Inmitten der Grazer Altstadt gibt es einen Ort, der in der heutigen Zeit ein wahres Glücksgefühl auslöst: die „Bar von Josefine“. Diese Kellerkneipe ist ein Rückzugsort, wo Handys keine Rolle spielen und die Gäste in eine andere Welt eintauchen können. Es ist fast schon ein kleines Wunder, in einer Welt voller ständiger Erreichbarkeit solche Oasen zu finden.
Hier findet nicht nur geselliges Beisammensein statt, sondern auch die kreative Zusammenarbeit von zwei talentierten Musikern: Niklas Mitteregger und Nick McCarthy. Es ist interessant zu hören, wie diese beiden, die sich keineswegs gesucht haben, zufällig zusammengefunden sind. Niklas, 17 Jahre jünger, war in seiner Jugend ein Fan von Franz Ferdinand – der Band, die Nick mitbegründete und in der er Gitarre spielte. Der entscheidende Moment für ihre Zusammenarbeit fand im Münchener Residenztheater statt, wo sie bei gemeinsamen Proben aufeinandertrafen und sich schnell ineinander verliebten – musikalisch gesehen.
Die Entstehung der Musik von Nitsch
Das kreative Duo begann, gemeinsam zu jammen, was wie ein natürlicher Prozess wirkte. Niklas beschreibt, dass ihre Art, Songs zu schreiben, sehr spontan ist. Ihnen geht es nicht darum, eine theoretische Grundlage zu erstellen oder sich bestimmten Genres zu verschreiben. Stattdessen lassen sie sich von der Inspiration des Moments leiten. „Wir versuchen, den Moment so zu nehmen, wie er ist“, sagt Niklas. Diese Authentizität spiegelt sich auch in ihrer Sprache wider. Der Hochdeutsch, den er auf der Theaterbühne spricht, wird beim Singen abgelehnt. „Ich singe gern und die Sprache kommt einfach anders rüber, wenn ich nicht versuche, mich zu verstellen“, erklärt er.
Die Liedtexte von Nitsch sind im Grazer Dialekt verfasst, der dem Wienerischen nahe steht. Manchmal blitzen Anklänge an den legendären Falco auf, den Niklas in seiner Kindheit verehrte. „In meiner Kindheit war der Falco ganz groß“, erzählt er. Doch die musikalische Reise führte ihn auch zu anderen Einflüssen, und mittlerweile hat er Falco erneut für sich entdeckt. Der Weg zu Musik war für Niklas schon immer wichtig: „Ich habe mit 16 begonnen, Musik zu machen.“ Die Überzeugung von Nick McCarthy fand dadurch seinen Anstoß.
Ihr Debütalbum umfasst elf Titel, die allesamt geerdete und einfache Namen besitzen, wie „Pupillen“, „Gassi“, „Spring“ und „Sauna“. Obwohl die Titel zunächst wenig Romantik vermuten lassen, sind die Songs tiefgründig und romantisch. Sie verkörpern die Gedanken eines Idealisten, der den emotionalen Aspekt des Lebens in der heutigen quantifizierenden Welt anprangert. Niklas betont: „Ich glaube, es ist wirklich wichtig, Gefühle zeigen zu können.“
Sein Wunsch ist es, die Menschen wieder für die Einen und Sowie zu öffnen. Er spiegelt damit die gegenwärtige Gesellschaft wider, in der das Zeigen von Emotionen oft als Schwäche angesehen wird. „Diese Welt ist gerade total am Arsch“, sinniert Niklas und fügt hinzu, dass eine enorme Angst herrscht, die oft schreckliche Auswirkungen nach sich zieht. „Wenn ich ernsthafte Songs schreiben würde, gäbe es dort keinen Spaß und keine Liebe.“ Doch genau das ist es, was er erreichen möchte: eine Botschaft des Anstands und der Zuneigung zu vermitteln.
Diese Sichtweise ist keineswegs naiv. Niklas möchte zeigen, dass es auch schöne Seiten im Leben gibt, für die man kämpfen kann. Seine Musik ist ein Aufruf, die Schönheiten der Welt nicht aus den Augen zu verlieren. „Schau, es geht auch anders“, sagt er über seinen musikalischen Ansatz und betont, dass man nicht hassen muss, um sich auszudrücken. „Die gesamte Machowelt, in der wir uns befinden, ist mürbe und unangenehm.“ Dies sind Gedanken, die in den Texten von Nitsch hörbar werden.
Die Musik von Nitsch trägt nicht nur den Charakter des Moments in sich, sondern auch eine spielerische Leichtigkeit und Witz. Insofern ist die Musik nicht politisch im traditionellen Sinne. „Wenn es um Politik geht, dann hört der Spaß auf“, merkt Niklas an. Interessanterweise hat der österreichische Künstler Hermann Nitsch, der im selben Jahr verstorben ist, in dem Nitsch ihren ersten Song „Eh Ok“ veröffentlichte, nichts mit der Band zu tun. „Wir fanden den Namen einfach passend und wollten uns nicht mit der Namensgebung aufhalten“, schmunzelt Niklas.
Diese Fähigkeit, aus dem Moment heraus zu schöpfen, ist vielleicht das Geheimnis des Erfolges von Nitsch und verleiht ihrer Musik eine ansteckende Frische und Aufgeschlossenheit.