Die Tiroler Landeszeitung, die als Informationsmedium für die Bürgerschaft in Tirol agiert, steht erneut im Kreuzfeuer der Kritik. Oppositionelle Stimmen monieren, dass die Publikation mehr als ein Instrument der Regierungspolitik erscheint, anstatt objektive Informationen bereitzustellen. Insbesondere das hohe Kosten-Nutzen-Verhältnis der Landeszeitung wird angeprangert, während die Veröffentlichung gleichzeitig als Werbeplattform für die Tiroler Landesregierung gilt.
Mit einer Druckauflage von beeindruckenden 236.500 Exemplaren soll die Landeszeitung die Bürgerinnen und Bürger über die Arbeit der Landesregierung und des Landtags informieren. Doch Programme und feste Themenschwerpunkte liefern nicht die versprochene diversen Informationen. Das räumt auch LH Anton Mattle ein, der betont, dass die Artikel in Absprache mit dem Redaktionsteam festgelegt werden. Dennoch ist die Gegenüberstellung der Regierungsarbeit mit den Inhalten der Oppositionsparteien stark zugunsten der Regierungsparteien ausgefallen.
Die hohen Kosten und die vermuteten Zwecke
Ein weiterer Streitpunkt sind die Kosten, die sich auf astronomische 61.000 Euro pro Ausgabe belaufen. Saisonale Ausgaben der Landeszeitung summieren sich somit jährlich auf 531.000 Euro. Markus Sint, Abgeordneter und Kritiker, bezeichnet die Ausgaben als viel zu hoch im Verhältnis zur bereitgestellten Information und sieht dringenden Handlungsbedarf. „So hohe Kosten für so wenig Information und gleichzeitig so viel Werbung für die Regierung sind schlichtweg nicht tragbar“, so Sint, der ins Feld führt, dass dieses Geld besser innerhalb Tirols eingesetzt werden könnte.
Die Kritik bezieht sich nicht nur auf die Kosten, sondern auch auf den Inhalt der Publikationen. Ein offensichtliches Ungleichgewicht zwischen der Berichterstattung über die Landesregierung und den Oppositionsparteien sorgt für Unmut. Laut Sint finden sich in einer 32-seitigen Ausgabe lediglich 1,5 Seiten für die vier Oppositionsparteien, während 95 Prozent der Inhalte der Regierungsarbeit gewidmet sind. „Das bildet nicht die Realität ab, wie sie sich bei der letzten Wahl gezeigt hat“, bemängelt Sint und spricht sich für eine ausgewogene Berichterstattung aus.
Schwarz-Rote Regierungspropaganda?
Die Form der Berichterstattung wird als unverhohlene Propaganda charakterisiert. Sint führt an, dass die Regierungsmitglieder in den bisherigen Ausgaben des Jahres 2024 mehrfach mit Fotos abgebildet sind, der Landeshauptmann dabei alleine 14 Mal. All dies wirft die Frage auf, ob die Landeszeitung wirklich ihren ursprünglichen informierenden Zweck erfüllt oder ob sie längst zu einem geschickten Werkzeug der politischen Selbstdarstellung verkommen ist.
Diese Debatte treibt Sint an, die Ausrichtung der Landeszeitung grundsätzlich zu überdenken. Er könnte sich beispielsweise ein kostenloses Digital-Abonnement vorstellen, welches die hohen Druck- und Versandkosten von 26.000 Euro und 35.000 Euro pro Ausgabe deutlich reduzieren würde. „Die Bevölkerung hat ein Recht auf transparente und informative Berichterstattung. Das könnten wir durch eine Neuausrichtung erreichen“, gibt er zu bedenken.