Ein heftiger Konflikt zwischen dem Tiroler Bischof Hermann Glettler und der Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) eskaliert, und die Wellen schlagen hoch. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht die umstrittene Forschungsarbeit, die sich mit den Missbrauchsvorwürfen im geschlossenen Mädchenheim Martinsbühel bei Zirl sowie in weiteren katholischen Erziehungseinrichtungen in Tirol befasst. Diese wurde vor etwa zwei Jahren von den Historikern Ina Friedmann und Friedrich Stepanek im Auftrag des Landes und der Diözese Innsbruck erstellt und knapp 400 Seiten stark. Der Titel „Demut lernen“ beleuchtet die schockierenden Praktiken, die den ehemaligen Heimkindern widerfahren sind, und wirft einen kritischen Blick auf die systematische Demütigung, die in diesen Einrichtungen stattfand, wie in einem Bericht auf dolomitenstadt.at erläutert wurde.
Forschungsbericht und kirchliche Kritik
Der Bischof zeigt sich unzufrieden mit den Schlussfolgerungen der Studie und warf den Autoren vor, sich zu sehr auf Einzelheiten zu konzentrieren und die Gesamtperspektive aus den Augen zu verlieren. In einer Stellungnahme betonte die Diözese, dass aufgrund des zeitlichen Drucks nicht alle wissenschaftlichen Gütekriterien eingehalten werden konnten. Der Bischof plädiert für eine vertiefte Untersuchung, insbesondere im Heim Thurnfeld in Hall, das ihm sehr am Herzen liegt. Er fordert mehr Stimmen als nur die von zwei Betroffenen, da genügend Zweifel bestehen, insbesondere in Bezug auf die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs, die in den Bericht als gesicherte Fakten präsentiert wurden. Dies wird auch von rainews.it aufgegriffen, wo Glettler erklärt, dass die Vorwürfe trotz gegenteiliger Erklärungen der beschuldigten Person nicht als Tatsachen hingestellt werden dürften.
Pawlata reagierte schockiert auf die Kritik des Bischofs und bezeichnete diese als eine Grenzüberschreitung. Sie warf Glettler vor, die wissenschaftliche Integrität der Autoren in Zweifel zu ziehen, was einen Rückschritt in der Aufarbeitung des erlittenen Unrechts bedeute. In ihren Aussagen betont sie, dass die Täter und Täterinnen letztlich für die Gemachten verantwortlich bleiben und kritisierte, dass jede Entschuldigung, die mit einem "Aber" versehen ist, die Bemühungen um Wiedergutmachung infrage stelle. „Ich kann nicht nachvollziehen, weshalb sich der Bischof in dieser Frage so sträubt“, so Pawlata abschließend. Die Spannung zwischen Kirche und Staat bleibt angesichts dieser ernsten Vorwürfe und der fortwährenden Suche nach Aufklärung hoch.
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