Die Architekturwelt hat einen herausragenden Kopf verloren. Colin Fournier, der legendäre Architekt des Kunsthauses Graz, ist im Alter von 80 Jahren in Paris verstorben. Fournier, der zusammen mit seinem Partner Peter Cook an diesem ikonischen Bauwerk gearbeitet hat, hinterlässt ein Erbe, das weit über die Grenzen Österreichs hinaus strahlt. Das Kunsthaus Graz, ein Meisterwerk der zeitgenössischen Architektur, ist mehr als nur ein Gebäude; es ist ein Symbol für das innovative Denken, das Fournier während seiner gesamten Karriere verkörperte.
„Er hat das Kunsthaus zu einem unvergleichlichen Wahrzeichen gemacht, das sowohl Architektur als auch zeitgenössische Kunst vereint“, sagte Andreja Hribernik, Direktorin des Kunsthauses Graz. Ihre Worte spiegeln die tief empfundene Trauer wider, die viele in der Architektur- und Kunstszene nun empfinden. Fournier wurde nicht nur für seine Ideen geschätzt, sondern auch für seine Fähigkeit, mit seiner Architektur Emotionen zu wecken. Zu feiern war sein kreatives Schaffen, während man sich gleichzeitig seiner Abwesenheit bewusst wird.
Ein Meilenstein für Graz
Das Kunsthaus, das oft als „lebender Alien“ bezeichnet wird, ist von solch einzigartiger Gestalt, dass es sowohl Bewunderung als auch Verwirrung hervorruft. „Sein ‚lebender Alien‘ war für ihn ein erweiterbarer Prozess“, fügte Katrin Bucher Trantow, Chefkuratorin des Kunsthauses, hinzu. Diese Aussage verdeutlicht nicht nur die künstlerische Vision von Fournier, sondern auch seinen Glauben an den nachhaltigen Einfluss von Architektur auf die Gesellschaft. Seine Designs waren nicht statisch, sondern lebendige, atmende Entitäten, die sich konstant weiterentwickeln konnten.
Landeshauptmann Christopher Drexler würdigte Fournier als „wesentlichen Architekten“, dessen Werk das Gesicht der Steiermark geprägt hat. Er bezeichnete das Kunsthaus als ein „architektonisches Aushängeschild“, das auch nach seinem Tod eine bedeutende Rolle in Graz spielen wird. Diese Ansichten teilen viele, einschließlich Stadtrat Günter Riegler, der betonte, dass die architektonische Geste von Peter Cook und Colin Fournier das Stadtbild, das wir heute sehen, erheblich bereichert hat.
Ein Leben im Dienste der Architektur
Colin Fournier wurde 1944 in London geboren und besuchte die renommierte Ecole Nationale Supérieure des Beaux Arts in Paris sowie die Architectural Association School of Architecture in London. Seine avantgardistischen und experimentellen Ansätze revolutionierten das Verständnis von Raum und Form. Neben dem Kunsthaus Graz hat Fournier Projekte in Saudi-Arabien und Paris realisiert und war Professor emeritus an der Bartlett School of Architecture in London. Er hatte auch Gastprofessuren an der Chinesischen Universität von Hongkong inne, wo er sein Wissen und seine Kreativität weitergab und eine neue Generation von Architekten inspirierte.
Fournier war ein Mitglied der radikal-experimentellen Gruppe Archigram und hat mit seinen innovativen Designs Maßstäbe für die zeitgenössische Baukunst gesetzt. Sein „Open Cinema“-Projekt, das international präsentiert wurde, ist nur ein Beispiel für seine Fähigkeit, Grenzen in der Architektur auszuloten. In seinen Arbeiten vereinte er organische Formen mit neuartigen Materialien und stellte so die Konventionen auf den Kopf.
Die Nachricht von seinem Tod hat die Gemeinschaft der Architekten und Künstler weltweit erschüttert. Fournier hat nicht nur immer wieder die Standards der Architektur in Frage gestellt, sondern auch gezeigt, wie wichtig es ist, dass Bauwerke in die Kultur und das Leben der Menschen integriert werden. Der einzigartige Stil und die Vision von Colin Fournier werden in der Architekturgeschichte einen bleibenden Eindruck hinterlassen.