Die bevorstehenden Nationalratswahlen in Österreich werfen bereits ihre Schatten voraus, besonders in der Steiermark, wo die Politiker und Parteifunktionäre bestrebt sind, die Erfolge aus der Wahl für die kommenden Landtagswahlen mitzunehmen. Mit einer wahlberechtigten Bevölkerung von 951.115, die im Vergleich zu 2019 um über 14.000 gesunken ist, bleibt die Steiermark dennoch der viertgrößte Wählerpool im Land, nach Niederösterreich, Wien und Oberösterreich.
Die Freiheitlichen (FPÖ) könnten in dieser Wahl eine Schlüsselrolle spielen. Umfragen deuten darauf hin, dass sie möglicherweise erstmals seit 1945 bundesweit auf dem ersten Platz landen. Dies würde eine Erschütterung der bisherigen politischen Landschaft bedeuten, da es das erste Mal sein könnte, dass ÖVP und SPÖ im Nationalrat keine Mandatsmehrheit mehr besitzen. Diese Situation ist für die Steiermark nicht ganz neu: Bereits bei der Nationalratswahl 2013 erreichte die FPÖ unter Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache 24 Prozent der Stimmen und übertraf damit ebenfalls die klassischen Parteien ÖVP und SPÖ.
Graz als Politikum
In Graz zeigt sich ein sehr dynamisches Wählerverhalten. Hier wechseln die Parteisiegertitel von Wahl zu Wahl. Während in den letzten drei Nationalratswahlen die Grünen, die SPÖ und zuletzt die ÖVP die meisten Stimmen erhielten, gewannen die Sozialdemokraten zuletzt die Europawahl. Ein bemerkenswertes Phänomen ist die Kommunistische Partei (KPÖ), die in Graz eine signifikante Wählerschaft hat und lokal als stärkste Kraft gilt, jedoch auf Bundesebene nicht zur Geltung kommt.
Die Gründe für diese ungewöhnliche politische Situation in Graz bleiben weitgehend unklar. Man vermutet, dass als Studentenstadt besonders viele junge Wähler beeinflusst werden, während die Stadt an sich ein gemischtes Bild abgibt: Die bürgerlichen, wohlhabenderen Bezirke liegen auf der linken Seite der Mur, während das rechte Ufer mit einem höheren Ausländeranteil und einer höheren Arbeitslosigkeit konfrontiert ist.
Wahlprozess und erste Hochrechnungen
Die Wahllokale öffneten zwischen 7 und 8 Uhr und schließen variierend zwischen 12 und 14 Uhr, wobei in Graz der Schlussstrich um 16 Uhr gezogen wird. In ganz Österreich schließt das letzte Wahllokal um 17 Uhr, wonach die erste Hochrechnung erfolgt. In der Steiermark wird voraussichtlich gegen 19:30 Uhr ein vorläufiges Endergebnis erwartet, während das endgültige Resultat auf nationaler Ebene erst nach 22 Uhr vorliegen dürfte. Besonders bemerkenswert ist, dass die Auszählung der Stimmen dieses Mal länger dauern wird, da die Wahlkarten zum ersten Mal direkt in den Wahllokalen ausgezählt werden. Mit mehr als einer Million ausgestellten Wahlkarten, darunter fast 232.000 in der Steiermark, stellt dies einen neuen Rekord dar.
Für diejenigen, die noch unentschlossen sind, bietet der ORF eine Übersicht über die politischen Programme der antretenen Parteien. Die inhaltlichen Schwerpunkte sind vielfältig und können als Orientierungshilfe dienen, um eine informierte Wahlentscheidung zu treffen. Weitere Details finden sich in den Informationen von steiermark.orf.at.