Am Bischofsplatz in Graz findet man seit über einem Jahrhundert das Traditionsgeschäft „Hutmode Pelko“. Inhaberin Heide Pock-Springer berichtet im Rahmen eines Business-Lunches über die Herausforderungen und Chancen ihres Unternehmens sowie über die Veränderungen in der Hutmode im Laufe der Jahre.
Eine Tradition, die verblasst
Das Geschäft „Hutmode Pelko“ hat eine lange Geschichte, die 1919 begann, als Heide Pock-Springers Tante das Geschäft eröffnete. Früher war Graz bekannt als die Huthauptstadt von Österreich, in einer Zeit, in der Hüte ein unverzichtbares Accessoire waren. Heide Pock-Springer erinnert sich, dass es in den besten Jahren in Graz etwa 30 Hutgeschäfte gab. Doch diese Zahl ist seitdem stark gesunken, da der modische Wandel in den letzten Jahrzehnten dazu führte, dass sportliche Kleidung wie Jeans die Oberhand gewann.
Geplante Mietsteigerungen setzen dem Geschäft zu
Trotz der Herausforderungen hat „Hutmode Pelko“ in schwierigen Zeiten überlebt. Heide Pock-Springer betont, dass die Mieten aufgrund ihrer langen Betriebszugehörigkeit relativ stabil waren. Doch nun stehen höhere Kosten für einen neuen Mietvertrag im Raum. „Die Hausbesitzer möchten, dass ich aufhöre“, sagt sie und erklärt, dass die Mieten für ein kleines Geschäft wie ihres zukünftig zwischen 2.000 und 2.500 Euro pro Monat liegen würden. „So viel kann für ein Hutgeschäft nicht gezahlt werden.“ Diese finanzielle Belastung könnte die Zukunft des Traditionsunternehmens gefährden.
Hutmode: Ein weiblicher Trend?
Eine Rückkehr zur Hutmode sieht Pock-Springer in den letzten Jahren, vor allem bei Frauen, die sich wieder mehr in Kleidern zeigen. Doch das Geschäft besucht vornehmlich eine ältere Klientel. „Ich habe viele Stammkunden, aber es kommen nicht viele Junge nach.“ Es zeigt sich, dass die Liebe zu Hüten oft eine persönliche Leidenschaft ist, die sich nur bei einer kleinen Gruppe von Menschen manifestiert.
Vorbilder der Hutmode
Die Gesprächspartnerin stellt fest, dass Vorbilder wie Jackie Kennedy einen erheblichen Einfluss auf die Mode hatten. Die ikonische Hutform, die Kennedy trug, inspiriert noch heute viele. Heutzutage sind es jedoch oft Schauspieler und andere Berühmtheiten, die als Trendsetter fungieren, insbesondere in Bezug auf Hutformen für Männer. Ein erfreulicher Trend ist, dass immer mehr junge Männer Interesse an Hüten zeigen.
Die Herausforderungen der Handarbeit
Heide Pock-Springer berichtet von den Anforderungen an ihre Kunst der Hutfertigung. Ein handgearbeiteter Hut benötigt etwa eineinhalb Tage, weshalb sie hochwertige Produkte zu Preisen ab 350 Euro anbietet. „Solch besondere Hüte mache ich heute nur noch auf Bestellung“, erklärt sie weiter, dass die im Geschäft angebotenen Hüte erschwinglicher sind, jedoch den gleichen Anspruch an Qualität und Handwerklichkeit haben. Die Kombination aus Tradition und handwerklicher Kunst bleibt entscheidend, auch wenn das Publikum schwindet.
Die Ausbildung zum Hutmacher im Wandel
Heide Pock-Springer hat 15 Jahre lang Lehrlinge in der Modistenschule ausgebildet, aber die Zahl der Schüler ist stark zurückgegangen. Es bleibt zu hoffen, dass die künftige Generation von Hutliebhabern das Handwerk weiter pflegt. „Es sind vor allem Liebhaber, die sich ausbilden lassen,“ sagt sie, was zeigt, dass die Leidenschaft für Hüte besteht, jedoch hinter den massiven Modetrends zurückstecken muss.
Zur Person: Heide Pock-Springer
Die gebürtige Grazerin hat mit einer kaufmännischen Lehre und einer dreijährigen Ausbildung zur Modistin sowie der Meisterprüfung die Möglichkeit ergriffen, das Geschäft ihrer Tante zu übernehmen. Heide Pock-Springer führt „Hutmode Pelko“ mittlerweile ohne Mitarbeiter, ist jedoch jeden Tag mit Enthusiasmus bei der Sache. „Wenn es Spaß macht, warum nicht weitermachen?“ erklärt sie. Dennoch fühlt sie die Knappheit an Kundschaft und die Herausforderungen, die auf sie zukommen mit wachsendem Druck.
Der Einfluss auf die Grazer Gemeinschaft
Die zukünftigen Entwicklungen bei „Hutmode Pelko“ könnten mehr als nur das Schicksal eines einzelnen Unternehmens betreffen. Sie spiegeln eine tiefere Herausforderung wider, der traditionelle Geschäfte in der Innenstadt gegenüberstehen, wo hohe Mieten und sich wandelnde Konsumgewohnheiten zahlreiche alteingesessene Läden aus dem Stadtbild drängen. Wenn die Unterstützung für kleine, kreative Unternehmen nicht zunimmt, könnte Graz nicht nur einen Teil seines Erbes, sondern auch einen wertvollen Teil seiner kulturellen Identität verlieren.