Die Entwicklung im öffentlichen Personennahverkehr in Tirol zeigt zahlreiche positive Aspekte, doch die Herausforderungen sind ebenso vielfältig. Landesrat René Zumtobel stellt im Interview mit MeinBezirk klar, dass die Umstellung auf emissionsfreie Verkehrsmittel und die damit verbundenen Kosten und Personalfragen zentrale Themen sind, die die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Tirol prägen. Während immer mehr Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, kämpft die Branche gleichzeitig mit Fachkräftemangel und der Notwendigkeit, ein leistungsfähiges Angebot aufrechtzuerhalten.
Wachsende Beliebtheit der öffentlichen Verkehrsmittel
Laut Zumtobel erfreut sich der öffentliche Verkehr in Tirol einer kontinuierlichen Zunahme der Nutzenden. Fast 180.000 Menschen besitzen mittlerweile eine VVT-Jahreskarte, was einem Anstieg von 58 Prozent in den letzten sieben Jahren entspricht. Dies verdeutlicht, dass die Mobilitätswende, also der Wechsel zu umweltfreundlicheren Transportmöglichkeiten, von der Bevölkerung gut angenommen wird. „Diese Entwicklung bestärkt mich, den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen“, betont Zumtobel.
Die Herausforderungen im Blick
Der Anstieg der Fahrgastzahlen bringt jedoch auch neue Herausforderungen mit sich. Um den hohen Anforderungen gerecht zu werden, sind eine Erhöhung der Fahrzeuganzahl sowie zusätzliche Mitarbeitende notwendig. „Wir brauchen schnelle Verbindungen mit dichtem Takt, von früh bis spät“, erläutert Zumtobel. Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels ist es entscheidend, den Beruf des Busfahrers attraktiver zu gestalten. „Wir haben bereits neue Vergaberichtlinien beim VVT eingeführt, die teils geteilte Dienste nicht mehr zulassen“, so Zumtobel weiter.
Dekarbonisierung im Fokus
Einen wesentlichen Teil der aktuellen Bestrebungen stellt die Dekarbonisierung dar. Bis zum Jahr 2036 soll der gesamte öffentliche Verkehr in Tirol emissionsfrei sein. „Das Ziel ist klar: Die Dieselbusse haben dann ausgedient“, erklärt Zumtobel. Um dies zu erreichen, müssen mehr als 600 Fahrzeuge auf elektrische Antriebe umgestellt werden. Bis Ende 2027 sollen bereits 136 emissionsfreie Fahrzeuge im Einsatz sein. Diese Umstellung erfordert jedoch nicht nur die Anschaffung neuer Busse, sondern auch die Einrichtung der notwendigen Ladeinfrastruktur.
Kosten und Infrastruktur
Die finanziellen Rahmenbedingungen sind dabei eine Herausforderung. „Die Anschaffung neuer Fahrzeuge ist nur der erste Schritt. Die passende Ladeinfrastruktur und die Wartung für die E-Busse müssen ebenfalls geschaffen werden“, hebt Zumtobel hervor. Aktuell sind in Tirol bereits etwa 35 Verkehrsunternehmen im Einsatz, die sich auf die bevorstehenden Änderungen vorbereiten. Hierbei ist eine gute Koordination für die Ladeinfrastruktur ungeheuer wichtig.
Finanzierung und Gratis-Öffis
Eines der umstrittensten Themen sind die Forderungen nach kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln. Momentan investiert das Land Tirol 135 Millionen Euro jährlich in den Öffi-Bereich. „Alle Öffis gratis anzubieten würde bedeuten, das Budget zu verdoppeln, ohne dass ein zusätzlicher Bus oder Zug fährt“, warnt Zumtobel. Er betont die Notwendigkeit eines attraktiven Angebots, das nicht nur aus kostenlosen Fahrten besteht, sondern auch aus günstigen und sozial gestaffelten Ticketpreisen.
Lienenverbindungen und Fahrplanwechsel
Weitere Aspekte der Verkehrsentwicklung betreffen die geplanten Verbesserungen der Linienverbindungen. Zumtobel stellt klar, dass die Einführung eines Direktzugs zwischen Innsbruck und Lienz aktuell aufgrund der technischen Gegebenheiten nicht umsetzbar ist. Dennoch wird die bestehende Verbindung durch einen Direktbus mehrmals täglich angeboten. Der 15. Dezember bringt einen weiteren Fahrplanwechsel mit zusätzlichen Zugverbindungen, unter anderem nach Zell am See.
Die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in Tirol
Die umfassende Transformation des öffentlichen Verkehrs ist von entscheidender Bedeutung für das Klima und die Lebensqualität in Tirol. Die Herausforderungen, sei es durch den Fachkräftemangel, die Umstellung auf emissionsfreie Fahrzeuge oder die finanziellen Fragen, müssen weiterhin proaktiv angegangen werden. Um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden und den Umstieg auf nachhaltige Mobilität weiter zu fördern, ist ein zukunftsorientierter Ansatz, der alle Aspekte des Nahverkehrs berücksichtigt, unerlässlich.