Graz

Nina Kaiser: Mit interdisziplinärer Forschung gegen die Kriminalität

Juristin Nina Kaiser hebt in Graz die Kriminalwissenschaften mit einem neuen Zentrum auf das nächste Level und vereint Expertise für die Aufklärung und Verhinderung von Verbrechen!

In der heutigen Zeit, in der Verbrechen nicht nur in den Nachrichten, sondern auch in vielen Filmen und Serien zum Alltag gehören, haben Experten wie die Juristin Nina Kaiser die Aufgabe, Verbrechensaufklärung innovativ und interdisziplinär zu gestalten. Kaiser hat sich nicht nur für die Klärung von Verbrechen eingesetzt, sondern auch für die Prävention – und das geht weit über die Arbeit des Einzelnen hinaus. Sie ist maßgeblich am Aufbau eines neuen Forschungszentrums beteiligt, das auf den Grundsätzen des berühmten Kriminalisten Hans Gross basiert, der Anfang des 20. Jahrhunderts an der Universität Graz eine Debatte über die Wissenschaft der Kriminalistik angestoßen hat.

Die Universität Graz, die diesen Pionier anerkannte, lässt seit Juni 2021 Kaiser mit der Leitung des Hans-Gross-Zentrums für interdisziplinäre Kriminalwissenschaften betraut. Dieses Zentrum wird als Brücke zwischen verschiedenen Disziplinen fungieren, um ein umfassendes Verständnis von Verbrechen zu ermöglichen, das weit über die bloße rechtliche Betrachtung hinausgeht. „Kriminalität ist ja nicht nur eine juristische Angelegenheit“, erklärt Kaiser, „sondern betrifft verschiedenste Bereiche wie Psychologie und Soziologie.“

Das Ziel interdisziplinärer Forschung

Der interdisziplinäre Ansatz des Zentrums hat als Hauptziel, die verschiedenen Methoden und Sprachen der beteiligten Fachrichtungen zu harmonisieren. Dabei wird auch der Austausch zwischen Kriminologen, Psychologen, Forensikern und Juristen gefördert. „Unsere Forschung betrachtet diese Schnittstellen explizit, um Verständnisschwierigkeiten zu erkennen und Kooperationen zu optimieren“, so Kaiser über die Ambitionen des Zentrums. Damit soll eine Art „One-Stop-Shop“ entstehen, der alle notwendigen Expertisen bündelt, um effektive Strategien gegen Verbrechen zu entwickeln und die Lehre weiterzubringen.

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Kaisers Arbeit hebt hervor, dass der moderne Justizansatz nicht auf Vergeltung abzielt, sondern auf Prävention und eine individuelle Anpassung der Strafen. „Das Gesetz verlangt, dass die Strafe auf den individuellen Täter zugeschnitten ist“, erklärt sie weiter. In einer vom Land Steiermark geförderten Studie wird untersucht, wie Richter zu ihren Entscheidungen bei der Strafzumessung gelangen und welche Rolle Intuition dabei spielt. Es wird deutlich, dass viele dieser Überlegungen oft unbewusst getroffen werden, was die Forschung zusätzlich herausfordernd und interessant macht.

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Kaisers Arbeit an dem Zentrum ist die internationale Zusammenarbeit. So läuft bis 2027 ein Projekt mit dem Institut für vergleichendes und europäisches Strafrecht der New Vision University in Tiflis, Georgien, sowie der Medizinischen Universität Graz. Dieses Projekt fokussiert sich auf die Prävention und Bekämpfung von häuslicher Gewalt gegen Frauen und Mädchen und entwickelt interdisziplinäre Ausbildungsprogramme für Juristen und Ersthelfer, darunter Polizisten und Sozialarbeiter. „Hierzu bündeln wir unser Wissen und unsere Erkenntnisse, um wirksame Präventionsmaßnahmen zu etablieren“, erläutert sie.

Nina Kaiser, die ursprünglich im Bereich soziale Arbeit tätig sein wollte, engagiert sich auch außerhalb ihrer beruflichen Verpflichtungen ehrenamtlich als Bewährungshelferin. „Ich finde es spannend, unterschiedliche Perspektiven einnehmen zu können“, sagt die 31-Jährige, die betont, wie wichtig es ist, auch abseits der Forschung und Lehre in der Praxis tätig zu sein. Ihre Leidenschaft für den Sport und Reisen hilft ihr zudem, den Kopf frei zu bekommen.

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Zur Person

Nina Kaiser (31) hat 2020 an der Uni Graz in Rechtswissenschaften promoviert. Seit Juni 2021 ist sie als Postdoc am Institut für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie der Uni Graz tätig und hat dort das Konzept für das Hans-Gross-Zentrum umgesetzt.

Alle Beiträge unter: www.diepresse.com/jungeforschung

Quelle/Referenz
diepresse.com

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