In Graz hätte ein Zahnarzt aus Kärnten am Mittwoch wieder vor Gericht erscheinen sollen. Trotz der Anwesenheit aller Zeugen und Anwälte wurde die Verhandlung kurzfristig abgesagt, da der Angeklagte krankheitsbedingt nicht erscheinen konnte. Diese Nachricht erreichte den Richter bereits in den frühen Morgenstunden durch eine Krankmeldung seiner rechtlichen Vertretung.
Der Fall des Zahnarztes ist sowohl kompliziert als auch skandalös, nicht zuletzt wegen der Schwere der vorgeworfenen Vergehen. Aufgrund möglicher Befangenheit wurde der Prozess nach Graz verlegt. Der Mediziner sieht sich einem Berufsverbot von sieben Jahren gegenüber, das aus einem vorherigen Verfahren resultiert, das 2021 mit einer Diversion endete. Diese Entscheidung wurde später vom Oberlandesgericht aufgehoben. Im aktuellen Verfahren wird ihm vorgeworfen, in 35 Fällen Körperverletzung begangen und in 61 weiteren Fällen medizinische Behandlungen durchgeführt zu haben, die nicht notwendig gewesen seien.
Vorwürfe der Abzocke
Zu den schwerwiegenden Anklagepunkten gehört, dass der Zahnarzt überhöhte Gebühren an die Krankenkassen verrechnet haben soll. Laut Staatsanwalt Johannes Winklhofer beläuft sich der gesamte Schaden auf rund 2,6 Millionen Euro. Klaus Haslinglehner, der die Krankenkassen ÖGK und BVAEB vertritt, spricht daher von einem erheblichen finanziellen Verlust. Der Zahnarzt hat alle Vorwürfe jedoch stets entschieden zurückgewiesen und sich gegen die Anschuldigungen juristisch zur Wehr gesetzt.
Konflikte im Gerichtssaal
Doch nicht nur die rechtlichen Auseinandersetzungen zeigen, wie konfliktreich dieser Fall ist. Berichten zufolge hat der Zahnarzt auch im Gerichtssaal kein gutes Bild abgegeben. Bei einer der letzten Verhandlungen fiel er durch aggressives Verhalten auf und drohte einem vom Gericht bestellten Sachverständigen mit rechtlichen Konsequenzen, sollte dieser sein Gutachten nicht zurücknehmen. Dies zeigt, wie angespannt die Situation ist und wie sehr der Angeklagte versucht, die Kontrolle über den Prozess zu behalten.
Ein neuer Termin für die Verhandlung wird voraussichtlich Ende November angesetzt. Die weiteren Schritte werden mit Spannung erwartet, da sie ein entscheidendes Kapitel in diesem bereits langwierigen Rechtsstreit darstellen könnten. Der gesamte Fall wirft Fragen zur nötigen Transparenz und zu den Gründsätzen der medizinischen Ethik auf, die nun im Gericht beleuchtet werden sollen.
Die Öffentlichkeit verfolgt diesen Fall genau, da er nicht nur rechtliche, sondern auch ethische Dimensionen betrifft. Solche Vorfälle sind besonders erheblich, da sie das Vertrauen in medizinische Berufe Erschüttern können. Wie berichtet, wird das Gericht in den kommenden Wochen weiter darüber entscheiden, wie mit den schweren Vorwürfen umgegangen wird.