In der kalten Jahreszeit breitet sich das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) vor allem bei Kleinkindern rasch aus und führt häufig zu Spitalsaufenthalten. Die Kinderklinik der Medizinischen Universität Graz hat in den letzten Jahren umfassende epidemiologische Daten über RSV gesammelt. Diese Informationen wurden im Rahmen der „Praevenire Gesundheitstage“ von Volker Strenger präsentiert, dem Leiter der Klinik.
Die Kinderklinik in Graz ist eine der größten ihrer Art und bietet einen klaren Überblick über Erkrankungen in der Region. Die Forscher, unter der Leitung von Sever Yildiz Gülsen, haben eine Studie durchgeführt, die die Auswirkungen von RSV auf die Gesundheit von Babys und Kleinkindern über sieben unterschiedliche Krankheitssaisonen analysiert. Dabei wurden alle Patienten unter fünf Jahren untersucht, die aufgrund eines nachgewiesenen RSV-Erkrankungsfalles ins Krankenhaus eingeliefert wurden.
Wirtschaftliche Auswirkungen der RSV-Erkrankungen
Eine der bemerkenswertesten Erkenntnisse der Studie zeigt, dass jede fünfte Krankenhausaufnahme von Kleinkindern mit Atemwegserkrankungen auf RSV zurückzuführen ist. Das macht insgesamt 7,9 Prozent aller Hospitalisierungen aus, was wiederum 3,3 Prozent der Kosten für die Behandlung von pädiatrischen Erkrankungen ausmacht. Die finanziellen Belastungen belaufen sich jährlich auf etwa zwei Millionen Euro.
Die Mehrheit der wegen RSV behandelten Patienten war vorher gesund und über 70 Prozent waren im ersten Lebensjahr. Dies hebt die Gefährdung der so jungen Patienten hervor und unterstreicht die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen.
Neuartige Präventionsmöglichkeiten
Mit Beginn der RSV-Saison 2023/24 stehen nun verschiedene neue Impfoptionen zur Verfügung. Eine der empfohlenen Maßnahmen ist die Impfung von Schwangeren zwischen der 24. und 36. Schwangerschaftswoche, um den Neugeborenen immun zu schützen. Patrick Stelzl, ein Spezialist der Kepler Universität in Linz, stellte fest, dass eine der größten Gefahren für Babys in der ersten Lebensphase von RSV ausgeht, da deren Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Durch die Übertragung von Antikörpern von der Mutter während der Schwangerschaft können Neugeborene besser geschützt werden.
Zusätzlich zu den Impfungen wird auch die Einführung eines Medikaments zur passiven Immunisierung von Babys gegen RSV erwartet. Diese monoklonalen Antikörper könnten die Anfälligkeit der Säuglinge in den ersten Lebensmonaten erheblich senken.
Impfung in Österreich: ein notwendiger Schritt
Die Effektivität der RSV-Impfung während der Schwangerschaft zeigt vielversprechende Ergebnisse. In Studien hat sich herausgestellt, dass der Schutz vor RSV-Erkrankungen in den ersten drei Monaten nach der Geburt bei über 81 Prozent liegt und auch nach sechs Monaten sehr hoch bleibt. In vielen Ländern, darunter die USA und Argentinien, wird die Kostenübernahme für diese Impfungen bereits in vollem Umfang gewährt. In Österreich jedoch bleibt die Impfleistung bislang unausgefüllt und somit nicht kostenlos.
Die Experten rufen dazu auf, die Wichtigkeit dieser Impfungen zu betonen, nicht nur für RSV, sondern auch für andere gefährliche Erkrankungen wie Pertussis oder Influenza, die ebenfalls ernsthafte Komplikationen bei Neugeborenen verursachen können. Grazer Fachärzte fordern eine bessere Aufklärung und Durchführung dieser Impfungen, um die Gesundheit von Müttern und Babys langfristig zu schützen.