Hermann Buhl, geboren am 21. September 1924 in Innsbruck, gilt als einer der größten Alpinisten seiner Zeit und ging in die Geschichte ein, als er 1953 als erster Mensch den sagenumwobenen Nanga Parbat (8125 m) bezwang. Fasziniert von den Herausforderungen des Bergsteigens, zahlte er einen hohen Preis für seinen Ruhm: Nur vier Jahre später starb er tragischerweise bei einem Unglück im Himalaya. In einem bewegenden Interview blickt Kriemhild Buhl (73), seine Tochter, auf die Erinnerungen an ihren Vater zurück und schildert die Auswirkungen seines außergewöhnlichen Lebens auf die Familie.
„Ich habe ihn in guter Erinnerung“, beschreibt Kriemhild und fügt hinzu, dass ihr Vater nach seinen großen Erfolgen viel unterwegs war, um Vorträge zu halten. Rückblicke auf die gemeinsamen Zeiten zeigen eine liebevolle Beziehung: „Ich erinnere mich an die Tage, als ich mit ihm allein war, während meine Mutter im Krankenhaus war. Er spielte für mich Gitarre, während ich auf dem Töpfchen saß. Diese Momente bleiben unvergesslich.“
Vater und Held
Buhl war nicht nur ein talentierter Bergsteiger, sondern auch ein Held in den Augen vieler. Nach seinem triumphalen Aufstieg am Nanga Parbat erhielt er zahlreiche Ehrungen, darunter die Auszeichnung als „Sportler des Jahres“ in Österreich, und sein Konterfei zierte sogar eine Briefmarke. „Er war der Held der Nation“, erzählt Kriemhild stolz, „nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland, da er den für sie bedeutenden Nanga Parbat bezwang.“
Diese Heldentaten und der damit verbundene Ruhm führten jedoch auch zu Spannungen in der Familie. „Er war ein Individualist, der es nicht mochte, im Rampenlicht zu stehen“, erklärt seine Tochter. Die öffentliche Aufregung über seinen Ruhm war sowohl Segen als auch Fluch. Seine Frau hingegen genoss den Ruhm ihres Mannes und half ihm, die organisatorischen Aufgaben zu bewältigen, während er oft mit dem Druck des Erfolgs kämpfte.
Im Laufe seines Lebens trat Buhl in Kontakt mit verschiedenen wichtigen Persönlichkeiten der Bergsteigerszene, darunter Karl Herrligkoffer, der Organisator der Nanga-Parbat-Expedition. Die beiden hatten unterschiedliche Ansichten über das Bergsteigen und die Organisation von Expeditionen. Während Herrligkoffer die Expeditionen genauestens plante, zog es Buhl vor, die letzten 1000 Meter auf eigene Faust, ohne Sauerstoff, zu bewältigen. Diese Eigenwilligkeit führte schließlich zu Spannungen zwischen den beiden und einer Auseinandersetzung über die beste Strategie für den Aufstieg.
Nachhaltiges Erbe
Trotz der Herausforderungen hinterließ Buhl ein reiches Erbe an seinen Nachkommen und die Himalaya-Community. Seine Tochter Kriemhild, die ihn als Vorbild sieht, hat einige seiner Erinnerungsstücke aufbewahrt, darunter einen Tropenhelm aus der Nanga-Parbat-Expedition. „Diese Dinge sind wertvoll für mich, sie erinnern mich an die besondere Verbindung zu meinem Vater“, sagt sie. Auch sein Eispickel, den japanische Bergsteiger 1999 fanden und der nun im Messner Mountain-Museum ausgestellt ist, steht als Symbol für sein außergewöhnliches Leben.
Kriemhild reflektiert über die Herausforderungen ihrer Mutter, die nach dem Tod von Hermann allein mit drei kleinen Kindern dastehen musste. Trotz der Schwierigkeiten, die sie überstehen musste, zeigte sie große Stärke. „Sie hat die Familie zusammengehalten und eine Pension eröffnet, die bald berühmt wurde“, erzählt Kriemhild. Diese Ausdauer und Hingabe prägten das Leben der Familie und bewahrten das Andenken an Hermann Buhl.
Die Erzählungen von Kriemhild Buhl verdeutlichen die Komplexität des Lebens ihres Vaters, dessen Seele den Bergen gehörte und dessen Lebensweg für seine Nachkommen einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. „Er mag physisch nicht mehr bei uns sein, aber sein Geist lebt in den Bergen weiter und inspiriert die nächste Generation von Bergsteigern“, schließt sie.