Das Wallis feiert den 450. Geburtstag des Raclettes: Wer hat es erfunden?
Im sonnenverwöhnten Wallis wird derzeit kräftig gefeiert – und zwar der 450. Geburtstag des Raclettes. Die Schweizer Spezialität erfreut sich großer Beliebtheit und wird besonders im Sommer gerne genossen. Die Walliser sind sich sicher, dass das Raclette in ihrer Region erfunden wurde, doch die Historie der köstlichen Käsespezialität ist schwer zu belegen.
Der Begriff „Raclette“ existiert erst seit etwas mehr als 100 Jahren und geht auf das französische Wort „racler“ zurück, was „schaben“ bedeutet. Geschmolzener Käse wurde jedoch in der Schweiz schon lange vor der Entstehung des Raclettes verzehrt, nicht nur im Wallis. Handschriften aus dem 12. Jahrhundert belegen, dass bereits damals Käse über dem offenen Feuer zubereitet wurde.
Die Walliser feiern den Ursprung des Raclettes aufgrund eines Briefes des Sittener Apothekers Kaspar Ambühl aus dem 16. Jahrhundert. Auch wenn der genaue Zeitpunkt der Erfindung nicht eindeutig belegt ist, wird dieser Brief als Beweis herangezogen.
Trotz Zweifeln einiger Historiker und der Tatsache, dass andere Regionen ebenfalls Anspruch auf die Erfindung erheben könnten, lassen sich die Walliser nicht beirren. Die Legende des Oberwalliser Hirten Léon, der das Raclette angeblich im 12. Jahrhundert entdeckt haben soll, wird immer noch gerne erzählt.
Die Diskussion um die Herkunft des Raclettes führte sogar vor Gericht, als das Wallis versuchte, den Begriff für sich zu pachten. Letztendlich mussten sie sich mit dem Siegel „Raclette du Valais AOC“ begnügen. Doch eine Erfindung können die Walliser zweifelsfrei für sich beanspruchen: den Racletteofen, der 1948 von Isidore Zufferey aus Sitten patentiert wurde.
Nicht nur Tradition wird im Wallis großgeschrieben, sondern auch Innovation. Ein Walliser Forschungsinstitut entwickelte 2019 den Roboter „Roboclette“, der mit künstlicher Intelligenz Raclette schaben kann – eine wahre technologische Meisterleistung. So bleibt das Wallis nicht nur der Ursprungsort des Raclettes, sondern auch ein Ort der fortschreitenden Kulinarik.
Quelle: www.nzz.ch