Die agrarpolitische Landschaft in Österreich steht vor einem bedeutenden Wandel, insbesondere im Hinblick auf die kommende Nationalratswahl 2024. Für die Land- und Forstwirtschaft ist die politische Ausrichtung der Parteien von entscheidender Bedeutung, da zahlreiche Entscheidungen auf nationaler und europäischer Ebene direkten Einfluss auf die Betriebe haben können.
In der politischen Arena hat die SPÖ unter ihrem neuen Vorsitzenden Babler in jüngster Zeit durch ihre Vorschläge für steuerliche Maßnahmen und Bodenpolitik die Gemüter der Landwirte erregt. Viele landwirtschaftliche Betriebe sehen in Bablers Ansätzen eine Bedrohung für ihre Existenz. Kritiker bemängeln, dass die sozialdemokratische Partei sich von den Bedürfnissen der Bauern entfernt hat, was durch Bablers linkspolitische Wende verstärkt wird.
Die Positionen der Parteien im Blick
Auf der anderen Seite wirbt die FPÖ mit ihrer angeblichen Nähe zu den Landwirten. Allerdings sind die Zweifel an ihrer tatsächlichen Unterstützung groß, insbesondere angesichts ihrer Zurückhaltung bei bedeutenden Vorhaben wie dem Glyphosatverbot und der Problematik des Tiertransports, die viele Landwirte betrifft. Hier zeigen sich divergierende Interessen, die zu Spannungen innerhalb der Branche führen.
Die Neos nehmen eine wirtschaftsliberale Haltung ein, die sich in ihrer Befürwortung des Handelsabkommens mit Mercosur widerspiegelt. Diese Position könnte jedoch den Druck auf kleine Betriebe erhöhen, die bereits mit vielen Herausforderungen zu kämpfen haben. Zudem wird die geforderte Abschaffung der Landwirtschaftskammern, die für viele Landwirte wichtige Beratungs- und Förderdienste leisten, als potenzieller Rückschritt angesehen.
Die Grünen, trotz ihrer Umweltanliegen, haben es mit der Landwirtschafterschaft nicht leicht, was sich in den bisherigen politischen Auseinandersetzungen zeigt. Neben der KPÖ, deren slogan „Eigentum ist Diebstahl“ viele Landwirte abschreckt, scheinen die Interessen der Bauern in diesen Parteien nicht ausreichend vertreten zu sein.
In diesem Spannungsfeld nimmt die ÖVP eine zentrale Rolle ein und profilierte sich in den letzten Jahren als starke Stimme für die Bauern. Durch den Einfluss des Bauernbundes wird die Partei als verlässlicher Partner wahrgenommen. Die aktuellen Maßnahmen, wie das Agrardiesel-Paket und die Inflationsabgeltung, wurden als fortschrittlich und unterstützend für die agrarische Gemeinschaft bewertet.
Kandidaten aus der Landwirtschaft für die Wähler
Im Vorfeld der Wahl haben einige engagierte Bäuerinnen und Bauern die Bühne betreten und teilen ihre Visionen für die Zukunft der Landwirtschaft mit. Sophie Herzog, eine 22-jährige Agrarpädagogin aus Großstübing, setzt sich in ihrem Wahlkreis für eine stärkere Regionalität und innovative Ansätze in der Landwirtschaft ein. Ihr Anliegen ist es, die Wertschätzung für heimische Produkte zu fördern.
Ebenfalls im Fokus steht Boris Pruntsch, ein Imker aus Werndorf, der sich für Umwelt- und Klimathemen starkmacht. Durch verschiedene Projekte will er das Bewusstsein für die Bedeutung der Bienen und die Umwelt steigern. Seine Initiative, Blühwiesenpatenschaften ins Leben zu rufen, spiegelt seinen umweltbewussten Ansatz wider.
Ursula Reiter aus Gleisdorf widmet sich der Lebensmittelbildung und ist überzeugt, dass Transparenz über die Herkunft von Lebensmitteln notwendig ist, um die Verbraucher zu informieren. In ihrer Rolle als Bezirksbäuerin setzt sie sich für die Integration von Migranten in die Gesellschaft ein und sieht hier eine Herausforderung, die es zu meistern gilt.
David Tischler, Bürgermeister von Deutsch Goritz, bringt seine Erfahrungen aus der Landwirtschaft und der kommunalen Politik ein. Er stellt sich für die positiven Entwicklungen ländlicher Gemeinden ein und ist engagiert in der Jungbauernschaft aktiv. Sein Ziel ist es, die Lebensqualität in der Region zu verbessern und den Zusammenhalt der Gemeinschaft zu stärken.
Ein wichtiges Wahlinstrument ist die Vergabe von Vorzugsstimmen, die es Wählern ermöglicht, bestimmte Kandidaten zu unterstützen. Dadurch wird den Bürgern die Gelegenheit gegeben, ihre Stimme direkt für die Kandidaten abzugeben, die sie als am passendsten für die Vertretung ihrer Interessen erachten.