Graz

Parkring 4: Ein Blick auf die dunkle Vergangenheit der Grazer Polizei

Im Grazer Parkring 4, einst Gestapo-Hauptquartier, deckten Historiker um Barbara Stelzl-Marx die schockierende Rolle der Polizei im Nationalsozialismus auf – eine düstere Vergangenheit wird jetzt sichtbar!

Im Herzen von Graz, direkt am Parkring 4, befindet sich die Landespolizeidirektion Steiermark, ein Gebäude, das viele Bürgerinnen und Bürger als Anlaufstelle für Passanträge oder Führerscheine kennen. Doch unter der Oberfläche verbirgt sich eine tragische Geschichte: In der Zeit des Nationalsozialismus war dieses Gebäude der Sitz der Gestapo, der Geheime Staatspolizei, die für die Überwachung und Verfolgung von Gegnern des Regimes verantwortlich war.

Ein Team von Historikern unter der Leitung von Professorin Barbara Stelzl-Marx vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung hat in den letzten zwei Jahren intensiv an diesem dunklen Kapitel gearbeitet. Die Rolle der Polizei während des Nationalsozialismus wurde bisher in der wissenschaftlichen Forschung weitgehend vernachlässigt. Dank der Unterstützung des Innenministers Gerhard Karner (ÖVP), der den Zugang zu Archivunterlagen ermöglicht hat, konnte das Team neue Erkenntnisse gewinnen und ein umfassendes Werk mit über 800 Seiten erstellen, das die Exekutive und ihr Verhalten in dieser schrecklichen Zeit beleuchtet.

Die dunkle Geschichte der Polizei

Ein zentrales Thema in der Arbeit ist die Frage, welche Rolle die Polizei im Holocaust spielte. Stelzl-Marx stellt fest, dass die Polizei nicht nur ein kleines Rädchen im Räderwerk des NS-Regimes war, sondern eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Gewalt und der Massenmorde einnahm. Rund ein Drittel der Polizeibeamten waren Mitglieder der NSDAP, der SA oder der SS. Zu Beginn der Nachkriegszeit wurden viele von ihnen als „belastet“ eingestuft, aber die Entnazifizierung in Österreich war in der Praxis oft ineffektiv, sodass viele Polizisten schnell in den Dienst zurückkehren konnten.

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Die Ausstellung „Hitlers Exekutive“, die ab Mittwoch im GrazMuseum zu sehen sein wird, geht gezielt auf diese Themen ein. Die Kuratorin Martina Zerovnik wird die Zeit zwischen 1938 und 1945 erforschen und fragt, wie die Polizei Verbrechen begangen hat und welche Grenzen es für Gehorsam und Polizeigewalt gibt. Fragen, die auch in der heutigen Zeit relevant sind.

Persönliche Geschichten und historische Aufarbeitung

Die Forschung hat auch individuelle Schicksale ans Licht gebracht. Eine bemerkenswerte Figur ist Gustav Schwarzenegger, der Vater des Schauspielers Arnold Schwarzenegger. Gustav diente während des Krieges als Gendarm in der Region Graz und nahm an verschiedenen militärischen Einsätzen teil. Das Simon Wiesenthal Center wurde bereits 1990 beauftragt, seinen Kriegseinsatz zu untersuchen. Laut der Forschung konnte jedoch kein konkreter Beweis für seine Beteiligung an Kriegsverbrechen gefunden werden, und nach dem Krieg galt er als „unbelastet“.

Diese historischen Aufarbeitungen sind nicht nur wichtig für das Verständnis der Vergangenheit, sondern sie eröffnen auch einen Dialog über die Grenzen des polizeilichen Handelns und die Verantwortung von Beamten in kritischen Zeiten. Fragen nach dem individuellen Handlungsspielraum und den moralischen Dilemmata werden in der Ausstellung sowie in der wissenschaftlichen Publikation behandelt, die auch die notwendigen kritischen Reflektionen anregt.

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Quelle/Referenz
kurier.at

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