Alexander Malofeev gehört zu den herausragenden Talenten der jüngeren Generation von Pianisten. Der 22-Jährige, dessen musikalische Laufbahn stark mit der Musik Sergei Rachmaninows verbunden ist, steht nun im Fokus der Öffentlichkeit, nachdem der russische Angriff auf die Ukraine ihn zur Flucht ins Exil gezwungen hat. Am 20. August wird er bei einem Konzert des Lucerne Festivals auftreten, wo er das erste Klavierkonzert Rachmaninows unter der Leitung des renommierten Dirigenten Riccardo Chailly spielen wird. Diese Rückkehr an den Vierwaldstättersee hat für Malofeev besondere Bedeutung und bringt seine künstlerische Heimat zum Ausdruck.
Ein turbulentes Jahr
Der Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 traf Malofeev besonders hart, da er enge familiäre Verbindungen zu beiden Ländern hat. Während seiner Tournee in Nordamerika erlebte er das Geschehen aus der Ferne und äußerte: «Die Situation war schrecklich». In dieser Zeit sah sich Malofeev mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, unter anderem wurden zahlreiche Konzerte abgesagt, die ihm als russischem Künstler hätten zugutekommen sollen. Insgesamt 40 Auftritte fielen weg, was die Unsicherheit seiner Karriere verstärkte.
Exiles Leben in Berlin
Dennoch fand er mit Unterstützung von Daniel Barenboim, dem damaligen Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, seinen Weg ins Exil nach Berlin. Malofeev beschreibt die erzwungene Trennung von seiner Familie als eine der größten Herausforderungen: «Mir droht eine Einberufung in die Armee, sollte ich nach Russland reisen», sagt er. Diese Umstände haben seine musikalische Identität und die Möglichkeit, seine Wurzeln zu leben, stark beeinflusst.
Künstlerische Einflüsse und Identität
Musikalisch ist Malofeev nicht nur von Rachmaninow geprägt, sondern strebt auch danach, seine eigene künstlerische Stimme zu finden. Er erkennt an, dass sein Spiel sich im Laufe der Jahre verändert hat, und betont, dass er durch verschiedene Einflüsse geformt wurde, mit einem besonderen Augenmerk auf die Melodien der russischen Musik: «Als ein Musiker aus Russland liebe ich die Melodie». Diese Lebendigkeit, gepaart mit dem Streben, einen «eigenen Raum» für sein Musizieren zu schaffen, macht seine Auftritte so einzigartig.
Musik als emotionale Verbindung
In seinen Auftritten möchte Malofeev eine Verbindung zu seinem Publikum herstellen, egal ob er auf einem großen Podium oder in einer intimen Kammermusik-Umgebung spielt. «Es ist stets mein eigener Raum», erklärt er. Diese Philosophie unterstützt ihn, die Zuhörer in seine musikalische Welt einzuladen und sie einen Einblick in seine Emotionen und Gedanken zu gewähren.
Die Rückkehr nach Luzern
Der Auftritt am Lucerne Festival ist für Malofeev nicht nur ein musikalisches Comeback, sondern auch ein bedeutender Schritt in seiner neuen Identität als Künstler im Exil. Als er im Juni die 1. Klaviersonate Rachmaninows auf dem historischen Steinway-Flügel des Komponisten spielte, wurde deutlich, wie tief diese Musik in ihm verankert ist. Chailly, der ihn als Talent bemerkte, als Malofeev erst 14 Jahre alt war, ist nun eine Schlüsselperson in seinem westlichen musikalischen Umfeld. «Er überrascht mich mit seinem Talent und seinem Tiefgang», so Chailly über Malofeev.
Ein Blick in die Zukunft
Die künstlerische Entwicklung von Alexander Malofeev ist ein faszinierendes Beispiel für die Resilienz und Kreativität von Musikern, die durch historische Umwälzungen herausgefordert werden. Mit jedem Konzert, das er spielt, zeigt er, dass Musik eine universelle Sprache ist, die über nationalpolitische Grenzen hinweg verbindet. Sein nächster Auftritt in Luzern wird eine weitere Gelegenheit sein, diese Verbindung zu vertiefen und die Schönheit der Melodie, für die er so leidenschaftlich steht, mit einem breiten Publikum zu teilen.