Die Tradition der Samsonumzüge, die ihren Ursprung in der Zeit der Gegenreformation hat, erlebt in Österreich eine lebhafte Fortführung. Insbesondere im Salzburger Lungau und der Oststeiermark ist dieser Brauch nach wie vor stark verwurzelt. Am Freitag, den 31. August, findet in Murau ein großes Treffen der Samsonfiguren statt, das zahlreiche Besucher und internationale Gäste anlocken wird. Der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl wird den Tag mit einem Wortgottesdienst am Schillerplatz einläuten, bevor die eindrucksvollen Figuren durch die Stadt ziehen.
Dieses Fest ist nicht nur ein Schaufenster der regionalen Kultur, sondern auch eine Gelegenheit zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls unter den Bewohnern. Ursprünglich wurden die Samsonfiguren 1635 von den Kapuzinern eingeführt, um biblische Geschichten anschaulich darzustellen. In zwölf Ortschaften des Lungautales und im Bezirk Murau sind diese beeindruckenden Figuren ein fester Bestandteil festlicher Anlässe.
Ein Blick in die Geschichte
Die Samsonfiguren sind ein faszinierendes Beispiel für die Verbindung zwischen Religion und Tradition. Während der Fronleichnamsprozession und den Feierlichkeiten zum Johannes-Fest erklärten die Kapuziner mit den riesigen Figuren Geschichten aus der Bibel, wie die von Samson oder David, auf eine lebhafte Weise. Obwohl sie im Zuge der Aufklärung des 18. Jahrhunderts aus dem religiösen Rahmen verbannt wurden, haben sie erfolgreich ihren Platz in den Festlichkeiten gefunden. Heute ziehen die Umzüge, begleitet von örtlichen Musikkapellen, durch die Dörfer und ziehen nicht nur Einheimische, sondern auch viele Touristen an.
Die Figuren selbst sind beeindruckend. Sie wiegen bis zu 100 Kilogramm und sind aus Holz, Pappmache oder Polyesterguss gefertigt. Eine einzelne Person trägt die riesigen Köpfe, während vier "Aufhaber" sie unterstützen. Um das Publikum zu unterhalten, wurden oft kleinere Figuren eingeführt, die mit witzigen Einlagen die Menschen zum Lachen bringen. Ein besonderes Highlight während der Umzüge ist der Samsontanz, bei dem jede Figur mit einer spezifischen Melodie glänzt.
Internationale Begegnungen in Murau
Das bevorstehende Treffen in Murau ist von großer Bedeutung, da es das erste dieser Art seit 75 Jahren ist. Besucher dürfen sich auf ein abwechslungsreiches Programm freuen. Internationale Gäste, darunter eine Samsonfigur aus Charleroi, Belgien, und vier „Geganters i Grallers“ aus dem katalanischen La Llacuna, werden ihre großen Figuren mit Stolz präsentieren. Der Umzug durch die historischen Straßen von Murau wird ein wahrhaft spektakuläres Ereignis sein, das die Tradition der Samsonfiguren auch über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt macht.
Die Anerkennung dieser Tradition wurde 2010 durch die UNESCO mit der Aufnahme in das immaterielle Kulturerbe gewürdigt. Dies unterstreicht die historische und kulturelle Bedeutung der Samsonumzüge. Für die Bewohner der Region sind sie ein Symbol für Identität und Zusammenhalt und bieten gleichzeitig eine kreative und künstlerische Ausdrucksform. Dieses Fest ist eine Einladung, die lokal verwurzelte Tradition zu feiern und die Gemeinschaft zu stärken.
Ein Fest der Gemeinschaft und Kultur
Das bevorstehende Fest in Murau ist nicht nur ein Anlass, die beeindruckenden Samsonfiguren zu bewundern, sondern auch ein Beispiel dafür, wie Traditionen Generationen überdauern können. In einer Zeit, in der viele kulturelle Praktiken zu verschwinden drohen, sind solche Veranstaltungen entscheidend, um das historische Erbe lebendig zu halten. Die Samsonumzüge stehen für ein tief verwurzeltes Gefühl von Gemeinschaft und bieten den Menschen eine Plattform, ihre Kultur stolz zu präsentieren und weiterzugeben. Dieses Jahr in Murau wird es ein Fest nicht nur für die Augen, sondern auch für die Seele.