Der österreichische Politiker Herbert Kickl, ein prominentes Mitglied der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), zeigt sich im aktuellen Wahlkampf in einem Licht, das die öffentliche Wahrnehmung seiner Rolle radikal verändern könnte. Anstatt sich in die üblichen staatstragenden Plakatkampagnen einzufügen, präsentiert sich Kickl als Symbol eines einheitlichen Volkswillens. Diese Inszenierung weckt Assoziationen an den Begriff des „Volkskanzlers“, der eine düstere geschichtliche Vergangenheit hat.
Der Begriff selbst stammt aus den frühen 1930er-Jahren und wurde häufig mit Adolf Hitler in Verbindung gebracht. Die Verwendung des Begriffs in der Gegenwart ist nicht zufällig. Ähnlich wie die historischen Nationalsozialisten, die sich als Vertreter des „wahren“ Volkes inszenierten, bedient sich Kickl einer Rhetorik, die an frühere autoritäre Tendenzen erinnert. Viktor Klemperer, ein Linguist und Dokumentarist der Sprache des Dritten Reiches, hat bereits im Jahr 1933 bemerkt, dass der „Volkskanzler“ ein gefährlicher Begriff ist, den man mit einem Begriff wie „Schutzhaft“ assoziieren sollte. Diese geschichtlichen Verknüpfungen sind für die FPÖ offenbar nicht von Bedeutung, obwohl sie historisch belastet sind.
Die FPÖ und ihre Sprachwahl
Die Freiheitlichen wissen, wie wichtig Sprache in der Politik ist. Der Begriff „Volk“ wird von der Partei nicht nur verwendet, um eine Verbindung zur Wählerschaft herzustellen, sondern auch, um eine Art von Einheitlichkeit und Stärke zu suggerieren. Diese Strategie ist nicht neu, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte autoritärer Regime, die oft ihre Macht mit Begriffen wie „Volkswillen“ legitimiert haben.
Kickls Auftritt im Wahlkampf hat bei vielen Beobachtern Besorgnis ausgelöst. Die bewusste Auswahl von Begriffen, die in der politischen Landschaft eine brisante Geschichte haben, lässt aufhorchen. Indem er sich als Anführer des „Volks“ inszeniert, erweckt er den Eindruck, dass er allein im Interesse des Volkes handelt, während er möglicherweise weitreichende politische Konsequenzen in Kauf nimmt. Dies stellt nicht nur einen Bruch mit den Traditionen demokratischer Werte dar, sondern schafft auch eine gefährliche Grundlage für künftige politische Entwicklungen.
Die FPÖ zeigt über Jahre hinweg, dass sie keine Hemmungen hat, provokante Aussagen in ihren Wahlprogrammen zu verankern. Ob bewusst oder unbewusst, die Partei hat eine Taktik entwickelt, die auf provokativen Begriffen basiert, um Aufmerksamkeit zu erregen und Zustimmung zu bekommen. Kickls Rolle in diesem Szenario wird klarer, wenn man die geschichtlichen Parallelen betrachtet. Die bewusste Unterschätzung der Gefahren, die von solchen Rhetoriken ausgehen, könnte fatale Auswirkungen haben.
Ein weiteres Beispiel für diese gefährliche Sprachwahl ist die Verwendung des Begriffs „Volkskanzler“ in Kombination mit der Abgrenzung von etablierten politischen Institutionen. Hierbei wird eine Dichotomie zwischen dem „Volk“ und der „Elite“ geschaffen, was eine erprobte Strategie in der politischen Rhetorik darstellt, um gesellschaftliche Spannungen zu schüren und eine Identität zu formen, die in der Verteidigung autoritärer Ideale wurzelt.
Die FPÖ steht vor der Herausforderung, einerseits ihre Wählerschaft zu mobilisieren und andererseits die Risiken ihrer Rhetorik zu managen. Die Aufmerksamkeit, die Herbert Kickl mit seiner Sprache erzeugt, ist sowohl Segen als auch Fluch. Während er bei Anhängern für Begeisterung sorgen mag, könnten sich kritische Stimmen immer lauter zu Wort melden, die vor der Wiederholung historischer Fehler warnen.