevanter, insbesondere in städtischen Umgebungen, wo der öffentliche Raum oft als Plattform für kreative Ausdrucksformen dient. Projekte wie die „Unstable Zones“ zeigen, wie architektonische Räume als temporäre Kunstwerke funktionieren können, die die Gemeinschaft einbeziehen. Diese Art von Integration fördert nicht nur die kulturelle Identität, sondern auch die soziale Interaktion zwischen den Menschen. Eine lebendige und dynamische Architektur inspiriert die Bewohner, ihre Umgebung aktiv zu gestalten und schafft Räume, die Begegnungen und Dialog fördert.
Zusätzlich haben Studien gezeigt, dass gut gestaltete öffentliche Räume, die Kunst und architektonische Elemente kombinieren, die Lebensqualität der Bewohner erheblich verbessern können. Der Fokus auf die Schaffung solcher Räume ist entscheidend für die nachhaltige Entwicklung urbaner Gebiete, da sie sowohl wirtschaftliche als auch soziale Vorteile mit sich bringen. Städte profitieren von erhöhtem Tourismus und einer stärkeren Gemeinschaftsbindung, wenn sie innovative und einladende architektonische Konzepte annehmen.
Zusammenhang von Architektur und Gesellschaft
Die gesellschaftlichen Anforderungen an Architektur haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Zunehmend wird von Architekten erwartet, dass sie nachhaltige und integrative Lösungen anbieten, die nicht nur funktional sind, sondern auch sozialen Zusammenhalt fördern. Dies steht im Einklang mit der globalen Bewegung zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein, die in der Architekturbewegung stark verankert ist. Projekte wie „Unstable Zones“ reflektieren die Suche nach balancierten und dynamischen Räumen, die der Gesellschaft als Ganzem zugutekommen und sowohl kulturelle als auch ökologische Belange berücksichtigen.
In einer Welt, in der Urbanisierung und die Herausforderungen des Klimawandels an der Tagesordnung stehen, ist die Rolle der Architektur unerlässlich. Sie wird zunehmend als Werkzeug gesehen, um resilientere Städte zu schaffen, die auf zukünftige Herausforderungen reagieren können. Die Integration von architektonischen Interventionen, die auf Flexibilität und Anpassungsfähigkeit setzen, zeigt, wie wichtig es ist, heute neue Maßstäbe für ein harmonisches Zusammenspiel von Raumgestaltung und sozialem Wandel zu setzen.