In Graz wurde am Dienstag ein beeindruckendes Zeichen des Gedenkens gesetzt. Insgesamt wurden 39 Stolpersteine auf dem Campus der Medizinischen Universität verlegt. Dieses europaweite Projekt hat das Ziel, an die Schicksale jener Menschen zu erinnern, die während des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet oder sogar in den Suizid getrieben wurden. Mit jedem einzelnen dieser Steine wird die Geschichte von Menschen gewürdigt, deren Leben durch das brutale Regime der Nazis zerstört wurde. In Graz sind bereits mehrere solcher Gedenksteine installiert worden, was die Stadt zu einem wichtigen Ort des Erinnerns macht.
Die Stolpersteine stehen nicht nur für die Einzelgeschichte der Verfolgten, sondern auch für die kollektiven Erfahrungen der jüdischen Gemeinschaft und anderer Opfer. Sie sollen sowohl die Gräueltaten der Vergangenheit sichtbar machen, als auch in die Herzen der Menschen wirken, um sie zum Nachdenken über Respekt, Toleranz und Menschlichkeit anzuregen, wie es Rektorin Andrea Kurz der MedUni Graz bei der Verlegungszeremonie formulierte.
Die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Medizin
Besonders betroffen waren die Studierenden an der medizinischen Fakultät der Universität Graz. Im Jahr 1938 wurden zahlreiche jüdische junge Menschen von den Nationalsozialisten aus ihrem Studium und ihrer Heimat vertrieben. Diese schmerzhaften Erinnerungen wurden durch die Stolpersteine jetzt wieder ins Bewusstsein gerückt, und die Namen dieser jungen Menschen wurden erneut ausgesprochen. Ihr Verlust und die Ungerechtigkeit, die ihnen widerfahren ist, dürfen nicht in Vergessenheit geraten.
Einer der Verfolgten war Viktor Loewi, Sohn des Nobelpreisträgers Otto Loewi. Trotz seines erfolgreich abgeschlossenen Medizinstudiums musste er eine Verzichtserklärung abgeben, um in seinem Beruf arbeiten zu dürfen. Seine Lage verdeutlicht, wie schrecklich die Repressionen gegen jüdische Familien waren, selbst gegenüber angesehenen Wissenschaftlern. Loewis Vater, der 1936 für seine bedeutenden Beiträge zur Neurophysiologie ausgezeichnet wurde, war nicht in der Lage, seine Familie vor den brutalen Folgen des Naziregimes zu schützen.
Die Stolpersteine sind ein wichtiger Teil des Gedenkens. Einige der vertriebenen Studierenden schafften es, nach der Emigration ihre Ausbildung fortzusetzen und wurden später in ihren neuen Heimatländern zu geachteten Vertretern ihres Faches. Zu diesen Beispielen gehören Hans Herlinger, Izrael Hochmann, Otto Pollak, Hans Rottenstein und Gustav Singer – Persönlichkeiten, die die grausame Vertreibung überwunden haben und dennoch bemerkenswerte Beiträge zur Medizin leisteten.
Momentan stehen die Stolpersteine nicht nur als Mahnmal, sondern auch als Aufruf an die heutigen Generationen. Die Verlegungszeremonie war mehr als nur eine Erinnerung; sie setzte ein starkes Zeichen zu einem respektvollen und toleranten Miteinander. In der heutigen Gesellschaft sind solche Erinnerungen besonders wichtig, um die Lehren der Geschichte niemals zu vergessen und um sicherzustellen, dass sich derartige Gräueltaten nicht wiederholen. Diese Initiativen sind entscheidend, um die Werte von Menschlichkeit und Respekt hochzuhalten, ganz im Geiste der Stolpersteine und deren bedeutender Botschaft.
Für weitere Details über die Bedeutung der Stolpersteine in Graz und die Geschichten der betroffenen Studierenden, siehe den Artikel auf steiermark.orf.at.