Vor allem in Österreich und Italien sorgt das Thema des illegalen Wildcampens für hitzige Diskussionen. Immer mehr Camper missachten die geltenden Regeln und schlagen ihre Zelte einfach dort auf, wo es ihnen gerade gefällt. Diese Praxis stößt nicht nur bei den örtlichen Tourismusverbänden, sondern auch bei der ansässigen Bevölkerung auf Unmut.
Die Region Südtirol beklagt sich über das zunehmende Problem des Wildcampens. Laut Manfred Pinzger, dem Vorsitzenden des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV), hat das Ausmaß des Phänomens mittlerweile untragbare Ausmaße erreicht. Besonders in stark frequentierten Gebieten wie Tirol und Südtirol gibt es strenge Regeln und Vorschriften, die das Campen in freier Natur reglementieren. Trotzdem werden Verstöße nicht konsequent geahndet.
Der HGV-Präsident fordert daher ein härteres Durchgreifen der Behörden gegenüber den sogenannten Chaos-Campern, die ohne Rücksicht auf Verluste einfach irgendwo in der Natur parken. Pinzger betont, dass es in der Region rund 50 gut ausgestattete Campingplätze gibt, die den Bedürfnissen der Camper gerecht werden. Wenn diese Plätze jedoch ausgebucht sind, bedeutet das nicht, dass man sich einfach ein Plätzchen in der Wildnis suchen darf.
Die Unterscheidung zwischen Parken und Campen soll künftig stärker kontrolliert und durchgesetzt werden. Laut Pinzger werden Verstöße wie das Ableiten von Abflüssen oder das Aufstellen von Campingausrüstung hart geahndet. Es darf nicht sein, dass Camper sich auf Pannenstreifen oder anderen unerlaubten Plätzen breit machen und so die Natur und andere Verkehrsteilnehmer gefährden.
Je nach Land und Region variieren die Strafen für Wildcamping erheblich. In Italien drohen Bußgelder zwischen 100 und 500 Euro, während in Österreich besonders hohe Strafen im Nationalpark oder Sonderschutzgebiet verhängt werden können – bis zu 14.500 Euro. Mit der Novelle des Campinggesetzes in Tirol sollen die Bußgelder für illegales Wildcampen von 220 auf 600 Euro steigen.
In Deutschland hingegen sind die Strafen mit 5 bis 80 Euro vergleichsweise niedrig. Erst wenn Camper durch ihr Verhalten Schäden verursachen, können Strafen bis zu 500 Euro verhängt werden. Insgesamt gilt es, das bewusste und rücksichtslose Verhalten einiger Camper zu unterbinden, um die Natur und die ordnungsgemäße Nutzung von Campingplätzen zu schützen.
Historische Parallelen
Das Problem des illegalen Wildcampens ist kein neues Phänomen. In der Vergangenheit gab es ähnliche Probleme in verschiedenen Regionen Europas. Ein Vergleich lässt sich beispielsweise mit dem Wildcampen in den 1960er und 1970er Jahren ziehen, als der Campingboom begann und viele Menschen ohne Genehmigung in der Natur übernachteten. Damals wie heute gab es Konflikte mit den lokalen Behörden und Anwohnern, die sich durch die rücksichtslose Nutzung des Landes gestört fühlten. Allerdings sind die heutigen Vorschriften und Bußgelder deutlich strenger, um die Umwelt zu schützen und das illegale Wildcampen einzudämmen.
Hintergrundinformationen
Im Kontext des anhaltenden Trends des Wildcampens sind Hintergrundinformationen über die steigende Beliebtheit von Campingurlauben sowie die damit verbundenen Herausforderungen von Bedeutung. Die Campingbranche verzeichnet seit Jahren wachsende Zahlen von Wohnmobil- und Wohnwagenbesitzern, die die Freiheit des mobilen Reisens schätzen. Gleichzeitig führt dieser Trend zu überfüllten Campingplätzen und dem zunehmenden Druck auf natürliche Umgebung durch illegales Wildcampen. Die Tourismusindustrie sucht nach Lösungen, um die Bedürfnisse der Camper mit dem Schutz der Umwelt in Einklang zu bringen.