Bei einem kürzlich stattgefundenen Kongress zur Klimakommunikation in Graz haben Experten aus verschiedenen Fachbereichen einen dringenden Aufruf verkündet: Es ist Zeit für einen Wandel in der Art und Weise, wie über Klima- und Umweltthemen kommuniziert wird. Diese Forderung wird von Fachleuten aus Wissenschaft, Journalismus und Nichtregierungsorganisationen unterstützt, die sich unter dem Banner der Grazer Charta vereint haben. Unter den Unterzeichnenden befindet sich auch Cornelia Betsch, Professorin für Gesundheitskommunikation an der Universität Erfurt.
Betsch erklärte, dass das Hauptziel dieser Charta darin besteht, neue Leitlinien für die Klimakommunikation zu schaffen, die Menschen motivieren und aktivieren sollen, um sowohl gesellschaftliche als auch persönliche Veränderungen herbeizuführen. Die Charta richtet sich insbesondere an Institutionen, die in der Diskussion um Klimaschutz aktiv sind, und bietet ihnen Orientierung in der politischen Debatte über klimarelevante Themen. „Wir freuen uns, dass wir nun eine Art Wegweiser für die praktische Kommunikation haben“, sagte Betsch, die auch die Bedeutung der Charta für Fachleute wie Klimaschutzbeauftragte und Verkehrsexperten hervorhob.
Desillusionierung und Chancen
In Anbetracht der aktuellen politischen Lage, sowohl in Deutschland als auch international, könnte man meinen, das Thema Klimaschutz sei in den Hintergrund gedrängt worden. Die Fridays-for-Future-Demos scheinen zu verblassen, und politische Parteien wie die Grünen tun sich schwer, ihre Positionen wirksam zu kommunizieren. „Steckt die Klimadebatte in der Sackgasse?“, so die Frage, die Betsch aufwirft. Sie betont jedoch, dass der Rechtsruck in der Politik auch eine Gelegenheit bieten kann, einen neuen Ansatz zur Diskussion über Klimaschutz zu finden. „Es gibt kaum etwas Konservativeres, als die Erde, von der wir alle abhängen, zu schützen“, fügte sie hinzu, während sie auf eine internationale Studie hingewies, die zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung mehr Klimaschutz von ihren Regierungen erwartet.
Betsch forderte dazu auf, aus den Fehlern vergangener Legislaturperioden zu lernen. Es sei wichtig, zu erfassen, wie unter besten Absichten Projekte in der Vergangenheit gescheitert sind und welche Kommunikationsstrategien wirksam waren. Diese Einsichten sind entscheidend, um die Maßnahmen und politischen Strategien für die Zukunft besser zu gestalten.
Die Rolle der Kommunikation
Auf dem Kongress wurde diskutiert, dass viele Menschen das Reden über Klimaschutz als polarisierend empfinden. Ständige, alarmierende Warnungen vor den negativen Folgen des Klimawandels können Angst erzeugen und lähmend wirken. Diese Art der Kommunikation hat oft nicht die gewünschte Wirkung erzielt. „Es ist nicht sinnvoll, nur auf die Risiken hinzuweisen, ohne Lösungen und Handlungsoptionen aufzuzeigen, die die Menschen ergreifen können“, erklärte Betsch. Sie wies auf die Widersprüche hin, die mit verschiedenen Maßnahmen verbunden sind, wie beispielsweise der Einsatz von Klimaanlagen, die zwar kurzfristige Erleichterung bringen, aber langfristig zur Erderwärmung beitragen können.
Um eine konstruktivere Kommunikationsstrategie zu entwickeln, ist ein Perspektivwechsel erforderlich. Anstatt die Kommunikation auf Angst zu basieren, sollte der Fokus auf Lösungen und positiven Handlungsoptionen liegen. Betsch betonte, dass es wichtig sei, den Menschen zu helfen, positiv in die Zukunft zu blicken. „Wir müssen anregen, über die verschiedenen Möglichkeiten nachzudenken, um Klimaziele zu erreichen“, sagt sie.
Zur Zeit wird am Institute for Planetary Health Behaviour die Handlungsbereitschaft der Menschen im Umgang mit der Klimakrise erforscht. Durch die Analyse von Verhaltensmustern und der Wahrnehmung von Unsicherheiten in der Klimaforschung können bessere Kommunikationsstrategien entwickelt werden. „Das Ziel ist es, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie nicht auf der Verliererseite stehen müssen“, so Betsch. Ihre Forschungsinitiativen zielen darauf ab, die Kommunikation zu optimieren, die dazu beiträgt, dass mehr Menschen aktiv am Klimaschutz teilnehmen.
Insgesamt zeigt die Grazer Charta einen neuen Weg auf, wie die Kommunikation über den Klimawandel gestaltet werden kann, um wirkliche Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken. Die Hoffnung ist, dass diese Initiative nicht nur in Deutschland, sondern auch international Beachtung findet und einen positiven Einfluss auf die Debatte über Klimaschutz und Umweltschutz ausübt.
Für weitere Informationen über die Diskussionen auf dem K3-Kongress sowie die Grazer Charta und ihre Zielsetzungen, lesen Sie den Artikel auf www.uni-erfurt.de.