Für viele Menschen in Innsbruck ist die Notschlafstelle am Schusterbergweg eine wichtige Zuflucht. Doch nun wird sich die Lage ändern: Die Unterkunft muss in den kommenden Tagen schließen. Dies ist besonders problematisch, da sich der Winter näher und die Temperaturen bereits fallen. Der Sprecher der Tiroler Sozialen Dienste (TSD), Florian Stolz, lässt wissen, dass die Situation wohl zur größten Herausforderung für die Stadt und die sozialen Einrichtungen wird. Derzeit finden hier über 90 Personen unter, darunter besonders verletzliche Gruppen wie Frauen und Menschen mit gesundheitlichen Risiken.
Der Grund für die Schließung sind ernsthafte Mängel, die bei einer routinemäßigen Kontrolle durch das Arbeitsinspektorat festgestellt wurden. In der letzten Woche wurden dort erhebliche bauliche und hygienische Probleme erkannt, darunter auch Bettwanzen. Diese Missstände haben dazu geführt, dass ein weiteres Bestehen der Einrichtung in ihrem bisherigen Zustand nicht mehr möglich ist. Am Mittwoch wurden die Ergebnisse der Kontrolle den verantwortlichen Politikern, wie der Soziallandesrätin Eva Pawlata und Bürgermeister Johannes Anzengruber, vorgestellt.
Bettwanzen und Mängel in Infrastruktur
Die Mitteilung über diese Mängel führte zügig zu ersten Maßnahmen. Die TSD sah sich gezwungen, den Betrieb einzustellen, da die Beseitigung dieser Mängel nicht schnell genug schnell von entsprechenden Fachleuten realisiert werden kann. Stolz gab bekannt, dass die Frist zur Räumung zunächst auf Freitag, den 4. Oktober festgelegt war, jetzt jedoch auf Samstag verschoben wurde, um den Betroffenen kurzfristig weiterhin eine Unterkunft anzubieten.
Die Dringlichkeit, einen neuen Standort zu finden, wird als extrem hoch eingeschätzt. In Innsbruck ist es nicht einfach, so schnell einen Ort zu finden, der für 80 bis 90 Menschen Platz bietet und darüber hinaus über die notwendige sanitäre Infrastruktur verfügt. Eine einfache Aufteilung der Betroffenen auf mehrere Standorte scheint nicht praktikabel, da viele Menschen nur begrenzte Mobilität haben und ein enger Betreuungsschlüssel erforderlich ist.
„Beheizte Zelte wären eine Variante“
Das Büro von Landesrätin Pawlata arbeitet intensiv an Lösungen, um schnellstmöglich einen Ersatzstandort zu finden. Bis zu einer umfassenden Sanierung des aktuellen Standorts wird ein kompletter Umzug erforderlich sein, was möglicherweise mehrere Monate in Anspruch nehmen könnte. Überlegungen, ob Traglufthallen als alternative Unterkünfte dienen könnten, stoßen auf Bedenken, da deren Aufbau sehr zeitaufwendig wäre. Ein pragmatischer Ansatz könnte die Nutzung beheizter Zelte sein, die allerdings ebenfalls ein geeignetes Gelände und ausreichend sanitäre Einrichtungen voraussetzen.
Die aktuelle Notschlafstelle bietet in der Regel Abendunterkünfte bis 9 Uhr am nächsten Morgen sowie Zugang zu warmen Mahlzeiten, WCs und Duschen. Um zu verhindern, dass die Betroffenen die kalte Jahreszeit ohne Obdach überstehen müssen, ist jetzt eine rasche und koordinierte Anstrengung verschiedener Einrichtungen gefragt. Diese Herausforderung wird in den nächsten Tagen und Wochen an Bedeutung gewinnen, während das Team der TSD sowie die Stadt zusammenarbeiten, um eine Lösung für die obdachlosen Menschen in Innsbruck zu finden.