In Innsbruck hat Bischof Hermann Glettler erneut betont, wie wichtig die Opferperspektive in der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche ist. Er äußerte sich in der ORF-Sendung "Tirol heute" und spezifizierte seine jüngste Kritik an der Tiroler Missbrauchsstudie: Diese könne zwar als "erweiterungsbedürftig" bezeichnet werden, dennoch sei er froh, dass die Studie überhaupt erstellt wurde. Glettler sprach von "Schande" in Bezug auf die vergangene Missbrauchssystematik in kirchlichen Heimen und bat die Betroffenen um Vergebung. Zugleich würdigte er die Studie als wertvoll, weil sie den Fokus auf die Opfer lenkt, was er positiv hervorhob.
Die umstrittene Missbrauchsstudie, die vor zwei Jahren von der Diözese und dem Land Tirol in Auftrag gegeben wurde, beschreibt in 400 Seiten drastische Missstände wie Erniedrigungen und Gewalt. Trotz seiner anfänglichen Begeisterung distanzierte sich der Bischof von bestimmten Aspekten der Studie, die ihm nicht ausreichend behandelt erschienen. Laut Glettler wäre eine breitere Befragung notwendig, um die pädagogischen Standards der damaligen Zeit besser zu verstehen. Er kündigte an, dass weitere Schritte mit größerer Beteiligung und Kontextualisierung unternommen werden sollten, da sich weiterhin Personen melden.
Fokus auf Prävention und Verantwortung
Zusätzlich bekräftigte Glettler sein Engagement für präventive Maßnahmen in der Kirche. Diese beinhalten Schutzkonzepte für Pfarrer und Seelsorger, hinter denen er zu 100 Prozent stehe. In der Vergangenheit bezeichnete er das Versagen in der pädagogischen Betreuung als "Totalversagen" und äußerte die Notwendigkeit, die Erfahrungen der Opfer anzuerkennen. Stellungnahmen und das Vorwort der mittlerweile als Buch veröffentlichten Studie zeigen Glettlers ernsthaftes Bemühen um Transparenz und Aufklärung in einem der dunkelsten Kapitel der kirchlichen Geschichte.