Alfred Dorfer, der bekannte Kabarettist, hat einmal mehr im Innsbrucker Treibhaus aufgetreten, einem Ort, den er als eine Art zweite Heimat betrachtet. „Es ist, wie nach Hause kommen“, erklärt Dorfer, der sich dem Publikum hier seit Jahrzehnten verbunden fühlt. In seinem neuesten Programm „GLEICH“ bringt er gesellschaftliche Themen wie Bildung, Teuerung und Klima auf humorvolle Weise in den Vordergrund, um sie aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Der Kabarettist ist der Meinung, dass moralische Ansprachen nicht mehr zeitgemäß sind und bringt stattdessen eine gesellschaftspolitische Perspektive ins Spiel.
Während des Interviews mit der APA äußert Dorfer, dass Kabarett immer politisch sein muss, jedoch nicht auf eine Weise, die Personen anprangert oder beleidigt. „Das Bashing von Personen stört mich, genauso wie das Hervorheben von Namen“, betont er. Sein Ziel ist es, das Publikum nicht nur zu unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anzuregen. Außerdem hat Dorfer in der Vergangenheit 200.000 Zuschauer mit seinem letzten Programm erreicht, was zeigt, dass er erfolgreich eine breitere Gesellschaft anspricht, trotz des Vorwurfs, ein „linkes“ Publikum zu bedienen.
Gesellschaftliche Herausforderungen und Wählerreaktionen
In einem eindringlichen Moment während des Gesprächs spricht Dorfer über die politischen Herausforderungen der Gegenwart. Er beschreibt die Wähler, die sich zwischen „Verhetzern und Versagern“ entscheiden müssen, und kritisiert die Tendenz, diese Wähler als dumm oder weniger wertvoll zu betrachten. „Diese Wähler als dumm hinzustellen oder als fast nicht wahlberechtigt zu diffamieren, ist unglaublich menschenverachtend“, sagt er. Ein Beispiel seiner eigenen Wahrnehmung ist der Erfolg von Politikern wie Herbert Kickl, die versagen, aber dennoch Resonanz in der Bevölkerung finden, weil die Menschen sich nicht mehr repräsentiert fühlen.
Dorfer bespricht auch die weitreichenden Auswirkungen von COVID-19, das viele Menschen verunsichert und bestehende gesellschaftliche Probleme verstärkt hat. Die Ängste und Pessimismen sind umfassend: Junge Menschen fürchten, sich ein Leben ähnlich wie das ihrer Eltern niemals leisten zu können, was zur weit verbreiteten Perspektivlosigkeit beiträgt. „Das Tödlichste für eine Demokratie ist die Perspektivlosigkeit“, stellt er fest. Diese Einstellungen bei der Bevölkerung, gepaart mit der Überflutung negativer Nachrichten, können gefährliche Folgen haben.
Ein Aufruf zur Veränderung
Dorfer warnt davor, die Herausforderungen der Gesellschaft zu ignorieren, und fordert eine Rückbesinnung auf die Zivilgesellschaft. Er glaubt, dass es an der Zeit ist, nicht nur auf politische Lösungen zu warten, sondern proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um das Gefühl der Gemeinschaft zu stärken. Zudem betont er, dass es wichtig ist, nicht einfach die Ansichten anderer Politiker nachzuahmen, sondern stattdessen eine eigene, positive Strategie zu finden, um die Bevölkerung wieder zu vereinen und anzusprechen.
Das Interview schließt mit einer humorvollen Note, als Dorfer auf die ernste Frage eingeht, was er nach seinem Tod vorhat. „Das überlege ich mir noch“, sagt er lachend, und zeigt so seine unbeschwerte Art trotz der tiefgreifenden Themen, mit denen er sich beschäftigt. Mehr über seine Gedanken zu diesen Entwicklungen gibt es auf www.news.at.