In der Gemeinde Haiming hat eine hitzige Debatte um die Unterschutzstellung des Föhrenwalds neue Dimensionen angenommen. Bei der letzten Gemeindeversammlung war die Kluft zwischen den verschiedenen Fraktionen des Gemeinderates deutlich zu spüren. Während einige die Wichtigkeit der Erhaltung dieses einzigartigen Ökosystems betonen, sehen andere darin Einschränkungen für zukünftige Entwicklungen.
Im Jahr 2022 einigten sich alle politischen Fraktionen im Haiminger Gemeinderat darauf, ein Schutzgebiet im Forchet zu beantragen. Dieses Vorhaben war der Beginn einer umfassenden Überprüfung des Gebiets, das dazu führte, dass ein erster Plan für die Unterschutzstellung erstellt wurde. Der aktuelle Plan sieht vor, etwa 90 Hektar Wald als Naturschutzgebiet auszuweisen. Diese Größe sorgt jedoch für Kontroversen: Die einen halten sie für zu großzügig, während andere sie als unzureichend empfinden.
Die Bedeutung des Föhrenwalds
Die Relevanz des Forchets wird durch die vielzähligen Pflanzen- und Tierarten untermauert, die dort verwurzelt sind. Florian Lehne von der Umweltabteilung des Landes schilderte die beeindruckende Biodiversität: „Wir haben im Forchet 334 verschiedene Gefäßpflanzenarten gefunden. Im Vergleich zu einer landwirtschaftlich genutzten Wiese, wo man vielleicht zehn oder fünf findet, ist das sehr viel.“ Dazu kommen 50 Tagfalterarten, fünf Reptilienarten und mehrere Fledermausarten, die in der Region beheimatet sind.
Experten heben zudem die Bedeutung des Waldes als Windschutz, Erholungsgebiet und natürliche Filter für Luft und Wasser hervor. Sandra Rinner vom Land Tirol stellte klar, dass die Unterschutzstellung keinen Einfluss auf die Freizeitnutzung durch Fußgänger, Radfahrer oder Hundehalter haben würde und ebenfalls die Bewirtschaftung des Waldes nicht betroffen wäre.
Kontroversen und Kompromisse
Trotz dieser positiven Punkte gibt es Bedenken, insbesondere von Seiten der Allgemeinen Liste. Vizebürgermeister Christian Köfler äußerte seine Sorgen, dass eine zu große Ausweisung das zukünftige Wachstum Haimings gefährden könnte. „Wohin soll sich Haiming noch entwickeln?“ fragte er, während ein anderer Zuhörer darauf hinwies, dass es aktuell 30 Hektar Baulandreserven gibt, von denen 25 für den Wohnungsbau vorgesehen sind.
Die Initiative „Schützt das Forchet“, angeführt von Marianne Götsch, erntete viel Unterstützung im Publikum. Sie warnte: „Wir reden von Bereichen, die wir uns nicht mehr leisten können zu verlieren.“ In der Versammlung wurde deutlich, dass die Unterstützer einer umfassenderen Unterschutzstellung lautstark applaudierten, während skeptische Äußerungen weniger Zustimmung fanden.
Der Prozess zur endgültigen Unterschutzstellung des Forchets wird nun im Gemeinderat thematisiert. Bei positiver Entscheidung wird das Begutachtungsverfahren eingeleitet, das für vier bis sechs Wochen öffentlich ausgelegt wird. In dieser Phase sind die Bürger aufgerufen, ihre Stellungnahmen abzugeben, die dann in die abschließenden Regelungen zur Unterschutzstellung einfließen können.
Die Diskussion um die Balance zwischen Naturschutz und kommunalem Wachstum ist ein spannendes Beispiel dafür, wie lokale Belange oft in Konflikt mit den Erfordernissen des Naturschutzes geraten können. Der Verlauf dieser Debatte in Haiming wird sicherlich auch in Zukunft Gegenstand intensiver Gespräche sein.