
In Graz hat ein aufsehenerregender Gerichtsprozess begonnen, der eine 15-Jährige im Mittelpunkt hat, die wegen versuchten Mordes angeklagt ist. Die Staatsanwaltschaft sieht eine schwere Straftat, während die Verteidigung der Auffassung ist, es handele sich nur um Körperverletzung. Der Fall ist nicht nur brisant, sondern wirft auch Fragen zu den Umständen und der Entwicklung der Angeklagten auf.
Der Vorfall, über den nun verhandelt wird, ereignete sich am 1. Juni, als die Jugendliche ein anderes Mädchen mit einem Messer verletzte. Um die Tragweite dieses Ereignisses zu verstehen, muss jedoch auf die Monate davor geschaut werden. Im Februar wurde die 15-Jährige von mehreren Mädchen in eine Falle gelockt und brutal angegriffen. Berichten zufolge wurde sie mit Schlägen und Tritten, sogar mit einer Eisenstange, misshandelt und ihre Haare sowie Kleidung in Brand gesetzt. Solche Gewalttaten sind nicht nur erschütternd, sie hinterlassen auch weitreichende psychologische Spuren.
Anschläge und ihre Folgen
Der Vater des Mädchens erklärte, dass die erlebte Gewalt bei seiner Tochter große Angst hinterlassen habe. Diese Angst führte dazu, dass sie sich nur noch mit einem Messer aus dem Haus traute. Diese tiefsitzenden Ängste und das Trauma wurden in der Folge zu einem entscheidenden Faktor für das später eingeleitete Geschehen. Am besagten Tag im Juni kam es zu einem Treffen auf dem Grazer Jakomini Platz, wo es zur Konfrontation mit einem ihrer Peiniger kam. Die Angeklagte gab an, dass ihr Opfer sie gewaltsam in das Haus gelockt habe, wo sie zuvor angegriffen worden war.
In diesem Zustand der psychischen Anspannung und Angst forderte sie eine Entschuldigung, welche die andere Jugendliche allerdings verweigerte. Daraufhin stach die Angeklagte in einem impulsiven Moment zu. Ihr Anwalt verteidigte die Handlung als „Denkzettel“, was darauf hindeutet, dass nicht die Absicht war, zumindest nicht der Tod des anderen Mädchens, sondern vielmehr eine Art Vergeltung. „Ich stech dir in den Popo und du wirst Schmerzen haben und lange an mich denken“, zitiert der Anwalt seine Mandantin. Für ihn war der Gedanke an einen Mord nie präsent.
Umstrittene Beweise
Ein bedeutender Aspekt des Prozesses sind die Aufzeichnungen, die in der Haftzelle der Angeklagten entdeckt wurden. Diese Notizen enthalten belastende Aussagen über ihr Umfeld und stellen die Frage, wie sie sich fühlt und denkt. Ihr Anwalt sieht diese Aufzeichnungen jedoch nicht als belastendes Tagebuch, sondern vielmehr als private Gedanken, die in einem Moment der Verzweiflung niedergeschrieben wurden. Diese Materialien könnten den Prozess erheblich beeinflussen, auch wenn der Verteidiger versucht, deren Zulassung als Beweismittel zu verhindern.
In dem turbulenten Verfahren wurde die Einvernahme hinter verschlossenen Türen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführt. Ein Urteil wird noch am Donnerstag erwartet, und es bleibt abzuwarten, wie die Richterin die komplexen Umstände berücksichtigen wird.
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