
Am 12. April 2025 um 11:00 Uhr findet im Rittersaal von Schloss Bruck in Lienz eine spannende Buchpräsentation statt. Der Titel des Werkes lautet „Schrift, Bild und Gedächtnis – Graffiti im Kontext einer Semiotik der gotischen Fresken in der Kapelle von Schloss Bruck“. Die Herausgeber Rudolf Ingruber und Harald Stadler erwarten eine lebendige Diskussion zu einem Thema, das nicht nur die Kunstgeschichte, sondern auch die Gesellschaft im Allgemeinen betrifft.
Bei der Präsentation wird kein herkömmliches Lesungsformat gewählt; stattdessen erwartet die Teilnehmer ein Gespräch mit den Autor:innen. Zu den bedeutenden Mitwirkenden gehören unter anderem der Kunsthistoriker und Dolomitenstadt-Autor Rudolf Ingruber sowie Vertreter des Bundesdenkmalamts und der Universität Innsbruck. Zudem wird die Masterarbeit von Anna Petutschnig hervorgehoben, die sich intensiv mit Graffiti beschäftigt hat, die in der Kapelle entdeckt wurden.
Forschung zu historischen Graffiti
Während ihrer systematischen Untersuchung im Winter 2017/2018 entdeckten zwei Studentinnen der Universität Graz insgesamt 780 Graffiti, die in Stein, Putz oder Holz eingeritzt sind und aus mehreren Jahrhunderten stammen. Diese grafischen Botschaften stellen nicht nur persönliche Anliegen dar, sondern auch ein historisches Phänomen, das weit in die Kulturgeschichte zurückreicht. Wie graffitiforschung.de betont, spiegeln Graffiti gesellschaftliche Normen wider und sind oftmals Ausdruck von Widerstand gegen etablierte Systeme.
Das Buch enthält außerdem Diskussionen aus einem internationalen Kolloquium, das im Oktober 2021 stattfand und zeigt die Graffiti-Forschung als ein junges, aber zunehmend wichtigeres Fachgebiet. Es werden auch die Codes der Graffiti und deren Verfasser, darunter der bekannte Künstler Franz von Defregger, thematisiert. Besonders interessant sind die Fragen zur zeitlichen Einordnung der Gestaltung der Kapelle durch Simon von Taisten, die im Buch behandelt werden.
Kulturelle Relevanz von Graffiti
Graffiti sind nicht nur ein einfaches Kunstphänomen, sondern sie bringen auch Licht in die sozialen Strukturen einer Gesellschaft. Sie haben sich als anarchische, ichbezogene Botschaften etabliert, die oft polarisieren und sowohl Unterstützung als auch Ablehnung erfahren. Historisch gesehen gab es zahlreiche Versuche der Obrigkeit, Graffiti zu bekämpfen, was häufig zu Trotz und Widerstand unter den Graffiti-Akteuren führte. Inzwischen haben einige Behörden ihre Taktik geändert und setzen auf Annäherung und staatliche Förderung von Graffiti.
Das Buch gibt Einblicke in diese komplexen Zusammenhänge und zeigt, dass es auch im Kontext der Graffiti-Forschung viele Fragen gibt, die noch offen sind. Der Eintritt zur Buchpräsentation ist frei und bietet allen Interessierten die Möglichkeit, mehr über dieses interessante Thema zu erfahren. Görz, die derzeit europäische Kulturhauptstadt, wird in dieser Präsentation jedoch nicht vertreten sein, was die Diskussion um die kulturelle Bedeutung von Graffiti umso interessanter macht.
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