Die aktuelle Situation bei Magna Steyr in Graz wirft Sorgenfalten auf: In den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 wurden nur 56.400 Fahrzeuge gefertigt, was einen Rückgang von rund einem Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet, als es noch 83.700 Autos waren. Diese Entwicklung spiegelt sich in den neuesten Finanzzahlen wider, die eine beunruhigende Bilanz für das Unternehmen zeigen.
Besonders dramatisch ist der Rückgang in den letzten Monaten des Jahres. Im dritten Quartal 2022 wurden noch 22.900 Fahrzeuge montiert, während es im selben Quartal 2023 nur noch 15.500 waren. Ein wesentlicher Grund für diese rückläufige Produktion wird im Quartalsbericht genannt: der Rückzug des US-Elektroautoherstellers Fisker, dessen Insolvenz dazu führte, dass die Fertigung in Graz eingestellt wurde. Zusätzlich sind die Umsätze in der Grazer Fahrzeugproduktion von 4,34 Milliarden Dollar auf 3,78 Milliarden Dollar gesunken, während das operative Ergebnis (bereinigtes EBIT) von 81 Millionen Dollar auf 74 Millionen Dollar fiel.
Auslaufende Verträge und neue Herausforderungen
Die Zukunftsaussichten scheinen alles andere als rosig. Mit dem Ende der Jaguar-Produktion, zu der die Modelle E-Pace, der Verbrenner und der elektrische I-Pace gehören, erwartet Magna Steyr einen weiteren Rückgang der Fertigungszahlen. Insbesondere der I-Pace galt als Vorreiter in der E-Mobilität, und seine Produktion wird nun eingestellt. Ab 2024 könnte Magna Steyr insgesamt 70.000 Einheiten verkauft haben, was angesichts der Herausforderungen der Branche als wenig ermutigend angesehen wird.
Die Suche nach neuen Aufträgen wird jedoch nicht einfacher. Ab 2026 werden sowohl BMW als auch Toyota ihre Zusammenarbeit mit Magna Steyr beenden, was die Auftragslage weiter verschärfen könnte. Der einzige verbleibende Kunde wäre Mercedes-Benz, der den „G“ in Graz produzieren lässt. Ein potenzieller Auftrag von FourSeven, einer britischen Elektro-automarke, finanziert durch einen Staatsfonds, könnte erst 2026 oder 2027 in die Realität umgesetzt werden. Zudem wurde der elektrische Fusilier von Ineos kurzfristig verschoben.
Rückgang der Mitarbeiterzahlen
Die Lage hat bereits zur Folge gehabt, dass seit Herbst 2023 etwa 1.000 Beschäftigte Magna Steyr verlassen haben, und es wird nicht erwartet, dass sich dieser Trend bald umkehrt. Großzügige Abfindungsprogramme und das Auslaufen der Alterszeitmodelle verstärken die Unsicherheit für die verbleibenden Mitarbeiter.
Die gesamte Automobilbranche steht vor massiven Herausforderungen, ausgelöst durch die VW-Krise und einen allgemeinen Rückgang der Fahrzeugproduktion. In Deutschland wurden bereits drei Werke geschlossen, und die Krise trifft auch Magna Steyr in der Steiermark.
Die Suche nach neuen Aufträgen, insbesondere von chinesischen Herstellern, gestaltet sich schwierig. Trotz des Vorstoßes von Vertretern der GAC-Gruppe und Geely bleiben die Möglichkeiten begrenzt. Eine hohe Kostenstruktur und die Strafzölle, die aufgrund der EU-Politik einzuhalten sind, erschweren die Lage. Ein Insider berichtete, dass Optimierungen zwar vier bis fünf Prozent der Mehrkosten durch die Zölle ausgleichen könnten, der Rest jedoch problematisch bleibt.
Das Magna-Steyr-Management ist daher häufig auch in China aktiv, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu sondieren. Die Herausforderungen sind klar: Je höher die Zölle, desto dringlicher wird es, Alternativen zu finden, um die verbliebenen Produktionskosten am Standort Graz zu minimieren.
Die ganze Situation ist ein Musterbeispiel dafür, wie anfällig die Automobilindustrie in der heutigen Zeit ist. Die enge Verbindung mit der Automobilwirtschaft zeigt sich auch bei den zahlreichen Zulieferunternehmen in der Steiermark, die auf die Bestellungen der großen Hersteller angewiesen sind. Magna Powertrain hat bereits 200 Arbeitsplätze abgebaut, und andere Töchter von Magna sind ebenfalls betroffen.
Ein kontinuierlicher Rückgang der Fahrzeugproduktion und damit einhergehende Unsicherheiten machen die Zukunft von Magna Steyr und der Region zunehmend gefährdet. Auswirkungen auf die Beschäftigung und mögliche Schließungen weiterer Werke sind dabei nicht auszuschließen, was die Notwendigkeit unterstreicht, neue Kunden und Märkte zu erschließen.
Für weitere Informationen zu diesem Thema, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.kleinezeitung.at.