Jürgen Felser ist ein Mann mit Familientradition, die sich über Generationen erstreckt. Der 58-Jährige Uhrmachermeister aus Leoben führt sein Geschäft an dem gleichen Ort wie seine Eltern und Großeltern. Bereits in jungen Jahren wusste er, dass er den Familienstammbaum fortsetzen würde. Seine Ausbildung begann mit einem Jahr an der Fachschule im Waldviertel, bevor er in den elterlichen Betrieb eintrat und 1989 seine Meisterprüfung ablegte. „Es ist schön, die Tradition der Familie fortzuführen“, betont Felser, der auf eine beeindruckende Karriere zurückblickt.
Doch während Felser stolz auf den Erhalt des Handwerks ist, sieht er die Zukunft seines Berufs in seiner eigenen Familie gefährdet. „Meine Tochter und einer meiner Söhne sind bereits auf einem anderen Berufspfad und mein jüngster Sohn interessiert sich auch nicht für das Handwerk des Uhrmachers“, gibt er zu. Die Veränderungen in der Berufswahl bei den Jüngeren sind enorm und spiegelt einen breiteren Trend wider: Der Handwerkssektor ist nicht mehr so begehrt wie in früheren Zeiten. Dennoch bleibt Felser optimistisch, dass das Handwerk an Wert gewinnt.
Der Trend zum Reparieren
In den letzten Jahren hat sich in der Uhrenbranche ein bemerkenswerter Trend entwickelt. Felser hat festgestellt, dass die Menschen zunehmend alte Uhren zur Reparatur bringen. „Ich denke, dass die Coronakrise vielen Leuten Zeit gegeben hat, um Dinge zu entdecken, die sie reparieren wollten, beispielsweise alte Familienstücke“, erklärt er. Diese Rückkehr zu alten Traditionen ist nicht nur nostalgisch, sondern entspricht auch dem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit. „Die Menschen sind sich mehr denn je bewusst, dass Reparieren die nachhaltigere Alternative zum Neukauf ist“, so Felser.
Trotz dieser positiven Entwicklungen gibt es weniger Uhrmacher, die aktiv sind. In Leoben, wo Felser sein Geschäft führt, gibt es nur noch vier Uhrmacher. „Wenigstens sind die Kunden, die zu uns kommen, oft sehr dankbar“, sagt er und hebt positiv hervor, dass es immer noch eine Nachfrage nach handwerklichem Können gibt.
In seinem Alltag teilt sich die Arbeit zwischen dem Verkauf und dem Handwerk, wobei der Handel einen leichten Vorrang hat. „Für junge Leute oder die, die sich für eine Ausbildung entscheiden müssen, kann ich nur raten, ein Handwerk zu erlernen. Es hat nach wie vor einen hohen Stellenwert“, betont Felser. Er beschreibt, dass die technische Affinität eine interessante Option für den Beruf des Uhrmachers bietet. Geduld und Feinmotorik sind zentral, um im Handwerk erfolgreich zu sein. „Man lernt immer wieder dazu und es gibt immer neue Herausforderungen“, stellt er fest.
Felser, der große Leidenschaft für seine Arbeit zeigt, betont die Bedeutung von Pünktlichkeit: „Ich halte alle Termine pünktlich ein, aber privat lebe ich nicht nach der Funkuhr“, lacht er. Diese Balance zwischen beruflicher Disziplin und persönlichem Leben ist für ihn essenziell.
Mit einem klaren Blick auf die Zukunft bleibt Jürgen Felser ein Symbol für handwerkliche Traditionen in einer modernen Welt, die sich zunehmend wandelt. Seine Botschaft an die jüngeren Generationen bleibt klar: „Ich kann jedem Jungen empfehlen, ein Handwerk zu lernen. Man weiß nie, was für Möglichkeiten sich darin eröffnen.“