In der Welt der Wissenschaft ist es nicht alltäglich, dass zwei herausragende Forscherinnen an einer Universität gleichzeitig mit hochdotierten Förderungen ausgezeichnet werden. Maria Eichlseder und Fariba Karimi, beide Informatikerinnen an der Technischen Universität Graz, wurden nun mit den begehrten ERC Starting Grants des European Research Council ausgezeichnet. Diese Förderung in Höhe von jeweils knapp 1,5 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre ist nicht nur ein Zeichen der Anerkennung für ihre individuellen Leistungen, sondern auch ein Beweis für die Exzellenz der TU Graz im Bereich der angewandten Forschung. Österreich belegt bei den insgesamt 494 vergebenen Grants den achten Platz innerhalb der EU, was die Bedeutung dieser Auszeichnung unterstreicht.
Besonders hervorgehoben wurde von Andrea Höglinger, der Vizerektorin für Forschung an der TU Graz, dass diese Erfolge Maria Eichlseder und Fariba Karimi der Institution nicht nur neue Forschungsmittel sichern, sondern auch die TU Graz als einen führenden Standort in den Bereichen IT-Security, Künstliche Intelligenz und Data Science positionieren. Diese Themen sind nicht nur von theoretischem Interesse, sondern haben auch weitreichende praktische Implikationen für die Technologie von morgen.
Schlüssellose Sicherheit in der Kryptographie
Maria Eichlseder beschäftigt sich in ihrem Projekt mit dem vielversprechenden Ansatz der schlüssellosen Verschlüsselung, das unter dem Namen KEYLESS bekannt ist. Diese innovative Technologie könnte die Art und Weise revolutionieren, wie Informationen gesichert und geschützt werden. Eichlseder erklärt, dass traditionelle kryptographische Systeme häufig auf Schlüsseln basieren, die potenzielle Schwachstellen darstellen können. Ihr Ziel ist es, die Sicherheitsanalysen der neuen schlüssellosen Bauteile zu verfeinern, um ineffiziente Annahmen abzulösen: „Aktuelle Standards für die Kryptographie nutzen oft idealisierte Annahmen, die in der Realität nicht immer zutreffen. Mein Projekt zielt darauf ab, präzisiere Annahmen zu entwickeln, die zu einem ressourcenschonenderen Einsatz führen“, so Eichlseder.
Die Herausforderung liegt im Detail: Bisherige Systeme basieren oft auf großzügigen Sicherheitsvorkehrungen, die substantialen Energiebedarf mit sich bringen. In einer Zeit, in der Ressourcenschonung von größter Bedeutung ist, wird die Entwicklung effizienter Systeme immer dringlicher. Ihr Ansatz könnte nicht nur die Informationssicherheit stärken, sondern auch dazu beitragen, den Energieverbrauch von IT-Systemen erheblich zu reduzieren.
Forschung zur sozialen Ungleichheit in Online-Netzwerken
Parallel dazu widmet sich Fariba Karimi der Untersuchung der Algorithmen, die unsere digitalen Interaktionen leiten. In ihrem Projekt NetFair – Network Fairness analysiert sie, wie Künstliche Intelligenz in sozialen Netzwerken zu Diskriminierung und sozialer Ungleichheit führen kann. Diese Problematik ist besonders relevant in Zeiten, in denen valorisierte soziale Medien unser tägliches Leben dominieren. Karimis Ziel ist es, die Mechanismen hinter diesen Diskriminierungen zu identifizieren und geschlechtersensible sowie einkommensberücksichtigende Algorithmen zu entwickeln.
Karimi nennt die verschiedenen sozialen Merkmale, die zu Ungleichheiten führen, und erklärt das Konzept der Intersektionalität. „Es ist entscheidend, diese Faktoren nicht isoliert zu betrachten, sondern als Teil eines komplexen Netzwerks“, sagt sie. Ihr Ansatz zielt darauf ab, qualitative Erkenntnisse quantitativ zu erfassen und so ein umfassenderes Verständnis für die strukturellen Ungleichheiten zu gewinnen, die durch algorithmische Entscheidungen verstärkt werden können.
Ein essentieller Bestandteil Karimis Arbeit wird die Entwicklung verbesserter Modelle von gesellschaftlichen Netzwerken sein. Hierbei wird sie durch datenbasierte Analysen untersuchen, welche Faktoren bei der Kategorie und Gewichtung von Netzwerken dominieren. Das Ziel ist nicht nur die Aufdeckung von Verzerrungen, sondern auch die Entwicklung von Richtlinien zur Schaffung fairer Algorithmen im digitalen Raum.
Einträge im Portfolio der Spitzenforscherinnen
Die Karrieren von Maria Eichlseder und Fariba Karimi sind nicht nur von ambitionierten Zielen geprägt, sondern auch durch beeindruckende persönliche Meilensteine. Eichlseder, geboren 1988 in Graz, hat bereits mehrere Preise für ihre Dissertation erhalten, darunter den Staatspreis für die besten Dissertationen 2018. Ihre Arbeit an kryptographischen Standards hat sogar in den USA Beachtung gefunden, wo ihr Algorithmus ASCON als neues Standardverfahren anerkannt wurde.
Fariba Karimi, die 1981 in Teheran geboren wurde, hat sich als Expertin für computergestützte Sozialwissenschaften etabliert. Zuvor forscht sie nicht nur an der TU Graz, sondern hat auch den Young Scientist Award der Deutschen Physikalischen Gesellschaft erhalten, was ihre wertvollen Beiträge zum Thema soziale Ungleichheit in Netzwerken unterstreicht.
Beide Wissenschaftlerinnen stehen nicht nur für innovative Forschung in ihren jeweiligen Fachgebieten, sondern tragen auch zu einem besseren Verständnis bei, welche Rolle moderne Technologien in der heutigen Gesellschaft spielen. Ihre Projekte sind wegweisend und können in Zukunft entscheidend zur Gestaltung einer gerechteren digitalen Welt beitragen.