Tom Neuwirth, besser bekannt als Conchita Wurst, spricht über seine Erfahrungen als Casting-Juror in der Show „The Tribute – Die Show der Musiklegenden“, die ab dem 15. August 2024 auf Sat.1 ausgestrahlt wird. In einem aufschlussreichen Interview reflektiert er über seinen Einfluss auf die Musik- und Queer-Community seit seinem Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC) vor zehn Jahren. Als vollbärtige Diva erlangte Conchita nicht nur Anerkennung für ihre außergewöhnliche Stimme, sondern hat auch maßgeblich zur Aufklärung und Akzeptanz von queeren Menschen beigetragen.
Von der Nervosität zur Bühnenpräsenz
Der Weg von Tom Neuwirth begann in der österreichischen Castingshow „Starmania“ im Jahr 2006, wo er sich vor der großen Bühne mit intensiver Nervosität konfrontiert sah. „Ich war nervös, nervös, nervös!“, erzählt er. Damals wusste er wenig über das Showbusiness, doch seine Leidenschaft für die Musik war unübersehbar. „Ich wollte immer berühmt werden und vor Menschen singen“, gesteht Neuwirth. Heute, als Juror in einer Show, die Coverbands präsentiert, hat er die Möglichkeit, sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben.
Einfluss und Verantwortung gegenüber der Community
Neuwirth sieht sich jedoch nicht als alleinigen Wegbereiter für die Akzeptanz queerer Menschen in der Gesellschaft. „Ich war in einem bestimmten Moment des Zeitgeistes in einer Situation, die ich als absolutes Privileg verstehe“, erklärt er und betont, dass sich durch seinen Sieg der Fokus auf queere Themen in der Gesellschaft verändert hat. „Wenn queere Menschen aufgrund meines Sieges inspiriert wurden, ihren Selbstwert zu erkennen, erfüllt mich das mit großer Freude“, fügt er hinzu.
Kritik an der Imitation
Ein zentrales Thema der Casting-Show ist die Nachahmung berühmter Künstler. Neuwirth hat dazu eine klare Meinung: „Es ist wichtig, dass man sich selbst findet, auch wenn man eine andere Person darstellt.“ Der Druck, andere perfekt zu imitieren, kann oft die eigene Kreativität behindern. „Erst wenn man etwas Eigenes erschafft, ist es wirklich magisch“, sagt er und hebt hervor, dass echte Kunst nicht nur aus Kopien besteht, sondern aus individueller Ausdruckskraft.
Der Weg des Wissens und der Ehrlichkeit
Als Juror sieht Neuwirth seine Rolle darin, konstruktives Feedback zu geben, ohne verletztend zu sein. „Ich will ehrlich, fair und nie verletzend sein“, betont er. Kritik soll immer mit dem Ziel erfolgen, dem Künstler etwas mit auf den Weg zu geben, um seine Qualität zu verbessern. Diese Einstellung zeigt seine Hingabe und Verantwortung gegenüber den Teilnehmern der Show.
Pionierarbeiten in der Queer-Community
Neuwirth ist nicht nur Sänger, sondern auch ein Vorbild für die LGBTQ+-Community. Er hat nicht nur zahlreiche Alben veröffentlicht und auf Bühnen in ganz Europa gesungen, sondern kämpft auch gegen Diskriminierung. „Die Minderheiten müssen eine Plattform gegeben werden“, erklärt er und fordert eine größere Sichtbarkeit und Anerkennung der queeren Community in der Gesellschaft. Dies ist besonders wichtig, um künftigen Generationen von Künstlern die Möglichkeit zu bieten, gehört zu werden.
Ein Blick in die Zukunft
In seinem Leben als Künstler betont Neuwirth die Notwendigkeit der ständigen Weiterentwicklung. Er zeigt Interesse daran, in Zukunft möglicherweise auch in Filmen mitzuwirken. „Ich würde auf jeden Fall gerne in einem Hollywoodfilm mitspielen“, verrät er. Der Drang, verschiedenste Formen der Kunst zu erkunden, ist ein wesentlicher Teil seines kreativen Schaffens.
Über den Künstler
Thomas Neuwirth, geboren 1988 in Gmunden, wurde international bekannt durch seinen Sieg beim ESC 2014 mit dem Song „Rise Like a Phoenix“. Durch seinen Auftritt als Conchita Wurst hat er nicht nur die Musikwelt bereichert, sondern auch soziale Barrieren abgebaut. Mit seinem Engagement hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten und bleibt eine zentrale Figur in der Diskussion um Akzeptanz und Vielfalt in der Gesellschaft.
Der Wille zur Veränderung
Tom Neuwirth ist ein eindrucksvolles Beispiel für den Einfluss, den Künstler auf die Wahrnehmung von Vielfalt und Akzeptanz haben können. Er zeigt, dass es in der Kunst nicht nur um Ruhm geht, sondern auch um die Möglichkeit, durch persönliche Erfahrungen und Einsichten positiv zu beeinflussen und Veränderung herbeizuführen. In einer Zeit, in der die Stimmen aus der queeren Community immer lauter werden, bleibt Neuwirth ein inspirierendes Vorbild für viele.