Die Einkaufsstraßen in österreichischen Innenstädten sehen sich immer häufiger mit einem unangenehmen Problem konfrontiert: Leerständen. Besonders in Kärnten wird die Lage zunehmend kritisch, wie Inga Horny vom Klagenfurt Marketing beschreibt. „Es ist ein riesiger Umbruch im Gange, was den Einzelhandel angeht“, erklärt sie. Das Bild wird durch hohe Mietpreise und zunehmend leere Geschäftsfronten geprägt.
Der Onlinehandel hat sich als ernstzunehmender Konkurrent etabliert, insbesondere im Textilbereich, wo Kunden vermehrt in digitale Shops statt in lokale Geschäfte wandern. Diese Trends wirken sich nicht nur auf die Verkaufszahlen aus, sondern erschweren auch die Vermietung von Ladenlokalen. Clemens Sagmeister, Obmann der Wirtschaftsgemeinschaft Bregenz, äußert Besorgnis über die verminderte Nachfrage für größere Geschäftsflächen, die nicht mehr zeitgemäß sind. „Lokale mit mehreren Etagen finden oft keinen Nachfolger“, so Sagmeister.
Die Herausforderungen des stationären Handels
Die Probleme gehen jedoch über den Onlinehandel hinaus. Laut Ines Delic, Standortberaterin bei Regioplan, sind die großen Flächen oft das Hauptproblem. „Weitere Flächenreduktionen und Insolvenzen sind zu erwarten“, prophezeit sie. Diese Situation betrifft sowohl große als auch kleine Städte, wobei in letzteren die Leerstände oft stärker wahrgenommen werden, was die Nahversorgung gefährden könnte.
Ein zusätzliches Hindernis sind schlechte Bausubstanzen bei Handelsimmobilien. Horny betont, dass einige Flächen in so schlechtem Zustand sind, dass sie nicht vermietbar sind. Das betrifft unter anderem angrenzende Sanitäranlagen und fehlende Aufenthaltsräume für Mitarbeiter. Hier könnte eine Neuorientierung in der Wohnraumpolitik helfen. „Innenstädte sollten wieder attraktiv als Wohnräume gestaltet werden“, schlägt Horny vor. Ein neuer Mix aus Einkaufsmöglichkeiten könnte außerdem die Kundenfrequenz erhöhen.
Die Situation ist nicht nur auf Klagenfurt beschränkt. Städte wie Wien und Salzburg sehen sich ebenfalls mit wachsenden Leerständen konfrontiert. In Salzburg beispielsweise gibt es in der Getreidegasse einen Leerstand von etwa 3,5 Prozent, während die Innenstadt eine Quote von 7 Prozent aufweist. Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind die zahlreichen Souvenirläden und Pop-up-Stores, die zunehmend herkömmliche Geschäfte ersetzen. CBRE-Experte Christoph Oßberger fordert ein Umdenken: „Die Einkaufsstraße wird entwertet, man sollte aktiv dagegensteuern.“
In Innsbruck gibt es derzeit kaum Leerstände, was auf einen funktionierenden Städtetourismus zurückzuführen ist. Michael Perger vom Zentrumsverein betont jedoch die Notwendigkeit, die Schaffung neuer Handelsflächen am Stadtrand zu vermeiden. Auch Graz kämpft mit den Herausforderungen im Einzelhandel. Mit einem Leerstand von 3,2 Prozent in der A-Lage schneidet die Stadt relativ gut ab, dennoch ist die Verkaufsfläche seit 2014 deutlich geschrumpft. Viele der ehemaligen Verkaufsflächen findet man jetzt in anderer Nutzung.
Die Entwicklungen im Einzelhandel in Kärnten spiegeln die Gesamtproblematik wider, die sich über ganz Österreich erstreckt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiterentwickeln wird und welche Lösungen gefunden werden, um die Innenstädte und ihren Einzelhandel zu revitalisieren. Mehr dazu können Sie in einem Bericht auf www.5min.at nachlesen.