Der anhaltende Konflikt im Nahen Osten hat nicht nur die dort lebenden Menschen betroffen, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die jüdische Gemeinschaft in der Steiermark. Die Sorgen und Ängste, die miteinander verbundene Gruppen empfinden, gehen über die letzten militärischen Auseinandersetzungen hinaus und spiegeln ein tieferes gesellschaftliches Problem wider.
Elie Rosen, Präsident der jüdischen Gemeinde in Graz, berichtet von einer zunehmend feindlichen Atmosphäre. Immer mehr Mitglieder seiner Gemeinschaft sehen sich Beschimpfungen und Drohungen ausgesetzt. Anfeindungen, die oft in erschreckend aggressiven Mails ihren Ausdruck finden, scheinen zugenommen zu haben. „Wir erleben einen erhöhten Sicherheitsbedarf und stehen im ständigen Kampf gegen antisemitische Hassäußerungen“, erklärt Rosen. Die Unterschiede zwischen einer integralen Gesellschaft und der jüdischen Gemeinschaft, die als separate Gruppe wahrgenommen wird, verstärken die gefühlte Isolation.
Politisches Versagen und Boykottaufrufe
Die politische Unterstützung, so erwartet er, lasse oft zu wünschen übrig. Elie Rosen betont, dass klare Stellungnahmen der Politik in diesen angespannten Zeiten fehlen. Im Vergleich zu anderen Regionen Österreichs, sei die Situation in Graz zwar besser, dennoch bleibt das Gefühl, von der Gesellschaft im Stich gelassen zu werden. Ein Vorfall in Salzburg, bei dem ein Dienstleister öffentlich erklärte, keine Dienstleistungen für „Mörder und Kindesmörder“ erbringen zu wollen, kommt dabei als besonders besorgniserregend hervor. Rosen vergleicht diese Haltung mit den Boykottaufrufen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Die eskalierende Gewalt und die schwierigen Umstände in Gaza beschäftigen nicht nur die jüdische Gemeinde, sondern auch jene, die familiäre Verbindungen zu dem umkämpften Gebiet haben. Israa Elhaddad, Studentin in Graz, fühlt sich durch die aktuelle Situation stark betroffen. Ihre Familienmitglieder leben noch immer in Gaza. „Jeder Tag sind wir mit dem Schrecken konfrontiert. Die Menschen dort leiden unter extremen Bedingungen, sie machen Genozid durch, das kann ich nicht anders ausdrücken“, schildert sie die Lage ihrer Verwandten. Während die militärische Offensive Israels als Reaktion auf die Angriffe der Hamas nicht zu leugnen ist, sieht sie auch die humanitären katastrophalen Auswirkungen der Auseinandersetzungen als Skandal an.
Das Streben nach Frieden
Beide, sowohl Elie Rosen als auch Israa Elhaddad, wünschen sich eine Waffenruhe. „Der Frieden scheint eine sehr illusorische Vorstellung zu sein“, meint Rosen, und verweist auf die Notwendigkeit, dass beide Seiten endlich an einem Tisch zusammenkommen müssen. „Der Wunsch nach Frieden bleibt jedoch oft unerfüllt, denn wir sehen, dass eine echte Waffenruhe von der Hamas nicht akzeptiert wird, was bedeutet, dass die Gewalt weiterhin anhält.“
Die Erfahrungen und Ängste, die sowohl die jüdische als auch die palästinensische Seite in diesem Konflikt machen, zeigen, wie komplex und vielschichtig das Thema ist. Die Politik muss hier dringend handeln und klare Signale setzen, um eine positive Entwicklung in der Region zu fördern. In der Zwischenzeit bleibt der Wunsch nach Ruhe und Frieden bei vielen Menschen in Graz und darüber hinaus unerfüllt. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Situation weiter entwickeln wird und ob die Stimme des Dialogs in Zukunft Gehör finden kann und wird, wie steiermark.orf.at berichtet.
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