In Wien gibt es eine aufstrebende Drag Queen, die inmitten von Lockdowns und pandemiebedingten Einschränkungen ihren Platz in der bunten Welt der Drag-Kultur gefunden hat. Ryta Tale, ursprünglich als Michael bekannt, hat sich durch die Corona-Pandemie nicht davon abhalten lassen, ihre Leidenschaft für die Drag-Kunst auszuleben. Für viele kann es eine Herausforderung sein, in schwierigen Zeiten kreativ zu sein, aber Ryta hat genau das geschafft.
Es ist bemerkenswert, wie Ryta während der ersten Lockdowns begann, ihr Make-up zu perfektionieren. „Ich wollte mich ausprobieren“, erinnert sie sich, „und ich kannte das Theater und das Schminken schon ein bisschen.“ Mit viel Experimentierfreude und Unterstützung durch Online-Tutorials ging sie ans Werk. Sie stellte schnell fest, dass sie talentiert ist, und begann, selbstbewusst ihre Drag-Persönlichkeit zu entwickeln.
Einstieg in die Drag-Welt
Es dauerte jedoch eine Weile, bis sie sich zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zeigte. Beim Wiener Pride 2021 wagte Ryta den großen Schritt und stellte sich den feiernden Menschen. „Die Reaktionen waren überwältigend“, erzählt sie. Fotos mit für sie unbekannten Personen und strahlende Gesichter bestätigten ihr, dass sie auf dem richtigen Weg war. Dies war der Auftakt zu ihrer Karriere.
Nach diesem erfolgreichen Debüt folgten weitere Auftritte, darunter ihr erster Auftritt beim Drag Lab, einer Open-Stage-Veranstaltung. Diese Bühne ermöglichte es ihr, in einem geschützten Raum zu experimentieren und sich als Künstlerin zu zeigen. „Ich habe ein Mash-Up performt, und dass es sofort gut ankam, war das schönste Gefühl“, berichtet Ryta. Der Auftritt wurde von anderen Drag-Queens und dem Publikum bei weitem positiv aufgenommen, was ihr half, weitere Engagements zu sichern.
Leider wurde der Aufwärtstrend abrupt durch die Corona-Pandemie gestoppt, als ein Lockdown im November 2021 alle Veranstaltungen lahmlegte. „Die Unsicherheit war groß. Ich wusste nicht, wann ich wieder auftreten würde“, erklärt Ryta und fühlt sich in dieser Zeit verloren. Dies führte nicht nur zu einer Pause ihrer Auftritte, sondern auch zu einem Gefühl der inneren Leere. Um nicht aufzugeben, versuchte sie, sich mithilfe ihrer Kreativität und einem neuen Hobby, dem Nähen, wieder zu motivieren. Der Drang, wieder mit dem Auftritt zu beginnen, war stark.
Die Rückkehr zur Bühne
Im Januar 2022 war es dann endlich soweit – ihr Comeback. Mit einem selbstgenähten Kleid wieder auf der Bühne zu stehen, war ein emotionaler Moment für Ryta. „Das war der Moment, in dem ich wieder anfangen konnte, Schritte zu planen und mein Leben zurückzugewinnen“, sagt sie. Auch wenn sie zurückblickt und die Herausforderungen der Pandemie nicht leugnen kann, so hat sie bei ihrer Rückkehr erneut das Licht der Kreativität gefunden.
Mittlerweile ist Ryta Tale ein integraler Bestandteil der Wiener Drag-Szene und tritt regelmäßig auf. „Manchmal ist es wie in einer Familie“, erklärt sie. „Die verschiedenen Gruppen in der Szene überschneiden sich und bieten eine unterstützende Gemeinschaft, die für viele von uns von großer Bedeutung ist.“ Das Gefühl von Zugehörigkeit und Unterstützung innerhalb der Drag-Community ist für Ryta unverzichtbar. Es ist der Platz, an dem sie sich ohne Vorurteile ausdrücken kann.
Eine ihrer zentralen Botschaften ist, dass Drag keine geschlechtliche Begrenzung hat. „Es ist egal, wer als Drag Queen auftritt“, betont sie. „Das zeigt, dass Drag Kunst und Freiheit ist, die jeder erleben kann, unabhängig von Geschlecht oder Identität.“ Ryta ermutigt Menschen, ihren eigenen Weg in der Drag-Welt zu finden, und sie ist zuversichtlich, dass ihre Geschichte nur der Anfang ist.
Doch auch jenseits der Bühne hat Ryta einige Schwierigkeiten überwunden. In ihrer Freizeit fühlt sie sich manchmal nicht sicher, wenn sie in Drag unterwegs ist. „Das ist mein Safe Space und der Ort, an dem ich mich wohlfühle“, sagt sie, während sie ihre Erfahrungen mit unangemessenem Verhalten teilt, das sie in der Öffentlichkeit erlebt hat. Diese Erlebnisse bestärken ihren Glauben an die Notwendigkeit geschützer Räume, in denen sich jeder so ausdrücken kann, wie er oder sie es möchte.
Es ist klar, dass Ryta Tale in der Drag-Welt nicht nur ein Gesicht hat, sondern auch eine Stimme – eine Stimme, die für Akzeptanz und künstlerischen Ausdruck steht. Und während sie ihre nächsten Auftritte plant und an neuen Outfits arbeitet, träumt sie auch von internationalen Engagements, die ihrer Karriere die nötige internationale Präsenz verleihen könnten.