Das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) hat Begeisterung ausgelöst mit der Ankündigung, dass ein „Vertikal-Laufband“ (Vertical Treadmill Facility) in Innsbruck stationiert wurde. Diese innovative Einrichtung, die als erste ihrer Art in Österreich dient, ermöglicht überraschend präzise Simulationen für zukünftige Raumfahrtmissionen. ÖWF-Direktor Gernot Grömer selbst bezeichnete die Forschungsressourcen in der Tiroler Landeshauptstadt als „europaweit einzigartig“, was den Rang Österreichs in der Weltraumforschung unterstreicht.
Das Vertikal-Laufband wird Teil eines umfassenden Netzwerkes von Anlagen sein, die in verschiedenen Teilen Europas verteilt sind und jeweils bestimmten Aspekten des Raumflugs gewidmet sind. In Innsbruck liegt der Fokus auf der Simulation unterschiedlicher Schwerkraftgrade, die bis zur Nähe zur Schwerelosigkeit reichen. Diese Methode ist laut Grömer eine der genauesten existierenden Formen der Simulation – eine willkommene Abwechslung zu den großen „Schwerkraft-Kammern“, die in der Regel nur in Filmen vorkommen. Die Hauptaufgabe der Einrichtung ist es, die physiologischen Anxpprosse bei Astronauten zu untersuchen, was für zukünftige Missionen von großer Bedeutung sein kann.
Forschungsmöglichkeiten und Technologien
Mit dem Vertikal-Laufband können Wissenschaftler verschiedene Bewegungsmuster und physiologische Reaktionen von Astronauten analysieren, insbesondere unter dem Blickwinkel, dass die Erforschung des Weltraums oft in sehr begrenztem Umfang stattfindet. Carmen Possnig, eine ESA-Ersatzastronautin, illustrierte die praktische Anwendung der Technik mit einem Szenario, in dem ein Astronaut in einem verletzlichen Raumanzug stolpert. Solche realistischen Simulationen sind entscheidend, um die Sicherheit und Effizienz zukünftiger Raumfahrtmissionen zu gewährleisten.
Die Funktionsweise der Anlage ist besonders bemerkenswert: Ein Proband wird in horizontaler Position über spezielle Seile mit Federn gesichert, während ein vertikal aufgestelltes Laufband mit einem Luftdruck-Kompressor und einem intelligenten Steuerungssystem verbunden ist. Dies ermöglicht nicht nur eine realistische Simulation der Schwerkraft, sondern auch deren Variation, um unterschiedliche Raumfahrtbedingungen nachzustellen. Bei der Einweihung demonstrierte Analog-Astronaut Joao Lousada die Möglichkeiten dieser hochmodernen Ausrüstung.
Das Vertikal-Laufband stand zuvor mehrere Jahre in Köln und wurde nun nach Innsbruck transferiert, was das Engagement Österreichs in der Weltraumforschung weiter festigt. Grömer betonte, dass aufwendige Verhandlungen nötig waren, um diese Einrichtung nach Tirol zu bringen. Österreich genießt den Ruf eines kleinen, aber bedeutenden Akteurs in der Weltraumforschung, und die Installation des Laufbandes wird mit Sicherheit frischen Wind in die heimische Forschung bringen.
Blick in die Zukunft
Die Zukunft des Vertikal-Laufbandes sieht dabei vielversprechend aus. In Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck wird zudem ein Motion-Capture-System sowie ein Raumanzug-Simulator eingerichtet, um noch tiefere Einblicke in die Gestaltung von Raumflügen zu ermöglichen. Sogar die Nutzung von Virtual Reality für zukünftige Trainingsszenarien steht im Raum. Die laufenden Kosten werden durch das Budget des ÖWF gedeckt, während die ESA die Anlage bereitstellt.
Rund zwei Wochen nach der Ankündigung in Innsbruck wird am 12. September ein ESA-Labor in Wiener Neustadt eröffnet, das sich verstärkt mit Ionentriebwerken beschäftigen wird. Grömer zeigt sich optimistisch, dass 2023 ein sehr gutes Jahr für Österreich in der Weltraumforschung sein wird. Der Erfolg des Vertikal-Laufbandes und das neue ESA-Labor sind Resultate jahrelanger Bemühungen seitens des ÖWF, um unsere Nation als innovativen Partner im Weltraum zu positionieren.
Carmen Possnig äußerte sich optimistisch bezüglich ihrer eigenen Chancen auf eine Weltraummission und hebt die positiven Aspekte solcher Flüge für das jeweilige Land hervor, was auch zu einem Anstieg des Interesses an Studiengängen im Bereich der Raumfahrt an den Universitäten führen kann. Sie hat sich in einem kompetitiven Auswahlverfahren als Ersatzastronautin unter mehr als 22.500 Bewerbern durchgesetzt und könnte die erste Frau aus Österreich im Weltraum werden, sollte sie tatsächlich zum Flug ausgewählt werden.
Die Entwicklungen rund um das Vertikal-Laufband in Innsbruck markiert nicht nur einen bedeutsamen Schritt für die österreichische Weltraumforschung, sondern ist auch ein Signal für das wachsende Engagement Europas in wissenschaftliche und innovative Technologien, die uns helfen werden, die Grenzen unseres Wissens über den Weltraum zu erweitern.