Die jüngsten Ereignisse in der Region um Eisenerz haben die Debatte um die Notarztversorgung in dieser Berggemeinde neu entfacht. Am Montagabend führte ein Murenabgang im Gemeindegebiet von Vordernberg zu einer Straßensperre der B115, was nicht nur den Verkehr beeinträchtigte, sondern auch die dringenden Fragen zur Verfügbarkeit von Notärzten in der Umgebung aufwarf.
Am Mittwoch meldeten sich die Kommission für den Fortschritt (KPÖ) sowie die Grünen zu Wort und erneuerten ihre langanhaltenden Forderungen nach einem Notarztstützpunkt in Eisenerz. Die Schließung des LKH Eisenerz im Jahr 2018 hat die Situation noch verschärft, da das nächstgelegene Krankenhaus, das LKH Leoben, in bestimmten Situationen nicht verfügbar ist. Laut der KPÖ-Stadträtin Anna Skender gestaltet sich die Erreichbarkeit der medizinischen Versorgung durch schlechte Witterungsverhältnisse und gesperrte Straßen oft als unzureichend.
Die Sichtweise der Politik
Der Bürgermeister von Eisenerz, Thomas Rauninger, sieht die Situation jedoch differenzierter. Er betont, dass trotz der Straßensperre immer eine Alternativroute für Rettungsfahrzeuge verfügbar gewesen sei, wodurch eine Verzögerung von kaum zehn Minuten entstehe. Rauninger scheint der Meinung zu sein, dass die Diskussion um einen Notarztstützpunkt aufgrund des kürzlichen Vorfalls überzogen ist, da solche Fragen auch ohne akute Notfälle zur Sprache kommen könnten.
„Während es immer wieder zu Problemen kommt, ist die Notfallversorgung durch die vorhandenen Strukturen ausreichend“, erklärt Rauninger und verweist auf das funktionierende Gesundheitszentrum in Eisenerz.
Die Argumente der Kritiker sind laut – sie sprechen von einer bestehenden Sicherheitslücke, besonders unter widrigen Witterungsbedingungen, wenn der Notarzthubschrauber möglicherweise nicht fliegen kann. Lambert Schönleitner, Landtagsabgeordneter der Grünen, hebt hervor, wie wertvolle Zeit verloren gehe, wenn die nächsten verfügbaren Notarztstützpunkte in Waidhofen an der Ybbs oder sogar in Stainach liegen.
Maßnahmen des Landes Steiermark
Die Landesregierung argumentiert, dass mit 20 bestehenden Notarztstützpunkten und nahezu 90 Rotkreuz-Stellen eine ausreichende Akutversorgung gegeben ist. Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl kündigte jedoch an, dass zur Verbesserung der Notfallversorgung, insbesondere in schwer erreichbaren Gebieten, zwei zusätzliche Maßnahmen geplant sind. Dazu gehört die Einführung von ‚ärztlichen Ersteinsatzkräften‘, die bei Notfällen schnell mobilisiert werden können, und ein ‚virtueller Notarztstützpunkt‘. Hierbei können Notärzte, die nicht direkt vor Ort sind, über Telemedizin dem Einsatzteam beratend zur Seite stehen.
Diese Innovationen sollen speziell auch der Region um Eisenerz zugutekommen und eine zügigere medizinische Versorgung sicherstellen. In der Zwischenzeit bleibt die B115 für den Schwerverkehr gesperrt, und es gibt eine Umfahrung für kleinere Fahrzeuge, die jedoch mit verlängerten Wartezeiten verbunden ist.
Die Debatte über die Notarztversorgung wird mit Sicherheit noch anhalten, da viele Nachbarn aktiv um ihre medizinische Sicherheit kämpfen, während die politischen Entscheidungsträger diese Sorgen gegeneinander abwägen müssen.