In der beschaulichen Stadt Judenburg gibt es besorgniserregende Nachrichten aus der Handelslandschaft. Gleich drei Traditionsgeschäfte, die über Jahrzehnte Teil des Stadtbildes waren, werden bis Ende des Jahres schließen. Die Gründe für diese Entscheidungen sind vielfältig und spiegeln einen tiefgreifenden Wandel im Einzelhandel wider.
Änderungen im Einkaufverhalten
Eines der Geschäfte, die die Pforten schließen, ist das Modegeschäft Benetton. Die Inhaberin, Reinhilde Staller, hebt hervor, dass die Veränderungen in den Kaufgewohnheiten der Kunden eine entscheidende Rolle spielen. „Die Umstellung des Systems von oben herab und dass Kunden vor allem Kindermode online kaufen“, nennt sie als zentrale Gründe für ihre Entscheidung. So hat sie bis Ende des Jahres die Möglichkeit, ihre Herbst- und Wintermode zu verkaufen, während sie gleichzeitig mit Bedauern dem Ende ihrer Geschäftstätigkeit entgegensieht. Das emotionale Gewicht ist für sie groß, da sie eine tiefe Verbindung zu ihrem Geschäft hat und nur sechs Jahre von ihrer Pensionierung entfernt ist.
Der Abschied von altbewährten Standorten
Das Schuhhaus Rattenegger, betrieben von Franz Rattenegger, steht ebenfalls vor der Schließung. Jahrzehntelang war das Schuhgeschäft in Judenburg ansässig und hat versucht, die Herausforderungen zu meistern, die mit einem Rückgang der Kundenfrequenz und einem sich verändernden Kaufumfeld einhergehen. Rattenegger erklärt: „Umstände, wie Frequenzrückgang und Veränderungen des Umfeldes, haben uns keine andere Wahl gelassen.“ Als ein verantwortungsbewusster Unternehmer, der auch an die Zukunft der über 30 Mitarbeiter denkt, sieht er sich gezwungen, diesen Schritt zu gehen.
Ein persönlicher Abschied
Gerhard Moitzi, der Betreiber des Geschäfts „Rackets & more“, schließt seine Türen aus einem sehr persönlichen Grund: Er geht in Pension. Sein Geschäft, das er vor zehn Jahren eröffnet hat, war bekannt für sein umfassendes Angebot im Bereich Tennis- und Padelsport, und auch seine rund 1.500 Kunden werden sein Fehlen bedauern. „Ich gehe in Pension und verlasse mein Geschäft nur sehr ungern“, sagt Moitzi. „Ich würde mich freuen, wenn ich einen Nachfolger finden könnte. Ich würde einen Branchenfremden gerne einschulen.“ Damit zeigt er, wie wichtig ihm die Fortführung seines Lebenswerks ist.
Die Zukunft der Einkaufsstadt Judenburg
Die Auswirkungen dieser Schließungen stellen die Stadt vor eine Herausforderung. Bürgermeisterin Elke Florian äußert ihr Bedauern über den Verlust der Geschäfte, bleibt aber optimistisch: „Wir steigen von sehr hohem Niveau herab, denn Judenburg war einst die Handelsstadt schlechthin.“ Auch der Citymanager, Heinz Mitteregger, sieht in der Situation keinen Grund zur Panik. Die Schließungen seien eine Antwort auf die Wünsche der Kundschaft, die zunehmend online einkauft. „Es sind Geschäftslokale in bester Lage und noch dazu barrierefrei“, hebt er hervor. Interessierte Käufer für die bestehenden Geschäfte gibt es anscheinend bereits, jedoch werden hierzu keine detaillierten Informationen veröffentlicht.
Ein Wandel, der nicht aufzuhalten ist
Die Schließungen der Traditionsgeschäfte in Judenburg sind symptomatisch für einen breiteren Trend im Einzelhandel. Online-Shopping zieht immer mehr Kunden an, was lokale Geschäfte unter Druck setzt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Innenstadt entwickeln wird, wenn die letzten Vorhänge fallen. Die Stadt und ihre Bürger stehen vor der Herausforderung, neue Wege zu finden, das Einkaufserlebnis lebendig zu halten und den Charme und die Vielfalt von Judenburg zu bewahren. Die Geschichte dieser Geschäfte wird dennoch in der Erinnerung der Menschen weiterleben, auch wenn sie physisch nicht mehr präsent sind.